Ein Artikel von Svenja Gaffry, Strategy & Management Consultant mit dem Schwerpunkt Insurance bei Sopra Steria Next, und Leander Tillmann, Strategy & Management Consultant mit dem Schwerpunkt Insurance bei Sopra Steria Next
Ein grünes Anlageportfolio ist für Versicherer heute ebenso ein Muss wie ökologische Hausrat- und Haftpflichtversicherungen, da Investoren und Kunden diese Produkte und Dienstleistungen zunehmend nachfragen. Unabhängig vom regulatorischen Druck halten sieben von zehn Finanzdienstleistern die gesellschaftliche Bedeutung für die wichtigste Triebfeder, ökologische und soziale Verantwortung zu übernehmen. Das zeigt die Studie „Managementkompass Survey Good Company“ von Sopra Steria. 63% sind darüber hinaus der Meinung, dass nachhaltiges Handeln und wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand gehen. Durch die Fokussierung auf ethische, soziale und ökologische Ziele erhoffen sich fast drei Viertel der Unternehmen zudem eine bessere Mitarbeiterbindung.
Diese Ergebnisse zeigen, dass Versicherer die gesellschaftliche Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit frühzeitig erkannt haben und im Wettbewerb durch eine veränderte strategische Ausrichtung davon profitieren wollen. Werden Entscheiderinnen und Entscheider allerdings gefragt, ob Organisationen aktuell bereits genügend ökologische und soziale Verantwortung übernehmen, sind sechs von zehn Befragten noch unschlüssig oder verneinen dies sogar.
Versicherer geben ökologischen Zielen Priorität
Diese Diskrepanz zwischen Zielsetzung und Zielerreichung hat einen Grund: Bei der strategischen Ausrichtung auf mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen steht bei Versicherern bislang der ökologische Aspekt im Vordergrund. Die Kriterien der EU-Taxonomie definieren beispielsweise, welche Aktivitäten als ökologisch nachhaltig gelten. Versicherer sind gefordert, ihre Portfolios und Produkte in der Form anzupassen, dass sie Risiken managen und nachhaltige Geschäftsmodelle entwickeln können. Zudem gibt es angesichts des Klimawandels bereits etablierte Standards wie das Greenhouse Gas Protocol zur Messung ökologischer Nachhaltigkeit. Zahlreiche Daten zu Umweltaspekten wie CO2-Emissionen, Energie- und Wasserverbrauch erleichtern zudem die Entwicklung geeigneter KPIs, auch wenn sie heute noch nicht flächendeckend für alle Marktteilnehmer zugänglich sind.
Die Umsetzung von sozialen und unternehmensethischen Themen ist dagegen oft schwieriger. Denn die Unternehmen stehen vor mehreren Problemen: Zum einen ist die Datenerhebung zu Themen wie gesellschaftliche Ungleichheit und Rechte der Arbeitnehmer oder zu möglichen Anforderungen aus dem Lieferkettengesetz komplexer. Zum anderen fehlt es neben den gängigen Diversitäts- und Frauenquoten an zusätzlichen zentralen KPIs, die eine Vergleichbarkeit innerhalb des Wettbewerbs möglich machen.
Zudem reichen die personellen Kapazitäten der Versicherer derzeit schlicht nicht aus: 40% nennen in der Studie personelle Ressourcen als Hürde für mehr Engagement. Der Grund: die umfangreichen Reportingpflichten aus der Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD). Denn die prüfungskonforme Erstellung des Nachhaltigkeitsberichts ist derzeit geprägt von manuellen und fehleranfälligen Prozessen und bindet in den Unternehmen viele Ressourcen über einen längeren Zeitraum.
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