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28. Januar 2024
Trendwende bei Lebensversicherern
逆方向の矢印と手

Trendwende bei Lebensversicherern

Der Zinsanstieg beschert den Lebensversicherern mehr Luft. Die positiven Aspekte dürften auch die damit verbundene Entstehung von stillen Lasten aufwiegen. Kunden können damit wieder mehr an den Erfolgen der Versicherer beteiligt werden. Das zeigt die Betrachtung der Überschussbeteiligung für 2024.

Ende November ist die VPV diesmal als erster Versicherer vorgeprescht und hat ihre Verzinsung 2024 für Lebensversicherungen deklariert. Dem Stuttgarter Versicherer, der die Verzinsung erhöhte, folgten dann nach und nach die anderen Versicherer. Insgesamt haben 37 Versicherer ihre Überschussbeteiligung angehoben, 13 Versicherer blieben auf dem Niveau des Vorjahres. Kein Versicherer hat seine Überschussbeteiligung gesenkt. Damit setzte sich die Trendwende, die bereits 2023 begonnen hat, fort.

Verzinsung meist über 2%

MORGEN & MORGEN hat sich nun als erstes Analysehaus die Marktlage, die hinter dieser Entwicklung steht, näher angesehen. „Der Trend, die Überschüsse zu erhöhen, setzt sich marktweit fort und führt dazu, dass inzwischen ein Großteil der Gesellschaften ihren Kunden eine Verzinsung von mindestens 2% bieten“, fasst Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik und Rating, die Entwicklung zusammen. Im Mittel liegen die laufenden Verzinsungen von 50 angesehenen Gesellschaften bei 2,4%, im Vorjahr waren es 2,1%. Bei neueren Tarifen sind die Versicherer dabei meist etwas großzügiger.

Keine Aufwände für weitere Zinszusatzreserve

Dass die Lebensversicherer wieder mehr Luft haben, liegt auch daran, dass sie keine Aufwände für die Zinszusatzreserve stemmen müssen. Der sogenannte Referenzzins bleibt diesmal konstant und musste aufgrund des Zinsanstieges nicht mehr weiter gesenkt werden. Dazu kommt auch, dass hochverzinste Altverträge nach und nach auslaufen. „Mittel von über 3 Mrd. Euro wurden 2022 branchenweit aus der Zinszusatzreserve frei. Im Vorjahr wurden noch rund 8,5 Mrd. Euro zugeführt“, kommentiert Saal diesen Sprung. Die daraus resultierenden Erträge ermöglichen nun die höhere Überschussbeteiligung.

Stille Lasten wohl keine große Gefahr

Eine große Gefahr, dass mögliche stille Lasten die Versicherer in die Bredouille bringen, sieht MORGEN & MORGEN nicht. Versicherer haben vor dem Hintergrund von Solvency II Kapitalanlagen mit langer Duration getätigt – mit meist niedrigeren Zinsen. Diese stehen nun in den Büchern. Grundsätzlich sei das nicht dramatisch, so die Analysten von MORGEN & MORGEN. Die Anlagen müssen in der Regel aktuell nicht realisiert werden und können bis zum Laufzeitende gehalten werden, was wiederum zur Auflösung der stillen Lasten führt. Eine Buy-and-Hold-Strategie nennen das die Versicherer, denen sich aufgrund der Zinsveränderungen auch wieder mehr Möglichkeiten in der Neuanlage bieten.

Mit Blick nach vorne sind die Analysten zuversichtlich. So könnte sich der Trend auch bei den Garantiezinsen fortsetzen. Die Deutsche Aktuarvereinigung hat für 2025 die Anhebung des Höchstrechnungszinses auf 1% empfohlen. Sofern das Bundesfinanzministerium der Empfehlung folgt, werden auch wieder höhere Garantien am Markt zu finden sein, so MORGEN & MORGEN. (bh)

Anmerkung: Der Text wurde am 29.01.24, 11:45 Uhr, korrigiert. Eine Empfehlung für den Höchstrechnungszins erteilt nur die Deutsche Aktuarvereinigung.

Bild: © beeboys – stock.adobe.com

 

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Wilfried Stras… am 29. Januar 2024 - 09:29

Wenn das Geschäft, auch über tolle Gruppenverträge mit betrieblichen Altersversorgungen, Versorgungswerken, berufsständischen Versorgungen, auch über Unternehmer und Betriebsräte brummt, ist ja alles BESTENS, oder?

Dumm wenn nach allen Kosten für Fonds, Versicherung, Garantie, Inflation beim Bürger niemals lebenslange adäquate Renten finanzierbar sind. Die Alternative für 9% Rendite nur mit allen 7 Erfolgsfaktoren, kann abgerufen werden und nach Alleinstellung nicht nur die Branche und Sozialsysteme in Deutschland retten. Stornos ab Beginn -Haftungsprobleme, sind damit  unwahrscheinlich. Warten auf Godot oder Führungskräfte die es einfach für einige Cent umsetzen, in D denkbar?