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7. April 2024
Versicherungen & Gen Z: Liebe auf den zweiten Blick!
Group of young people hiding their face with the world Future - what prospects for new generations?- Concept of youth wondering about his future.

Versicherungen & Gen Z: Liebe auf den zweiten Blick!

Mit dem Eintritt der Generation Z in die Arbeitswelt steht die Versicherungsbranche vor einem tiefgreifenden Wandel bei den Anforderungen von Mitarbeitern und Kunden. Andreas Wollermann nimmt sich in seiner Kolumne gemeinsam mit Toygar Cinar dieser Veränderungen an und beleuchtet die vielfältigen Chancen, die sich für die Branche ergeben.

Ein Artikel von Andreas Wollermann, Unternehmer, Berater und Trainer für Versicherer und Finanzdienstleister unter der Wortmarke GENfluenZer®, und Toygar Cinar, Rhein West HR Solutions Experte im Bereich HR

Die Generation Z, geboren zwischen 1995 und 2012, wächst in einer digitalen Welt auf, die von sozialen Medien, einem Leben mit und in Smartphones und einer Erwartungshaltung an sofortige Kommunikation und Transparenz geprägt ist. Ihre Forderung nach Authentizität, Nachhaltigkeit und einer starken sozialen Verantwortung der Unternehmen fordert die traditionellen Geschäftsmodelle, so wie wir sie aus der Vergangenheit kennen, heraus.

Verschiedene Studien wie z. B. der „McKinsey Global Insurance Report 2023“ weisen darauf hin, dass wir uns als Branche diesen inno­vativen Veränderungen stellen müssen, um den strukturellen Wandel innerhalb der eigenen –Reihen zu bewältigen. Dies gilt sowohl für die Generation Z als neue Kunden wie auch als potenzielle Arbeitnehmer.

Die Notwendigkeit, eine junge, technologieaffine Generation zu erreichen, während gleichzeitig ein nicht zu unterschätzender Teil der erfahrenen Belegschaft ausscheidet, erfordert mehr als nur eine einzige Strategie. Einerseits müssen innovative digitale Lösungen entwickelt werden, die den Erwartungen der Generation Z entsprechen.

Andererseits müssen effektive Programme zur Wissensweitergabe und zur Förderung junger Talente implementiert werden, um das ausscheidende Wissen zu ersetzen und gleichzeitig eine Brücke zwischen den Generationen zu schlagen.

Brücken bauen in der Versicherungsbranche

Ausscheidende Mitarbeiter hinterlassen eine Lücke, die nicht nur in Bezug auf die Anzahl der Arbeitskräfte, sondern auch im Hinblick auf das akkumulierte Wissen und die Erfahrung besteht. Als Branche müssen wir daher innovative Wege finden, um diese Lücke zu schließen. Dazu gehört die Implementierung von Mentorenprogrammen, in denen erfahrene Fachkräfte ihr Wissen an jüngere Generationen weitergeben, bevor sie in den Ruhestand gehen, und gleichzeitig müssen flexible Arbeitsmodelle und eine Kultur der kontinuierlichen Weiterbildung etabliert werden, um junge Talente zu begeistern, zu befähigen und langfristig zu binden.

Die Integration neuer Tools und die Nutzung digitaler Plattformen wie Instagram, TikTok und Co. bieten hierbei eine große Chance, die Generation Z nicht nur als Kunden zu gewinnen, sondern auch als Mitarbeiter und somit Botschafter unserer Branche. Durch die Schaffung einer attraktiven, authentischen und modernen Arbeitsumgebung, die die digitale Affinität junger Menschen widerspiegelt, können wir als Branche ein Umfeld schaffen, das sowohl unseren Kunden als auch zukünftigen Mitarbeitern gerecht wird.

In diesem Zusammenhang wird die Anpassungsfähigkeit der Branche in naher Zukunft auf die Probe gestellt. Wir müssen nicht nur Produkte und Dienstleistungen auf Passgenauigkeit überprüfen und anpassen, sondern auch die interne Kultur und vorhandene Strukturen überdenken. Die Förderung einer inklusiven, vielfältigen und lernorientierten Unternehmenskultur wird in Zukunft entscheidend sein, um zum einen die Herausforderungen der demografischen Veränderung zu bewältigen und zum anderen die Chancen, die die erfolgreiche Gewinnung und Bindung junger Talente in sich birgt, zu nutzen.

