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16. Januar 2024
Warum aktives Investieren 2024 wieder „in“ ist

Warum aktives Investieren 2024 wieder „in“ ist

Aktives Investieren gerät durch seine höheren Kosten immer wieder in die Kritik. Gerade Krisenzeiten gelten jedoch als „beste Zeit“, den Markt zu schlagen. Für BlackRock steht die aktive Strategie 2024 wieder mehr im Vordergrund. Kapitalmarktstratege Dr. Martin Lück erklärt die Hintergründe im Interview.

Interview mit Dr. Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie bei BlackRock für Deutschland, Österreich, die Schweiz und Osteuropa
Herr Dr. Lück, BlackRock rät in seinem globalen Kapitalmarktausblick für 2024 zu einem aktiveren Portfolio-Ansatz. Warum?

Wir denken, dass sich die Welt einerseits von den Folgen der Pandemie erholt, andererseits aber auch mit Klimakrise, demografischem Wandel und Veränderungen in der Geopolitik vor großen Herausforderungen steht. Vieles spricht dafür, dass sich in dieser neuen Welt die Anlageerträge wieder stärker unterscheiden als in früheren Jahrzehnten. Und genau das spricht für aktiveres Portfoliomanagement.

Aktives Investieren hat in letzter Zeit im Vergleich zu passiven Anlagen häufig den Kürzeren gezogen – zumindest laut einigen Studien. Wird sich dann also jetzt der Spieß umdrehen?

Sagen wir es so: Im bisherigen Anlageregime, in dem lange geringe Volatilität und extrem niedrige Zinsen vorherrschten, gab es weniger Möglichkeiten, Überträge zu generieren. In einem Umfeld von mehr Unsicherheit kommt es wieder eher auf die Expertise der Manager an. Die Chance für geschickte Investoren, den „Markt zu schlagen“, wird also wieder größer.

Die Ansage ist aber nicht „aktiv statt passiv“… oder? BlackRock ist über die iShares-Marke ja stark im ETF-Geschäft vertreten.

Wir plädieren für einen Gesamtportfolioansatz. Also eine Kombination aus Index- und Alpha-Strategien. Aktives und indexbasiertes Investieren ergänzen sich also, statt sich gegenseitig auszuschließen.

Die Entscheidung, aktiv zu investieren, ist nur der erste Schritt. Welche aktiven Investitionen würden Sie den Anlegern 2024 denn konkret empfehlen?

Der aktive Part beginnt schon bei der richtigen Einordnung der Makro-Konstellation. Es wäre zum Beispiel aus unserer Sicht ein Fehler, auf die gesamtwirtschaftliche Lage durch die Brille eines typischen Konjunkturzyklus zu blicken. Und die Einschätzung, dass uns das Risiko von Angebotsknappheiten, etwa im Bereich Energie, Rohstoffe oder Arbeitskräfte, und damit einer höheren Volatilität an den Kapitalmärkten erhalten bleiben wird, verdeutlicht die Notwendigkeit, das Depot öfter aktiv zu überprüfen, statt es auf Autopilot laufen zu lassen.

Die unruhige Weltlage wird morgen nicht vorbei sein. Bleibt aktives Investieren aus Ihrer Sicht erstmal der „Way to go“ – trotz der häufig kritisierten hohen Gebühren?

Wie gesagt: die Kombination entscheidet. Die höheren Gebühren für aktiv gemanagte Fonds rechtfertigen sich ja durch die Aussicht auf Übererträge. Die ist in einigen Teilen des Portfolios vielversprechender als in anderen. Ausschlaggebend sind immer die individuellen Anlageziele, vor allem also Ertragserwartung, Risikobereitschaft sowie Zeithorizont.

Wie wird sich das Ende der restriktiven Geldpolitik der Notenbanken darauf auswirken? Zumindest dieses steht ja im Lauf des Jahres in Aussicht.

Die Aussicht auf ein Ende der Zinsanhebungen hat ja schon zu einem vorgezogenen Weihnachtsgeschenk für Anleger geführt. Wenn sich diese Erkenntnis im Laufe des Jahres bestätigt, es also keine weiteren Zinserhöhungen gibt, dürfte das weitgehend eingepreist sein. Eher steht die Frage im Raum, ob bezüglich schon bald anstehender Zinssenkungen die Markterwartungen nicht ein bisschen weit vorgeprescht sein könnten.

Ein Schlusswort mit Blick auf die Reise, die den Anlegern 2024 bevorsteht?

Auch 2024 dürfte volatil bleiben. Wichtig ist es, trotz vielfältiger Unsicherheiten investiert zu sein.

Bild: © ipopba – stock.adobe.com; © BlackRock

 

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