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10. Mai 2024
Viridium: Run-offs in der Lebensversicherung erst am Anfang

Viridium: Run-offs in der Lebensversicherung erst am Anfang

Wenige Tage, nachdem das Ende des Run-off-Deals zwischen Athora und AXA bekannt gegeben wurde, bat Viridium zum Pressegespräch. Der Bestandsspezialist zeigt sich überzeugt, dass externe Run-offs in der Lebensversicherung erst noch an Fahrt aufnehmen werden. Das Potenzial sei groß.

„Die Transaktionen der letzten Jahre waren erst der Anfang“, sagte Dr. Tilo Dresig, CEO der Viridium Gruppe, bei einem Pressegespräch in der vergangenen Woche in Frankfurt am Main. An einer weiteren Konsolidierung der Lebensversicherer führe kein Weg vorbei, zu groß seien die strukturellen Herausforderungen der Versicherer, insbesondere was die Altbestände angehe. Externe Run-offs hätten demnach ihre Zukunft erst noch vor sich.

Zuletzt sah dies allerdings anders aus. Nicht nur platzte ein Deal zwischen Athora und AXA, sondern auch Viridium konnte die Akquisition eines Bestands traditioneller Lebensversicherungen der Zurich Gruppe Deutschland nicht durchführen. Wie berichtet lag dies an der Eigentümerstruktur von Viridium und da vor allem an dem britischen Investor Cinven, dessen Verhalten in anderen Ländern Bedenken bei der BaFin geweckt hatte. Allerdings betonte die BaFin seit jeher, dass sie nichts gegen Run-offs als solches einzuwenden habe.

Niedrigzinsen waren Auslöser für Run-off in der Lebensversicherung

Interne und externe Run-offs fanden in den vergangenen Jahren immer wieder statt, da das Niedrigzinsumfeld das traditionelle Geschäftsmodell der Lebensversicherer stark unter Druck gesetzt hatte. Während einige Versicherer einfach das Neugeschäft einstellten, entschieden sich andere dazu, den klassischen Bestand an externe Run-off-Spezialisten zu übertragen, was regelmäßig zu heftiger Kritik vonseiten Verbraucherschutzorganisationen führte.

Für Dresig ist das Scheitern des Zurich-Deals aber kein Grund, an dem eigentlichen Geschäftsmodell zu zweifeln: „Das war keine Absage an Run-off im Allgemeinen, unser Geschäftsmodell oder Viridium“, so Dresig. „Wir werden deshalb unsere Strategie weiterverfolgen und perspektivisch wieder Wachstumschancen wahrnehmen.“

Veraltete IT-Strukturen der Versicherer

Mittlerweile hat sich jedoch die Zinslandschaft geändert, die Lebensversicherer können wieder mehr auf Garantien setzen. Dresig glaubt dennoch, dass die Herausforderungen der Gesellschaften groß bleiben. IT-Strukturen und Bestandssysteme seien wartungs- und kostenintensiv, es seien umfassende Investitionen in Altbestände notwendig.

CEO Dresig sagt: „Mit dem Verkauf von Altbeständen können Erstversicherer Kapital, Managementkapazitäten und operative Ressourcen für den Ausbau ihres Kerngeschäfts freisetzen, und sich damit zukünftiges Wachstum ermöglichen. Die Kundinnen und Kunden profitieren von höheren Überschüssen, hoher Kapitalstärke und langfristig nachhaltiger operativer Stabilität.“

Externer Run-off im Interesse der Kunden

Was ein Run-off-Spezialist leisten kann, erklärt Dresig anhand von Zahlen: Proxalto, der größte Bestandsversicherer der Viridium Gruppe, hat seit seiner Übernahme vor fünf Jahren rund 1 Mrd. Euro mehr der Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB) zugeführt als dies vorher der Fall war. Dieser Betrag kommt den Kundinnen und Kunden zusätzlich zu der Garantieleistung zugute. Das sind jedes Jahr ca. 200 Mio. Euro oder 70% mehr als zuvor, so der Viridium-Chef. Die Überschussbeteiligung wurde im vergangenen Jahr zudem ebenfalls erhöht. Und das Stückstorno der Viridium Gruppe lag zuletzt bei rund 2% und damit unter dem Marktdurchschnitt.

Im Jahr 2022 häuften sich aber auch die Kundenbeschwerden über Proxalto. Kunden beklagten beispielsweise ausbleibende Rentenzahlungen und Probleme bei Abwicklung und Betreuung, was auch die BaFin auf den Plan rief. Viridium argumentierte, dass die Probleme aufgrund der aufwendigen IT-Modernisierung entstanden seien. Im Frühjahr 2023 vermeldete Viridium dann, dass die Probleme weitestgehend behoben seien. (bh)

Bild: Dr. Tilo Dresig, CEO der Viridium Gruppe. Quelle: Viridium