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9. September 2021
So stark erschwert der EZB-Geldregen den Vermögensaufbau
So stark erschwert der EZB-Geldregen den Vermögensaufbau

So stark erschwert der EZB-Geldregen den Vermögensaufbau

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat sich im Rahmen einer Studie der Stiftung Familienunternehmen mit den Folgen der lockeren Geldpolitik der EZB für den Vermögensaufbau beschäftigt. Demnach erschwert sie den Vermögensaufbau und bläht zudem Unternehmenswerte auf.

Die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank EZB) seit 2011 hat zu keiner entscheidenden Veränderung der Vermögensverteilung in Deutschland geführt. Die Niedrigzinsen haben zwar den Vermögensaufbau von Menschen mit geringem Einkommen erschwert. Denn für sie haben Bankguthaben und Lebensversicherungen, deren Renditen stark gesunken sind, eine große Bedeutung. Gleichzeitig waren die günstigen Kredite von Vorteil, zumindest wenn ein Immobilienkauf vor oder zu Beginn der Preissteigerungswelle bei Immobilien erfolgte.

Gewinner und Verlierer in allen Vermögensklassen

Das geht aus einer Studie der Stiftung Familienunternehmen hervor, die das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) verfasst hat. Anhand von Zahlen der Deutschen Bundesbank hat das Institut festgestellt, dass es in allen Vermögensklassen Gewinner und Verlierer gegeben hat. Nicht nur die wirtschaftliche Lage (ärmer oder reicher), sondern auch die Wohnverhältnisse (Eigentum oder Miete), der Wohnort (Stadt oder Land) sowie das Alter der Menschen entscheiden dem IW zufolge darüber, ob sie von den niedrigen Zinsen und der Dynamik der Vermögenspreise eher profitiert haben oder nicht.

Ärmere Haushalte könnte es zunehmend schwer haben

Sollte die Niedrigzinsphase noch länger anhalten, könnten die ärmeren Haushalte allerdings wachsende Schwierigkeiten haben, Vermögen zu bilden. Schließlich müssten sie sehr hohe Immobilienpreise schultern. Zudem seien sie für ihr Kapital auf risikoarme Anlageformen angewiesen, die kaum Renditen bringen.

Aufruf zu politischen Reformen

Die Autoren empfehlen daher vor dem Hintergrund ihrer Erkenntnisse eine Reform der Arbeitnehmersparzulage, eine Reduzierung der Grunderwerbsteuer und eine konsequentere Förderung der Aktienkultur. Auch ein staatlicher Pensionsfonds, der zur Unterstützung der Renten am Aktienmarkt agiert, sei denkbar.

Vermögenssteuer nicht sinnvoll

Reichere Haushalte, die ihr Vermögen in riskanteren Vermögensanlagen halten, in Betriebsvermögen, vermieteten Immobilien, einzelnen Aktiengattungen oder Spezialfonds, können der Studie zufolge ihr Vermögen zwar leichter mehren. Gerade beim Betriebsvermögen handele es sich aber nur um Bewertungsgewinne, die nicht zu Konsumzwecken zur Verfügung stehen. Sie stärken vor allem die Bilanzen und erleichtern Investitionen. Würde diese bilanzielle Höherbewertung aber als Basis für eine Vermögensteuer genommen, würde dies die Investitionstätigkeit trotz niedriger Zinsen beeinträchtigen. Die Wissenschaftler des IW raten deshalb von einer Vermögensteuer ab.

Betriebsvermögen künstlich reich gerechnet

„Wie alle unsere Studien belegen, kann von einer wachsenden Ungleichheit in der Vermögensverteilung in Deutschland nicht gesprochen werden“, sagt Professor Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen. „Dagegen werden durch die Zinspolitik die Besitzer von Betriebsvermögen, also die Familienunternehmer, künstlich reich gerechnet. Die im Rahmen der Unternehmensbewertung zurückgerechneten künftigen Erträge ergeben theoretisch höhere Unternehmenswerte, ohne dass sich die Gewinnchancen verändert hätten.“ Eine Substanzsteuer, insbesondere eine Vermögensteuer auf die Unternehmenswerte sei schon deshalb falsch. Der bessere Weg sei die staatliche Förderung zur Bildung von Vermögen. (mh)

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