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30. Juli 2025
So gelingt Maklern die weltweite Absicherung von Risiken
So gelingt Maklern die weltweite Absicherung von Risiken

So gelingt Maklern die weltweite Absicherung von Risiken

Für Versicherungseinkäufer in international agierenden Unternehmen lautet die Aufgabe: Risiken müssen weltweit abgesichert werden, und zwar rechtssicher, steuerlich sauber und auf das Risikoprofil des Mandanten zugeschnitten. Wie das zu meistern ist, erklärt Marcel Braun von hendricks Versicherungsmakler.

Ein Gastbeitrag von Marcel Braun, CEO hendricks GmbH Versicherungsmakler

Ob D&O-, Cyber- oder Vertrauensschadenversicherung – bei internationalen Versicherungsprogrammen stehen Versicherungseinkäufer zunächst vor der zentralen Frage: integriert, koordiniert oder hybrid?

Integrierte Programme bündeln lokale Deckungen unter einem globalen Mastervertrag. Sie versprechen Einheitlichkeit, zentrale Steuerung und vereinfachte Schadenbearbeitung, was besonders vorteilhaft ist, weil es die Verwaltung und Koordination der Versicherungen erheblich erleichtert. Durch die zentrale Steuerung können Unternehmen sicherstellen, dass alle lokalen Policen den gleichen Standards entsprechen und konsistente Bedingungen eines Versicherers bieten. Dies reduziert das Risiko von Deckungslücken und erleichtert die Schadenbearbeitung, da alle Ansprüche zentral verwaltet und bearbeitet werden können. Zudem ermöglicht es eine bessere Übersicht und Kontrolle über die gesamten Versicherungsaktivitäten des Unternehmens, was zu einer effizienteren Nutzung der Ressourcen und einer verbesserten Risikomanagementstrategie führt.

Koordinierte Programme setzen auf lokale Policen

Koordinierte Programme hingegen setzen auf eigenständige lokale Policen, die dezentral abgeschlossen, aber zentral koordiniert werden. Dies kann im Einzelfall besser zu lokalen Anforderungen oder politischen Rahmenbedingungen passen, weil sie eine größere Flexibilität bieten und es ermöglichen, spezifische lokale Gesetze und Vorschriften abzusichern. Zudem können sie besser auf die individuellen Bedürfnisse und Risiken der jeweiligen Länder eingehen, was zu einer maßgeschneiderten und effektiveren Risikodeckung führt. Durch die zentrale Koordination bleibt dennoch eine übergeordnete Kontrolle und Konsistenz gewahrt, was die Verwaltung und Überwachung der verschiedenen Policen erleichtert und sicherstellt, dass alle lokalen Einheiten optimal abgesichert sind.

Hybride Lösungen kombinieren Vorteile

Hybride Lösungen kombinieren Elemente aus integrierten und koordinierten Versicherungsprogrammen, um die Vorteile beider Ansätze zu nutzen. So liegen die Vorteile von hybriden Lösungen in der höheren Flexibilität, da sie sowohl zentrale Steuerung als auch lokale Anpassungen ermöglichen. Dies ist besonders vorteilhaft, wenn unterschiedliche Länder spezifische Anforderungen oder Vorschriften haben. Damit können Unternehmen sicherstellen, dass sie alle lokalen gesetzlichen und regulatorischen Anforderungen erfüllen, was die Compliance verbessert.

Die Nachteile von hybriden Lösungen liegen in der Komplexität der Verwaltung, da sie sowohl zentrale als auch lokale Elemente enthalten. Dies erfordert eine sorgfältige Koordination und Verwaltung, um sicherzustellen, dass alle Teile des Programms effektiv zusammenarbeiten.

Hybride Lösungen werden gewählt, wenn zum Beispiel Projekte oder Versicherungsprogramme komplexe Anforderungen haben, die sowohl globale als auch lokale Aspekte berücksichtigen müssen oder in Branchen oder Regionen, in denen sich die Rahmenbedingungen häufig ändern. Hier ermöglichen hybride Lösungen eine schnelle Anpassung an neue Gegebenheiten. 

Schadenabwicklung im Fokus

Die Entscheidung für eine integrierte oder koordinierte Lösung hat erhebliche Auswirkungen auf die Qualität der lokalen Deckung. Denn bei integrierten Programmen wird eine einheitliche Deckung unter einem globalen Mastervertrag geboten, was zu einer konsistenten und umfassenden Absicherung führt. Bei koordinierten Programmen hingegen können lokale Policen besser auf spezifische regionale Anforderungen und gesetzliche Rahmenbedingungen abgestimmt werden, was die Qualität der lokalen Deckung in diesen Bereichen verbessern kann.

