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15. Juli 2020
So wirkt sich Corona auf deutsche Spareinlagen aus

So wirkt sich Corona auf deutsche Spareinlagen aus

Spareinlagen bieten schon seit Jahren in aller Regel nur noch negative Realzinsen. Spätestens die Corona-Krise hat die Hoffnungen auf eine Zinswende beendet. Dennoch sparen die Deutschen laut dem aktuellen comdirect Realzins-Radar seit Ausbruch der Pandemie sogar mehr denn je.

Die Inflation lag in Deutschland im zweiten Quartal 2020 mit 0,76% auf einem sehr niedrigen Niveau. Von positiven Realzinsen sind Spareinlagen dennoch weit entfernt. Die Zinssätze für Tages- und Festgelder, Girokonten und Spareinlagen lagen von April bis Juni 2020 bei durchschnittlich 0,13%. Im zweiten Quartal 2020 haben die Spareinlagen der Deutschen daher 3,9 Mrd. Euro an Wert. Pro Kopf bedeutet das ein Minus von 46 Euro. Daraus ergibt sich ein Realzins von minus 0,63%.

12,9 Mrd. Euro negative Zinsen im ersten Halbjahr

Im gesamten ersten Halbjahr 2020 beläuft sich der Wertverlust durch den negativen Realzins sogar auf 12,9 Mrd. Euro. Zu diesen Ergebnissen kommt der quartalsweise erscheinende comdirect Realzins-Radar, der gemeinsam mit Barkow Consulting ermittelt wird. „Aktuell ist die Inflation ausgesprochen niedrig. Aber aufgrund der Corona-Krise fluten die Notenbanken die Märkte mit frischem Geld. Die Gefahr besteht, dass die Geldentwertung zunimmt. Das ist ungünstig für Sparer, denn die Zinsen werden in absehbarer Zeit nicht steigen – auch, um die Wirtschaft weiter anzukurbeln“, kommentiert Frauke Hegemann, Vorstandsvorsitzende von comdirect, die Zahlen des aktuellen Realzins-Radars.

Sparprodukte sind keine sicheren Häfen

Trotz der massiven Sparverluste befürchtet die comdirect, dass die Sparneigung der Deutschen weiter zunehmen wird, da viele angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung um ihren Arbeitsplatz fürchten oder diesen bereits verloren haben. So betrug die Sparquote im ersten Quartal 2020 laut der Bundesbank 16,7%. Für das zweite Quartal 2020 geht die Commerzbank von einer Sparquote in Deutschland von bis zu 20% aus. „Es ist verständlich, dass Menschen in unsicheren Zeiten dazu neigen, ihr Erspartes in vermeintlich sichere Anlagen zu investieren. Tagesgeld, Sparbuch und Co. sind mittelfristig aber kein sicherer Hafen für das Vermögen, ganz im Gegenteil. Das zeigt der comdirect Realzinsradar seit vielen Jahren“, so Hegemann.

Kursverluste oft schnell aufgeholt

Ein Teil des Vermögens sollte laut der comdirect stets auch in Wertpapieren angelegt werden. Gerade die Corona-Krise habe gezeigt, dass auf Kursverluste schnell auch wieder Kurserholungen folgen können. „Niemand hat damit gerechnet, dass die Aktienmärkte bereits nach so kurzer Zeit wieder im Plus sind“, sagt Hegemann. „Wie die zukünftige Entwicklung an den Börsen aussieht, kann keiner vorhersagen. Mit Konjunkturpaketen soll die Wirtschaft jedoch wieder angekurbelt werden.“ Sicher sei nur eins: dass auf dem Sparbuch die Verluste weiterwachsen werden. (mh)

Bild: © Andrey Popov – stock.adobe.com