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18. November 2021
So steht es um die Energiebilanz deutscher Wohnhäuser

So steht es um die Energiebilanz deutscher Wohnhäuser

Eine Auswertung der Energiekennzahlen von den über McMakler vermarkteten Wohnhäusern zeigt: Gerade einmal 13% der Immobilien weisen die besten Energieklassen A, A+ oder B auf. Bei Neubauhäusern dagegen sind es 71%. Nur jeder vierte Immobilienbesitzer kennt überhaupt die Energieklasse seines Gebäudes.

Ziel der Bundesregierung ist ein klimaneutraler Gebäudebestand hierzulande bis zum Jahr 2045. Bis dahin sollen Gebäude nur noch einen sehr geringen Energiebedarf aufweisen. Laut einer aktuellen Studie von McMakler ist man von diesem Ziel offenbar noch weit entfernt. Für die Untersuchung wurden die Energiekennwerte der über McMakler vermarkteten deutschen Wohnhäuser aus dem dritten Quartal 2021 beleuchtet. Demnach weisen bisher nur 13% der ausgewerteten Immobilien hierzulande die besten Energiekennklassen A, A+ oder B auf.

Fast zwei Drittel aller Wohngebäude in Deutschland wurden vor 1979 gebaut. Und gerade diese Bestandsbauten verbrauchen am meisten Energie. Das belegen auch die Daten von McMakler: 66% aller Häuser, die vor 1979 errichtet worden sind, fallen in die schlechtesten Energieklassen F, G oder H. Die beste Energieeffizienz haben nach 2010 errichtete Gebäude. 71% dieser Neubauten weisen die positiven Kennwerte A, A+ oder B auf.

Die Bundesländer mit dem höchsten Anteil energieeffizienter Gebäude

Im bundesweiten Vergleich stehen Baden-Württemberg, Hamburg und Nordrhein-Westfalen in Sachen Energieeffizienz ihres Gebäudebestands am besten da. In Baden-Württemberg und Hamburg werden rund 17% aller Energieausweise mit dem Energiekennwert A+, A oder B ausgezeichnet, in Nordrhein-Westfalen sind es 15%. Die beiden energetisch schlechtesten Kennwerte G und H finden sich am häufigsten in Mecklenburg-Vorpommern (42%), Berlin (39%) und Thüringen (36%). 

Unterschiede im Verhältnis von Neubau- und Bestandsimmobilien

Als möglichen Grund für die Unterschiede in der Energieeffizienz der jeweiligen Gebäudebestände der Bundesländer nennt McMakler das Verhältnis von Neubau- und Bestandsimmobilien. So ist der Anteil an Neubauten in Baden-Württemberg, Hamburg und Nordrhein-Westfalen vergleichsweise hoch. Dieser beläuft sich in allen drei Bundesländern auf bis zu 8% des Gesamtbestandes. Dagegen kommt Mecklenburg-Vorpommern auf gerade einmal 3%, in Berlin sind es 6%. 

Thüringen ist laut Studie ein besonderer Fall: Mit 13% hat es zwar den höchsten Neubauanteil unter allen Bundesländern, doch auch bei den besonders alten Gebäuden ist Thüringen im Bundesländervergleich Spitzenreiter: 32% aller ausgewerteten Wohngebäude sind 100 Jahre alt oder sogar älter. Die tendenziell schlechte Energieeffizienz dieser alten Gebäude sorgt für das schlechte Abschneiden von Thüringen.

Privateigentümer mit wenig Interesse an Sanierungsprogrammen

Wie aus einer von McMakler in Auftrag gegebenen YouGov-Umfrage hervorgeht, zeigen Privateigentümer bislang wenig Interesse an Sanierungs- und Modernisierungsprogrammen. So geben nur 23% an, bereits Förderungen für die Sanierung ihrer Immobilie in Anspruch genommen zu haben. 43% der Befragten haben hingegen noch nie eine staatliche Förderung bezogen und haben es auch künftig nicht vor.

Mehr Förderung von energetischer Sanierung der Bestandsbauten

„Unsere Analyse zeigt, wie stark sich die Energiekennwerte von Neubau- und Bestandsimmobilien unterscheiden. Deshalb ist es für den Kampf gegen den Klimawandel wichtig, dass hohe Fördersummen in den Neubau fließen. Allerdings müssen auch Programme für die energetische Sanierung von Bestandsbauten noch stärker finanziell gefördert werden, um nachhaltiges Wohnen zu ermöglichen. Dies wird ein wichtiger Baustein für das Erreichen der klimapolitischen Ziele der Bundesregierung sein”, betont Felix Jahn, CEO und Gründer von McMakler. 

Nur jeder Vierte kennt Energieklasse seiner Immobilie

Wie die Umfrage zudem ergab, haben sich die Immobilienbesitzer hierzulande bislang offenbar wenig mit der Energieeffizienz ihres Eigenheims befasst. Mit 44% kennt fast die Hälfte der befragten Eigentümer die Energieeffizienzklasse ihrer Immobilie nicht. 30% sagen von sich, dass sie die Energieklasse lediglich ungefähr einschätzen können. 

Beim Immobilienkauf wiederum ist die Energieeffizienz dann aber wohl doch von großer Bedeutung: Befragt nach der Relevanz, beurteilen 65% die Energieeffizienz ihrer Immobilie als wichtig bis sehr wichtig. Über ein Drittel der Befragten würde eine Immobilie in einer guten Lage nicht kaufen, die eine schlechte Energieeffizienzklasse hat.

Eigentümer in die Pflicht nehmen

„Unsere Umfrage zeigt, dass bei Eigentümern in Deutschland bereits das Bewusstsein für die Relevanz einer guten Gebäudeenergieeffizienz vorhanden ist. Wichtig ist nun, Immobilienbesitzer in die Pflicht zu nehmen. Denn: Ohne ihr aktives Handeln wird sich ein klimaneutraler Gebäudebestand in Deutschland nur sehr langsam realisieren lassen”, sagt Felix Jahn. „Hier brauchen wir noch mehr Transparenz und eine öffentliche Bewerbung von vorhandenen Förderprogrammen und deren Vorteilen für Immobilienbesitzer”, unterstreicht Jahn. (tk)

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