Herr Eschbach, können Sie – zumindest – die emotionale Reaktion auf das Thema Run-Off verstehen?
Externes Bestandsmanagement ist ein Beitrag, die private Altersvorsorge von Millionen Menschen langfristig sicher und attraktiv zu halten. Es ist vollkommen natürlich, dass bei einem Thema von so existenzieller Bedeutung auch Emotionen im Spiel sind.
Sie glauben aber nicht, dass Run-Offs der privaten Altersvorsorge per Lebensversicherung einen Bärendienst erweisen?
Der öffentliche Diskurs war einige Zeit von einem Mangel an Fakten und mancherorts auch von Opportunismus geprägt. Das war gewiss nicht hilfreich. Inzwischen ist das Gros der Beiträge konstruktiv, ausgewogen und sachlich. Dazu hat sicher beigetragen, dass wir in den vergangenen zwei Jahren auf allen Ebenen sehr viel kommuniziert haben. Natürlich wurde das Geschäftsmodell vor dem Hintergrund der Generali-Leben-Transaktion von allen berufenen Akteuren – Gesetzgeber, Regulator, Verbraucherschutzorganisationen – intensiv beleuchtet. Ganz aktuell von der Stiftung Warentest. Mit den Beurteilungen sind wir absolut einverstanden.
Mit dem erwähnten Erwerb der Generali Leben haben Sie den mit Abstand größten Deal abgeschlossen. Wie schwierig war es, von der BaFin grünes Licht zu erhalten?
Die BaFin hat nach eigener Aussage sozusagen jeden Stein umgedreht. Angesichts der Tragweite und Verantwortung, über die wir hier reden, ist das auch vollkommen angemessen. Insofern ist es auch in unserem Interesse, dass jede erdenkliche Frage gestellt und zur maximalen Zufriedenheit beantwortet wird.
Was passiert nach einer solchen BaFin-Genehmigung?
Liegt der entsprechende Bescheid der BaFin vor, wird der Eigentümerwechsel zeitnah vollzogen. Im Falle des Erwerbs der Generali Leben lagen knapp vier Wochen dazwischen. Das hatte schlicht damit zu tun, dass eine Menge Formalia in die Wege geleitet werden mussten. Diese Dinge kann man nicht beliebig beschleunigen. Davon losgelöst geht es vom Tag eins an um zwei Dinge: volle Konzentration auf die technische, organisatorische und kulturelle Integration und Gewährleistung der uneingeschränkten operativen Stabilität.
Wie erfolgt die Kommunikation in Richtung Kunden und Vermittler, insbesondere Makler, wenn deren Verträge betroffen sind?
Ein Schubladenpaket in Sachen Kommunikation gibt es nicht. Denn die Rahmenbedingungen sind von Bestand zu Bestand unterschiedlich. Zum Beispiel mit Blick auf die Zahl an Vertriebspartnern und die von ihnen bevorzugten Informationskanäle und -gewohnheiten. Hier bespricht man im Vorfeld mit den Verantwortlichen, was sie benötigen. Es geht nicht darum, was wir für richtig halten, sondern was die Vermittler für angemessen halten. Und das variiert.
In Richtung Kunden gilt es abzuwägen, wann der richtige Zeitpunkt ist, sie direkt zu kontaktieren. Hierbei spielen auch die vertraglichen Informationspflichten eine Rolle. Im Fall der Generali Leben, der über einen langen Zeitraum eine hohe mediale Präsenz hatte, haben wir entschieden, die Kunden zeitnah wegen der transaktionsbedingt notwendigen Umbenennung im Herbst dieses Jahres schriftlich zu kontaktieren. Dass abgebende und erwerbende Gesellschaft zum Closing umfassende Informationsangebote im Internet bereithalten, versteht sich.
Schnellen Stornoquoten – oder auch Policenverkäufe – nach einer Übernahme in die Höhe?
Diese Annahme ist einer der Mythen, die sich um unser Geschäftsmodell ranken. Das Gegenteil ist der Fall. Bei keinem Erwerb, den wir als Viridium durchgeführt haben, konnten wir auffällige Bestandsbewegungen beobachten. Weder im unmittelbaren zeitlichen Kontext des Eigentümerwechsels noch in der Folge. Vielmehr sind die Stornoquoten bei Heidelberger Leben, Skandia und Entis kontinuierlich gesunken, auf historische Tiefststände. Per Ende 2018 lag die Stornoquote Viridium-weit bei 3,1%.
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