Die Schadenabwicklung schließlich erfolgt bei einem integrierten Programm zentralisiert unter Einbindung der lokalen Gesellschaft. Hier kommt es stark darauf an, wie gut die Schadenabteilung des Versicherers lokal aufgestellt ist. Denn nur dann ist eine schnellere, effizientere und konsistentere Bearbeitung der Schadensfälle möglich.

Bei der koordinierten Variante erfolgt die Schadenabwicklung dezentral, was bedeutet, dass der lokale Versicherer für die Bearbeitung der Schadensfälle bis zu seiner lokalen Deckungssumme verantwortlich ist. Wenn der Schaden zusätzlich auch noch in den Mastervertrag fällt, kann zu Verzögerungen und Inkonsistenzen in der Schadenregulierung kommen, wenn keine enge Abstimmung zwischen dem lokalen Versicherer und dem Versicherer im Mastervertrag erfolgt. Vorteil bleibt jedoch, dass lokale Gegebenheiten und spezifische Anforderungen besser berücksichtigt werden können.

Individuelle Prüfung ist entscheidend

Viele Versicherer, die internationale Programme mit Lokalpolicen anbieten, bevorzugen standardisierte lokale Versicherungskonzepte. Dies hat den Nachteil, dass die Besonderheiten des jeweiligen Unternehmens und dessen Risikoprofil nicht optimal berücksichtigt werden. Zu bevorzugen ist deshalb eine individuelle Prüfung, im Rahmen derer für den einzelnen Versicherungskunden analysiert wird, welcher Programmtyp – integriert, koordiniert oder hybrid – den größtmöglichen Nutzen bietet. Dabei werden nicht nur Deckungssummen und Compliance berücksichtigt, sondern auch administrative Belastung, Umsetzbarkeit vor Ort und Risikoverständnis der Tochtergesellschaften.

Bei der Prüfung sind insbesondere folgende Fragen zu beantworten:

  • Wie ist das Verhältnis zwischen lokaler Risikolandschaft und globaler Steuerung? Es ist wichtig zu verstehen, wie lokale Risiken in das globale Risikomanagement integriert werden können und welche Anpassungen notwendig sind, um eine effektive Steuerung zu gewährleisten.
  • Welche aufsichtsrechtlichen Einschränkungen (z. B. Non-Admitted-Verbot) bestehen?
  • Ist die lokale Schadenregulierung sichergestellt (Parameter: Qualität, Geschwindigkeit und Ressourcen)?
  • Wo liegen mögliche Schwächen eines integrierten Ansatzes, z. B. bei Kapazitätsverzehr durch andere versicherte Einheiten?

Diese Fragen sollten auf Basis realer Programminstallationen weltweit beantwortet werden, das heißt, es sollten konkrete Beispiele und Erfahrungen aus der Praxis herangezogen werden, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Dies umfasst die Analyse von bestehenden Programmen, die Bewertung ihrer Effektivität und die Identifikation von Best Practices, die auf andere Programme übertragen werden können. Durch die Nutzung realer Schadendaten und Erfahrungen des Versicherungsmaklers können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Versicherungsprogramme optimal auf ihre spezifischen Bedürfnisse und Risiken abgestimmt sind.

Wenn „Good Local Standard“ nicht reicht

In der Praxis zeigt sich zunehmend: Lokale Deckungssummen oberhalb von 1 Mio. Euro sind in vielen Ländern schwer zu realisieren. Dies gilt insbesondere für Programme mit vielen Lokalpolicen insbesondere in den USA, da hier auch das Thema Kumul für den Versicherer eine Rolle spielen kann. Die Folge: Was einmal „Good Local Standard“ war, verfällt zu einem „Below Average“-Kompromiss durch die immer stärkere Standardisierung der integrierten Lokalpolicen durch die Versicherer. Die Herausforderung für die Versicherungseinkäufer – und ihrer Makler – liegt hier darin, solche Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und alternative Konzepte zu prüfen, auch wenn dies bedeutet, auf gezielte koordinierte Lokalpolicen in einzelnen Ländern oder insgesamt zurückzugreifen.

Effektiver Risikoschutz braucht individuellen Ansatz

Die Auswahl und Struktur internationaler Versicherungsprogramme ist heute mehr denn je ein strategischer Einkaufsvorgang – mit massiven Auswirkungen auf Risikoabsicherung, Schadenmanagement und Bilanzstabilität. Pauschale Antworten und standardisierte Konzepte bringen Unternehmen hier zumeist nicht weiter. Für eine gezielte und wirksame Risikoabsicherung, die global gedacht und lokal umsetzbar ist, braucht es einen individuellen Ansatz.

 
Ein Artikel von
Marcel Braun