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4. Oktober 2022
Teures Wohnen: Mieten vielerorts weniger erschwinglich

Teures Wohnen: Mieten vielerorts weniger erschwinglich

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat ausgewertet, wie sich Mieten und Löhne von 2018 bis 2021 hierzulande entwickelt haben. So sind Mieten in drei Viertel der Kreise weniger erschwinglich geworden. Aufgrund der Energiekrise dürfte sich dieser Trend noch verfestigen.

Vielerorts geht es mit den Mietpreisen seit Jahren nach oben. Ob sich Menschen tatsächlich auch weniger Wohnraum leisten können, haben Experten des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Rahmen einer neuen Studie untersucht. Hierfür haben Wissenschaftler die Miet- und Lohnentwicklung der vergangenen drei Jahre beleuchtet. Denn erst ein Vergleich beider Entwicklungen verdeutliche, so das IW, wo das Wohnen noch erschwinglich sei und wie sich diese Erschwinglichkeit verändert habe.

München als teuerstes Pflaster

Wie die Auswertung zeigt, sind Mieten in drei Viertel der Kreise der Republik weniger erschwinglich geworden. Wie viel Quadratmeter kann sich ein Single-Haushalt mit mittlerem Einkommen leisten, wenn er nicht mehr als 25% seines Nettoeinkommens dafür ausgeben will? Laut IW-Experten sind es in München gerade einmal 36,2 m2 Wohnfläche. Die Isarmetropole ist damit Spitzenreiter. Auf Platz 2 rangiert der Landkreis München. Hier sind für Durchschnittshaushalte 7 m2 mehr drin. Insgesamt befinden sich sieben der zehn teuersten Regionen Deutschlands in der Metropolregion München.

Teurer, aber erschwinglicher, da Löhne stärker gestiegen sind

Ebenfalls zu den teuersten Kreisen gehören Freiburg im Breisgau, Frankfurt am Main und Offenbach. Teuer bedeutet aber nicht, dass sich die Menschen in diesen Städten weniger leisten können als noch 2018: Denn laut IW-Auswertung haben die Löhne in München bis 2021 stärker zugelegt als die Mieten. Deshalb sind für Durchschnittshaushalte dort rund 2% mehr Wohnfläche leistbar. Wohnen ist für die Einwohner in der bayerischen Landeshauptstadt also erschwinglicher geworden. Auch für die Frankfurter waren 2021 3% mehr Fläche drin, in Berlin 12%, wobei der zuletzt gekippte Mietendeckel die Ergebnisse verzerrt hat. Weniger Wohnraum konnten sich hingegen die Bewohner von Köln (-2%) und Stuttgart (-1%) leisten.

Deutlich günstiger wohnt es sich in Höxter oder Holzminden

Anders die Lage in Höxter, dem Landkreis Südwestpfalz oder Holzminden: In diesen Kreisen kann sich ein Einpersonenhaushalt für 25% seines Nettolohns rechnerisch eine Wohnung zwischen 98 und 102 m2. Die Median-Größe über alle Landkreise beläuft sich auf 70,3 m2.

Uneinheitliches Bild in den Top-7-Städten

Blickt man auf die sieben größten deutschen Städte, zeigt sich für Durchschnittsverdiener eine sehr heterogene Lage, obwohl die Preise und Mieten in den vergangenen zehn Jahren besonders stark zugelegt haben. So kann sich in München der Median-Lohnempfänger nur 36,2 m2 unter den gesetzten Annahmen leisten, dass 25% des Nettolohns für Wohnen ausgegeben werden sollen. In in Düsseldorf sind es dagegen 57,3 m2, in Berlin 54,8 m2 und Köln knapp 50 m2.

Mieten in drei Viertel der Kreise weniger erschwinglich

Insgesamt ergab die Auswertung, dass sich im Zeitraum von 2018 bis 2021 die Erschwinglichkeit in 75% der Kreise in Deutschland verringert hat. Die Daten spiegeln die Entwicklung bis Ende 2021 widerspiegeln und gelten für einen Zeitraum noch vor Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine und die damit einhergehende Energiekrise und Inflation. Mit den steigenden Wohnnebenkosten infolge der Energiekrise und der sinkenden Kaufkraft aufgrund der Inflation dürfte sich der Trend verstetigen, dass die Erschwinglichkeit der Mieten in vielen Teilen Deutschlands sinkt. „Die Politik sollte hier genau anschauen“, betont Studienautor und Immobilienökonom Michael Voigtländer. „Viele Menschen werden aus finanziellen Gründen nicht mehr umziehen können, insbesondere junge Erwerbstätige, Studenten und Familien mit kleinen Kindern. Viele müssen sich darauf einstellen, den Traum vom großzügigen Wohnen künftig nicht mehr realisieren zu können“, so Voigtländer weiter.

Zur Entwicklung in den einzelnen Landkreisen

Wer sich wo wie viel Wohnfläche leisten kann, zeigt das IW in einer interaktiven Grafik unter www.iwkoeln.de.(tk)

Bild: © elxeneize – stock.adobe.com