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20. Oktober 2022
Tarifbindung in Deutschland nimmt immer weiter ab
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Tarifbindung in Deutschland nimmt immer weiter ab

Tarifverträge regeln die Bezahlung, Arbeitszeiten und viele weitere Arbeitsbedingungen. Die Finanz- und Versicherungswirtschaft weist dabei eine vergleichsweise hohe Tarifbindung auf. Doch insgesamt nimmt die Zahl der Beschäftigten unter Tarif kontinuierlich ab.

Nur noch rund die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland arbeitet in einem Betrieb mit Tarifvertrag. Im vergangenen Jahr arbeiteten 42,7% (2020: 42,8%) der Beschäftigten zu Bedingungen eines Branchentarifvertrages und 9,4% (2020: 8,2%) zu Bedingungen eines Haustarifvertrages. Das schreibt die Bundesregierung mit Bezug auf Daten des Betriebspanels des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Tarifbindung rückläufig

Aus den IAB-Daten ist ferner ersichtlich, wie stark die Tarifbindung in den vergangenen 20 Jahren gesunken ist. So haben 2002 noch 59,7% der Beschäftigten zu Konditionen eines Branchentarifvertrags gearbeitet. Leicht gestiegen von 7,9% im Jahr 2002 ist dagegen die Zahl der Haustarifverträge. Im Osten Deutschlands liegt den Angaben zufolge die Tarifbindung nochmals deutlich unter dem Wert im Westen des Landes.

Höhe der Tarifbindung von der Branche abhängig

Das Ausmaß der Tarifbindung unterscheidet sich laut Daten des Statistischen Bundesamtes (destatis) zwischen den Wirtschaftszweigen stark, wobei sich die Bedeutung für die einzelnen Branchen von Jahr zu Jahr wenig ändert. Seit Jahren liegt die Tarifbindung bei traditionell stark gewerkschaftlich vertretenen Wirtschaftsbereichen des öffentlichen Dienstes mit 97%, aber auch bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistungen mit 74% weit über dem Durchschnitt. Eine geringe Rolle spielt die Tarifbindung vor allem im Bereich der Information und Kommunikation mit lediglich 15%.

Auch die Unternehmensgröße hat Einfluss

Eine weitere wichtige Rolle spielt nach destatis-Angaben auch die Größe des Betriebes. In kleinen Betrieben mit 1 bis 9 Mitarbeitern sind nur 24% in den alten Bundesländern, beziehungsweise 14% in den neuen Ländern der Beschäftigten durch einen Branchentarifvertrag abgedeckt. Der Anteil wächst jedoch parallel mit der Unternehmensgröße. In Betrieben mit mehr als 500 Mitarbeitern arbeiten dagegen 71% der Beschäftigten im Westen beziehungsweise 56% im Osten unter Branchentarifvertrag. (as)

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