Skepsis trotz digitaler Chancen

Gerade innerhalb unserer Branche wird es entscheidend sein, ob und wie offen diese Veränderung gesehen wird. Ergebnisse der Studie AssCompact TRENDS III/2022, die sich u. a. mit dem Thema „Social Media“ beschäftigt hat, zeigen deutlich, wie skeptisch Versicherungsmakler die Nutzung von Social Media selbst sehen.

Versicherungen & Gen Z: Liebe auf den zweiten Blick!

Grafik: So beurteilen Vermittler die Relevanz von Social Media für ihre berufliche Tätigkeit

Lediglich 32% der befragten Versicherungsmakler bewerten die Nutzung von Social Medial als relevant für das eigene Unternehmen und lediglich 48% sehen die eigene Nutzung perspektivisch in den nächsten fünf Jahren.

Versicherungen & Gen Z: Liebe auf den zweiten Blick!

Grafik: Darum sind Vermittler auf Social Media nicht aktiv

Eine weitere spannende Kennzahl ist, dass 59% der Befragten sagen, dass sie keinen Mehrwert für das eigene Unternehmen durch die Nutzung von Social Media sehen. Gerade in Zeiten, in denen tägliche Smartphone-Nutzungszeiten von vier bis zehn Stunden generationsübergreifend keine Seltenheit mehr sind und digitale Beratungen spätestens seit der Pandemie für viele Menschen normal geworden sind, sollten wir die Perspektive und Einstellung innerhalb unserer Branche hierzu hinterfragen und zentrale Maßnahmen und Formate entwickeln, die für Unterstützung und Aufklärung sorgen.

Strategien für die Zukunft der Arbeitswelt

Zusammengefasst erfordert die doppelte Herausforderung des demografischen Wandels und der steigenden Erwartungen der Generation Z eine umfassende Strategie, die sowohl auf die Neugestaltung des Kundenerlebnisses als auch auf die Transformation der Arbeitswelt abzielt. Durch die Kombination aus Innovation, Förderung junger Talente durch neue Befähigungsformate und einer starken Unternehmenskultur können wir diese Herausforderungen als Chance nutzen, uns für die Zukunft zu rüsten und eine führende Rolle in einer sich schnell verändernden Welt einzunehmen.

Für Arbeitgeber verbergen sich hier Risiken. Laut dem Report des World Economic Forum verändern sich die Anforderungen an bestehende Berufsgruppen schneller als je zuvor. Das bedeutet, dass 44% unserer heutigen Fähigkeiten in sechs Jahren nicht ausreichen werden, um unseren heutigen Job auszuführen. Fast 60% unserer heutigen Mitarbeiter müssen in den nächsten drei Jahren so aus- und weitergebildet werden, dass sie mit der Entwicklung Schritt halten können.

Gleichzeitig ist dies auch eine der größten Chancen für smarte Arbeitgeber. Mitarbeiterentwicklung schafft Perspektiven, Bindung und Zufriedenheit. Das persönliche Bedürfnis nach Fortschritt und einer steileren Lernkurve muss als strategische Aufgabe für Arbeitgeber erkannt werden. Wer die Bedürfnisse seiner Mitarbeiter erkennt und seine Arbeitsbedingungen hieran gestaltet, der wird einen erheblichen Vorteil im Kampf um Bewerber auf seiner Seite wissen. Mit der Gen Z als gestaltender Kohorte innerhalb der Unternehmensstrategie muss sich die Führung sofort dieser Zielgruppe widmen und sie für die Zukunft gewinnen.

Zur Studie AssCompact TRENDS III/2022

Die Online-Befragung zur Studie „AssCompact TRENDS III/2022“ wurde vom 13.07.2022 bis 22.07.2022 durchgeführt. Nach einer Qualitätsprüfung flossen die Stimmen von 418 Vermittlern aus der Finanz- und Versicherungsbranche in die Stichprobe ein, die ein sehr gutes Abbild der Assekuranz- und Finanzvermittler hinsichtlich der Alters- und Geschlechtsstruktur darstellt. Sie können diese Studie hier kostenpflichtig bestellen.

Ansprechpartner

Dr. Mario Kaiser, kaiser@bbg-gruppe.de, 0921 75758–33

Informationen zu allen weiteren AssCompact Studien sind unter asscompact.de/studien zu finden.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 04/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © Lomb – stock.adobe.com; Grafiken: © Studie „AssCompact TRENDS III/2022“

 
Ein Artikel von
Toygar Cinar
Andreas Wollermann