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6. März 2014
Steigende Kaufkraft der Teenager – und bei der Altersvorsorge im Stich gelassen

Steigende Kaufkraft der Teenager – und bei der Altersvorsorge im Stich gelassen

Wie steht es um die Finanzen der Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren? Sparen junge Leute heute überhaupt noch? Besitzen sie schon ein Konto? Einblick in Kaufkraft, Sparverhalten und Kontobesitz dieser jungen Zielgruppe zeigt der „Bravo Trendmonitor“ des Bauer-Verlags. Wie junge Erwachsene zur Altersvorsorge stehen, ergründete vergangenes Jahr auch eine andere Untersuchung.

Schon in frühen Jahren beginnt die Einkommensschere sich zu öffnen. Im Jahresschnitt haben Jungen 200 Euro mehr zur Verfügung als Mädchen. Zwar bekommen die männlichen 12- bis 19-Jährigen weniger Taschengeld, dafür verdienen sie aber mehr als die Mädchen, 584 Euro im Schnitt (Mädchen: 384 Euro). Im Schnitt hat ein Jugendlicher nach Abzug aller Kosten, wie etwa für Miete oder Versicherungen, 2773 Euro pro Jahr zur freien Verfügung. Das zeigt der aktuelle „Bravo Trendmonitor“ von Bauer. Das meiste davon wird gespart, oft für eine größere Anschaffung wie zum Beispiel den Führerschein. „Die Kaufkraft der Teenager ist gestiegen“, sagt Jean-Paul Daniel, Anzeigenleiter bei Bauer.

„Im Schnitt stehen den Kids knapp 1.200 Euro im Jahr zur Verfügung. Das sind über 100 Euro mehr im Vergleich zum Vorjahr“, so Daniel. Der „Bravo Trendmonitor“ ist eine regelmäßige Online-Befragung, die im Schnitt zweimal pro Jahr Aufschluss über Trends, Markenbekanntheit, Konsumverhalten und Kaufkraft von Jugendlichen gibt. Die Befragten setzen sich unter anderem aus den Nutzern der Online-Seite der Zeitschrift „Bravo“ und deren Profilseite auf Facebook zusammen. An der aktuellen Erhebung haben 961 Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren teilgenommen. Die Befragung anhand eines Online-Fragebogens wurde Anfang Oktober bis Ende November 2013 von der Bauer Media Group durchgeführt.

Sparverhalten und Kontobesitz

Jugendliche, die noch zur Schule gehen, verfügen der Untersuchung zufolge über bis zu drei Einnahmequellen: Taschengeld, Nebenjob sowie andere finanzielle Zuwendungen. Zu diesen zählen zum Beispiel Geld für gute Noten oder zum Geburtstag. 96% der befragten Schüler erhalten solche Zuwendungen. 35% der Mädchen und 38% der Jungen verdienen sich mit einem Nebenjob Geld hinzu. Und 89% aller befragten Schüler gaben an, ein Taschengeld zu erhalten, das meist monatlich ausgezahlt wird. Beim Sparverhalten zeigt sich, dass 43% der Jungen und Mädchen ihr ganzes Geld oder den größten Teil davon sparen. Weitere 34% sparen zumindest einen kleinen Teil. Lediglich 18% sparen fast nichts.

Mindestens ein Konto führen drei Viertel (77%) der Jugendlichen. Hierbei handelt es sich überwiegend um ein Girokonto (50% der weiblichen und 55% der männlichen Kontobesitzer) und/oder um ein Sparkonto (30% der weiblichen und 47% der männlichen Kontobesitzer). Über ein Jugendkonto verfügen 20% der weiblichen und 28% der männlichen Kontobesitzer. Und 18% der Mädchen, die ein Konto besitzen, wissen nicht, um was für ein Konto es sich genau handelt. Bei den Jungs liegt der Anteil nur bei 5%.

Risiko der Altersarmut

Welche Einstellung junge Erwachsene zur Altersvorsorge haben, untersuchte bereits vergangenes Jahr die Studie „Jugend, Vorsorge, Finanzen – von der Generation Praktikum zur Generation Altersarmut?“ Für die vom Versorgungswerk MetallRente in Auftrag gegebene Studie hat das Sozialforschungsinstitut TNS Infratest bei einer telefonischen Repräsentativbefragung bundesweit 2.500 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 17 und 27 Jahren interviewt. Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland blicken demnach so optimistisch wie schon lange nicht mehr in die Zukunft.

Obwohl sie die wirtschaftlichen Aussichten durchaus skeptisch einschätzen, fürchten sie sich kaum noch vor Arbeitslosigkeit. 95% gehen davon aus, in zehn bis fünfzehn Jahren ein gutes Leben zu führen, 91% sind sich sicher, beruflich erfolgreich zu sein. „So optimistisch war schon lange keine junge Generation mehr“, sagte der wissenschaftliche Leiter der Studie, Jugendforscher Klaus Hurrelmann von der Berliner Hertie School of Governance. Die gute wirtschaftliche Lage sei im Bewusstsein der jungen Frauen und Männer angekommen. Ein Ergebnis machte Hurrelmann aber große Sorge: Nur 38% der jungen Leute zwischen 17 und 27 Jahren sorgen regelmäßig zusätzlich zur Gesetzlichen Rentenversicherung für ihr Alter vor.

Die jungen Leute fühlten sich bei dieser elementaren Frage der Zukunftssicherung überfordert, schlecht informiert und von Staat und Politik im Stich gelassen. Damit laufe die Mehrheit von ihnen Gefahr, im Alter arm zu sein. Besonders junge Frauen seien mit dem Risiko der Altersarmut konfrontiert. „Die Rentenreformen der letzten Jahre haben ihre hochgesteckten Ziele bisher weitgehend verfehlt“, kommentierte Heribert Karch, Geschäftsführer des Versorgungswerks MetallRente, die Ergebnisse der Studie. Das in den kommenden Jahrzehnten deutlich sinkende Rentenniveau werde Karch zufolge nicht in ausreichendem Maß durch zusätzliche Vorsorge abgefangen. Alarmierend sei: Die jungen Menschen seien die Hauptbetroffenen der Reformen. Ausgerechnet sie drohten deren große Verlierer zu werden.

Text: Umar Choudhry