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15. November 2022
Versicherer und ESG-Ziele: Das ist der Status Quo
Start, Think Big, Recovery and Challenge in Life or Business Concept.Economic Crisis Symbol.New Green Sprout Plant Growth in Cracked Concrete and Shading a Big Tree Shadow on the Concrete Wall

Versicherer und ESG-Ziele: Das ist der Status Quo

Zwölf von 50 Versicherungsgesellschaften erreichen im aktuellen ESG-Unternehmensranking von MORGEN & MORGEN und Zielke Research Consult das Goldlevel – den Rankingautoren zufolge eine positive Entwicklung mit Potenzial nach oben. Die Bewertungsrichtlinien des Rankings, das überprüft, wie die Unternehmen auf die ESG-Ziele einzahlen, wurden an die aktuelle Entwicklung angepasst.

Das Analysehaus MORGEN & MORGEN (M&M) und die Zielke Research Consult GmbH bewerten im ESG-Unternehmensranking seit dem vergangenen Jahr gemeinsam, wie die deutschen Versicherungsgesellschaften auf die ESG-Ziele einzahlen. Das ursprüngliche CSR-Ranking, das seit 2018 die Unternehmen dahingehend bewertet, wie sie auf das Konto der ESG-Ziele einzahlen, wurde dafür in ESG-Unternehmensranking umbenannt. Im Ranking werden die Berichte der Gesellschaften bezüglich ihrer Zielsetzungen in den Bereichen Environment, Social und Governance bewertet.

Anpassung der Bewertungsrichtlinien

Hinsichtlich der Bewertungsrichtlinien wurden die Kriterien in den einzelnen Bereichen Environment, Social und Governance an die aktuelle Entwicklung angepasst: So wird nun für den Bereich Environment eine anerkannte externe Verifizierung des CO2-Ausstoßes gefordert, um einen Qualitätsstandard einzuführen. Diese muss auf dem einheitlichen GHG-Protokoll („Greenhouse Gas Protocol“) zur Bilanzierung von Treibhausgasemissionen basieren. Die Kriterien im Bereich Social fordern nun weiterführende Informationen zur Inklusion, die Darlegung der einzelnen Maßnahmen zur Messung der Kundenzufriedenheit sowie mehr Transparenz hinsichtlich der sozialen Initiativen mithilfe eines thematischen Splittings des Spendenvolumens in Euro. Im Bereich Governance wird nun die Formulierung einer Nachhaltigkeitsstrategie gefordert, die ein nachhaltiges Geschäftskonzept sowie ein nachhaltiges, unternehmerisches Handeln etabliert.

Goldene, silberne und bronzene Platzierungen möglich

Der ESG-Unternehmensranking-Jahrgang 2022 bewertet die CSR-Berichte 2021 von insgesamt 50 Gesellschaften. Die Platzierung, die eine Gesellschaft im ESG-Unternehmensranking erreicht, beruht auf ihrer erzielten Gesamtpunktzahl. Eine goldene Platzierung wird für mehr als 3,9 Punkte, eine silberne für 2,75 bis 3,89 Punkte und eine bronzene für 1,6 bis 2,74 Gesamtpunkte vergeben.

Das Gesamtergebnis der ausgewerteten Versicherungsunternehmen im Berichtsjahr 2021 liegt laut M&M und Zielke Research im Durchschnitt bei 2,81 Punkten (Vorjahr: 1,48 Punkte). Zwei Kriterien sind zur Analyse hinzugekommen, die im Durchschnitt mit 0,66 Punkten in die Gesamtpunktzahl einfließen. Im Bereich Environment kommen im Vergleich zum Vorjahr durchschnittlich 0,33 Punkte hinzu, genauso wie im Bereich Governance. Würden diese außer Acht gelassen, wäre insgesamt nur eine leichte Verbesserung in der transparenten Dokumentationspflicht der Versicherungsbranche um 0,67 Punkte im Durchschnitt zu erkennen, so die Rankingautoren.

Zwölf Unternehmen erhalten Goldlabel: AXA erreicht 5,05 Punkte

Insgesamt zwölf Unternehmen haben sich im aktuellen ESG-Unternehmensranking für das Goldlabel qualifiziert: AXA, Zurich, Gothaer, Helvetia, Sparkassen Versicherung Sachsen, Prisma Life, Baloise, Talanx Gruppe, Wüstenrot & Württembergische, SV SparkassenVersicherung, Debeka und die Bayerische mit erreichten Punkten zwischen 5,05 und 4,00. Das sind zwei Versicherer weniger als im Vorjahr. Die Anzahl der für Silber qualifizierten Gesellschaften nimmt um zwei Versicherer auf nun insgesamt 16 zu. Wie M&M und Zielke Research betonen, handelt es sich dabei aber nicht um die Herabstufung zweier Gesellschaften, sondern um eine insgesamt neue Rangfolge. Mit zwölf Versicherern in der Bronze-Kategorie sind hier drei Gesellschaften mehr als im letzten Jahr zu verzeichnen. Gold erhalten

Positive Entwicklung mit Potenzial

Im Detail führen M&M und Zielke Research zu den Rankingergebnissen aus, dass insgesamt eine positive Entwicklung festzustellen sei, obwohl die Bewertungskriterien verschärft wurden und mehr in die Tiefe geschaut wurde. Dennoch sei das Potenzial noch nicht ganz ausgeschöpft. Knapp die Hälfte der Unternehmen, die auf eine externe Verifizierung ihrer Scopes verzichten, hätten ihr Ergebnis im Bereich Umwelt in diesem Jahr verbessern können. Bei den verifizierten Versicherungsgesellschaften sei hingegen der CO2-Ausstoß pro Mitarbeiter angestiegen. Im Rankingbereich Soziales hätten die Versicherer laut M&M und Zielke Research an Transparenz hinzugewonnen: An zwei Gesellschaften sei hier erstmals sogar die Höchstwertung vergeben worden. Allerdings seien in den Teilbereichen Kinderbetreuung, Familienbeihilfe und Gesundheitsmanagement rückläufige Tendenzen zu beobachten. Im Bereich guter Unternehmensführung ließe sich beobachten, dass die Nachhaltigkeit in der Führung an Priorität gewonnen habe. Sie sei inzwischen bei über drei Vierteln der Gesellschaften fest ins Unternehmen integriert.

„Es gibt schon noch Unterschiede zwischen denjenigen, die möglichst viel bewegen wollen und denen, die eher als Follower agieren. Der Großteil ist aber auf dem richtigen Weg. Jedoch sind wir noch ein weites Stück davon entfernt, beurteilen zu können, ob die Versicherer auf dem 1,5-Grad-Pfad angekommen sind. Hierzu erwarten wir vor allem mehr Scope-3-Angaben in den nächsten Berichten“, resümiert Dr. Carsten Zielke, Geschäftsführer der Zielke Research Consult GmbH.

Zu den Ergebnissen des ESG-Unternehmensrankings geht es hier. (ad)

Bild: © blacksalmon – stock.adobe.com