Noch vor etlichen Jahren galten Tiny Houses eher als architektonisches Experiment. Inzwischen haben Erfahrungen mit realisierten Tiny-House-Siedlungen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse die Entwicklung vorangetrieben. Nach Einschätzung der Aengevelt Immobilien GmbH & Co. KG befinden sich die Minihäuser aktuell noch in der Einführungsphase des Produktlebenszyklus. Initiatoren, Projektentwickler, Produzenten und Betreiber haben sich bereits weitgehend professionalisiert. So würden inzwischen auch erste Verbandsstrukturen und auf Tiny-House-Projekte spezialisierte Finanzierer aufgebaut.
„Nach dem bundesweit erfolgreichen Trend zu Mikroapartments erreichen mittlerweile auch Tiny Houses als neuer Immobilientyp die Schwelle zur Marktreife“, erklärt Dr. Wulff Aengevelt, geschäftsführender Gesellschafter von Aengevelt Immobilien.
Was Tiny Houses kosten
Unter den Immobilientyp Tiny House fallen freistehende Häuser mit bis zu 50 m² Wohnfläche, in denen Design bzw. Ausstattung auf eine optimale Nutzung des verfügbaren Platzes ausgerichtet sind, z.B. mit Hochbetten und Klapptischen. Anders als Mikroapartments stehen die Häuser auf Pacht- oder Kaufgrundstücken. Tiny Houses werden als individuelle Architektenhäuser entworfen oder auch teilweise durch Eigenleistungen errichtet, vor allem aber von spezialisierten Herstellern von Mobilheimen bereitgestellt.
Die Preisspanne reicht von 15.000 Euro für ein schlichtes Häuschen von 20 m2 bis hin zu 150.000 Euro für ein komfortabel ausgestattetes 50 m² umfassendes Objekt, so die Experten von Aengevelt. Im Schnitt liegen die Preise im mittleren Bereich von 50.000 bis 70.000 Euro und sind damit deutlich günstiger als für konventionelle Einfamilienhäuser. In den meisten Fällen bilden Tiny Houses den Erstwohnsitz, die Nutzung als Ferienhaus ist eher die Ausnahme.
Was die Nachfrage weiter treiben dürfte
Aengevelt nennt auch mehrer langfristige Trends, die für ein weiter steigendes Interesse an Mikrohäusern sprechen. So etwa der Trend zum Single-Wohnen, zur Reduzierung auf das Wesentliche – Schlagwort Minimalismus – sowie ein zunehmendes Interesse auf Erwerberseite, Reinigungs- und Instandhaltungsaufwand und -kosten zu reduzieren. Hinzu kommen ökologische Gründe mit dem Ziel, den individuellen Ressourcenverbrauch zu senken, aber auch die fortlaufenden Preissteigerungen für Wohnnebenkosten, die bei Tiny Houses deutlich niedriger ausfallen in konventionellen Häusern, sowie Steigerungen der Immobilienpreise vor allem in den Wachstumsregionen.
Mikrohäuser und der Wohnraummangel
Nach Ansicht von Aengevelt erfüllen Tiny Houses gleichzeitig mehrere demografische, gesellschaftliche, ökologische und ökonomische Standards und bilden somit eine Wohnform mit Zukunft. Die Dynamik am Markt wird derzeit aber noch durch ein nicht ausreichendes Angebot an verfügbaren entsprechend ausgewiesenen Grundstücken gebremst, auch wenn immer mehr Städte und Gemeinden passende Bebauungspläne für Tiny-House-Siedlungen aufstellen. Damit eine entsprechende Wachstumsphase für dieses Segment erreicht werden könne, müsse noch mehr bedarfsgerechtes Bauland für Tiny-House-Projekte ausgewiesen werden, heißt es von Aengevelt. „Die bereits realisierten Projekte zeigen, dass Tiny Houses nichts mit Camping oder Trailerparks zu tun haben, sondern dazu beitragen, auch kleinere oder suboptimal geschnittene Flächen einer sinnvollen Nutzung zuzuführen und damit den entsprechenden Wohnbedarf zu erfüllen. Entsprechend stellen sie eine – wenn auch bislang nur moderate – Möglichkeit zur Erweiterung des Wohnangebots dar“, sagt Dr. Wulff Aengevelt.
Unterschiedliche Tiny-House-Siedlungen
Inzwischen gebe es laut Aengevelt mehrere Dutzend Tiny-House-Siedlungen in Deutschland und eine ähnliche Zahl von Siedlungen, die geplant sind. Hier lassen sich zwei Varianten unterscheiden: zum einen eine konventionelle Siedlung, bei der Stellplätze verpachtet oder verkauft werden ohne angestrebte gemeinschaftliche Aktivitäten sowie zum anderen Siedlungen mit dem Ziel einer Gemeinschaft, bei der zusätzlich auch ein intensiveres Nachbarschaftsleben entwickelt wird, Ressourcen gemeinschaftlich genutzt und Dienstleistungen auf der Basis von Gegenseitigkeit erbracht werden. (tik)
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