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24. März 2023
Swiss Re: Über Hälfte der Naturkatastrophen unversichert

Swiss Re: Über Hälfte der Naturkatastrophen unversichert

Sturm, Hagel, Überschwemmung: Die Schäden, die im Jahr 2022 durch Naturkatastrophen verursacht wurden, belaufen sich auf 275 Mrd. US-Dollar (255 Mrd. Euro). Nicht einmal die Hälfte davon waren durch Versicherungen gedeckt. Das zeigt der aktuelle sigma-Bericht des Schweizer Rückversicherers Swiss Re.

Der Schweizer Rückversicherer Swiss Re schätzt die Höhe der Schäden, die im Jahr 2022 durch Naturkatastrophen verursacht worden sind, auf 275 Mrd. US-Dollar (255 Mrd. Euro) ein. Davon waren etwa 125 Mrd. US-Dollar (116 Mrd. Euro) durch Versicherungen gedeckt. Es war das zweite Mal in Folge, dass die Summe der versicherten Schäden die Marke von 100 Mrd. US-Dollar durchbrochen hat. Im Durchschnitt sind die versicherten Schäden über die vergangenen Jahre um 5 bis 7% pro Jahr gestiegen, so der Bericht.

Hurrikan Ian zweitteuerstes Ereignis nach sigma-Statistiken

Das weitaus teuerste Ereignis des vergangenen Jahres war Hurrikan Ian in Florida. Mit geschätzten 50–65 Mrd. US-Dollar (46–60 Mrd. Euro) waren die von Ian verursachten Versicherungsschäden die zweithöchsten überhaupt in sigma-Statistiken, nach Hurrikan Katrina im Jahr 2005. Als weitere Ereignisse mit hohen Versicherungsschäden im vergangenen Jahr nennt die Swiss Re unter anderem die Hagelschäden in Frankreich, die Überschwemmungen in Australien und eine Serie von Stürmen in Nordosteuropa.

Bundesrepublik kam 2022 verhältnismäßig glimpflich davon

Deutschland kam im letzten Jahr verhältnismäßig glimpflich davon. Die wirtschaftlichen Schäden infolge von Naturkatastrophen beliefen sich im letzten Jahr auf etwa 2,8 Mrd. US-Dollar (2,6 Mrd. Euro) – verglichen mit 39 Mrd. US-Dollar (36 Mrd. Euro) im Jahr 2021, als Sturmtief Bernd Rekordschäden in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen anrichtete.

Die versicherten Schäden in Deutschland beliefen sich laut Swiss Re auf 2,1 Mrd. US-Dollar (1,95 Mrd. Euro), gegenüber 12 Mrd. US-Dollar im Jahr 2021 (11,1 Mrd. Euro) im Jahr 2021. Insgesamt waren nur etwa 42% der wirtschaftlichen Schäden in Höhe von 88 Mrd. US-Dollar (81,6 Mrd. Euro), die Naturkatastrophen in Deutschland zwischen 2013 und 2022 verursachten, versichert.

Versicherer müssen steigende Kosten in Policen angemessen berücksichtigen

Das Ausmaß der Schäden des vergangenen Jahres sei dabei weniger auf außergewöhnliche Naturgefahren zurückzuführen, sondern vielmehr auf die zunehmende Wertkonzentration in Lagen, die durch Naturkatastrophen gefährdet seien, kommentiert Martin Bertogg, Head of Catastrophe Perils bei Swiss Re. „Der außergewöhnliche Inflationsdruck hat die Situation verschärft“, so Bertogg. Die gestiegenen Preise für Gebäude, Fahrzeuge und andere versicherbare Vermögenswerte haben folglich auch die naturkatastrophenbedingten Versicherungsschäden – und die Kosten der Schadenregulierung – in die Höhe schnellen lassen.

Diese steigenden Kosten müssen sowohl Erst- als auch Rückversicherer in ihren Policen angemessen berücksichtigen, sagt Thorsten Steinmann, Head Northern, Central & Eastern Europe von Swiss Re. „Nur wenn sich alle Parteien – Versicherungsnehmer, Erst- und Rückversicherer – angemessen am Risiko beteiligen, kann die Versicherbarkeit von Naturgefahren bei akzeptablen Preisen auf Dauer sichergestellt werden.“

GDV zeigt sich alarmiert über Bericht

Wie mehrere Medienorganisationen übereinstimmend berichten, zeigt sich der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) von dem sigma-Bericht alarmiert. „Er macht einmal mehr deutlich: Je dynamischer die gesamte Wirtschaft die Transformation voranbringt und die Klimaerwärmung bremst, desto weniger Folgekosten müssen geschultert werden“, so GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. „Für uns Versicherer heißt das: Prävention und Klimafolgenanpassung sind der Dreh- und Angelpunkt, damit Schäden durch Naturkatastrophen und damit Versicherungsprämien finanziell nicht aus dem Ruder laufen.“

Der Branchenverband hatte bereits im Februar einen Stopp von Neubauten in hochgefährdeten Überschwemmungsgebieten in Deutschland gefordert (AssCompact berichtete).

Erst kürzlich warnte der GDV, dass nur etwa die Hälfte aller Wohngebäude in Deutschland gegen alle Naturgefahren versichert seien und ermutigte Immobilienbesitzer und -besitzerinnen vor dem Beginn der Starkregensaison im Mai ihren Versicherungsschutz zu überprüfen. (js)

Bild: © Paul Harrison – stock.adobe.com