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20. Februar 2023
Studie: Wie lange wollen Beschäftigte täglich arbeiten?

Studie: Wie lange wollen Beschäftigte täglich arbeiten?

Die große Mehrheit der Arbeitnehmer möchte einer Studie des WSI der Hans-Böckler-Stiftung zufolge spätestens um 18:00 Uhr in den Feierabend gehen. Dies stehe auch im Einklang mit dem Stand der Forschung z. B. zur Work-Life-Balance. Statt Arbeit am Abend wird die Zukunft eher in der Vier-Tage-Woche gesehen.

Eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung hat gezeigt, dass nur rund 3% der Beschäftigten einen Feierabend nach 18:00 Uhr wählen würden, wenn ihnen offenstände, wie lange sie arbeiten. Etwa 97% der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hingegen möchten spätestens um 18:00 Uhr ihre Arbeit beenden. Das sehen der Untersuchung zufolge Eltern genauso wie kinderlose Beschäftigte so.

Wann würden Beschäftigte ihren Arbeitstag am liebsten beginnen und beenden?

Für die Studie hat WSI-Forscherin Dr. Yvonne Lott Daten von über 2.300 sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten analysiert, die im November 2022 an der Erwerbspersonenbefragung der als gewerkschaftsnah geltenden Hans-Böckler-Stiftung teilgenommen hatten. Darin hat sie sich mit der Frage beschäftigt, wann Beschäftigte ihren Arbeitstag am liebsten beginnen und beenden würden, wenn sie selbst entscheiden könnten.

Mehrheit der Befragten wünscht sich frühen Feierabend

Konkret heißt das: Die Mehrheit der Befragten würde je nach Arbeitsbeginn gerne zwischen 14:00 und 17:00 Uhr Feierabend machen. Durchschnittlich würden Frauen gerne eine Stunde früher als Männer in die tägliche Freizeit starten. Beim Vergleich von Eltern und Kinderlosen finden sich ähnliche Muster, so ein weiteres Ergebnis. Arbeit am Abend komme in der Realität häufiger vor, so Lott. Dies habe aber nichts mit den Interessen von Beschäftigten zu tun, sondern verschärfe in vielen Fällen Vereinbarkeitskonflikte. „Beschäftigte, und das gilt auch für Eltern, wollen nicht bis 22:00 Uhr oder 23:00 Uhr am Abend arbeiten. Was sie wollen, ist ein Feierabend spätestens um 17:00 Uhr beziehungsweise 16:00 Uhr“, so die WSI-Forscherin.

Arbeit am Abend kann Work-Life-Balance beeinträchtigen

Die Soziologin sieht die aktuellen Befragungsergebnisse im Einklang mit dem Stand der Forschung. Demnach gibt es zahlreiche empirische Studien, die festgestellt haben, dass Arbeit am Abend die Work-Life-Balance beeinträchtigen kann. Sie sei nicht vereinbar mit dem Rhythmus des sozialen Lebens. Schließlich sei die moderne Erwerbsgesellschaft als „Abend- und Wochenendgesellschaft“ strukturiert, „in der die Zeit am Abend und am Wochenende als sozial besonders wertvoll eingeschätzt wird“.

Stress, Schlafprobleme und emotionale Erschöpfung

Der aktuelle Stand der Forschung zeige außerdem, dass Arbeit am Abend Stress, Schlafprobleme und emotionale Erschöpfung begünstige. Wenn die Grenzen zwischen Beruflichem und Privatem verschwimmen, könne es zu Konflikten kommen, die unter anderem das Wohlbefinden von Kindern gefährden. Auch Partnerinnen und Partner litten dann vermehrt unter Stress und Depressionen und seien weniger zufrieden mit dem Zusammenleben. Negativ könne sich nicht nur stundenlange Arbeit am Abend auswirken, sondern bereits gelegentliche Mails oder die Erreichbarkeit für Anrufe, wie es von der Stiftung heißt.

Lösung Vier-Tage-Woche?

Bei Vereinbarkeitsproblemen wird eine andere Lösung vorgeschlagen: Die Einführung der Vier-Tage-Woche würde Spielraum für private Verpflichtungen schaffen. Die Produktivität steige nachweislich, wodurch Beschäftigte und Unternehmen gleichermaßen profitieren könnten. (lg)

Bild: © mattiagenini – stock.adobe.com