Ein Arikel von Cornelia Frankenberg, Gründerin und Geschäftsführerin von ILMFINANZ
Viele Vermittler:innen haben ein oder mehrere Social-Media-Profile und pflegen diese mehr oder weniger gut: Kontakte aus der Branche und dem Freundeskreis, hin und wieder ein Post (wenn man mal dran denkt), doch ansonsten gähnende Leere. Likes sind oft Zufallstreffer. Zielgruppenansprache? Fehlanzeige.
Social Media ist keine Einbahnstraße
Es heißt nicht ohne Grund „soziales Netzwerk“. Deswegen gilt:
- Community Management ist das A und O: Vermittler:innen sollten mit der Zielgruppe interagieren. Dazu gehören Kommentare, Reaktionen auf Storys und auch der Austausch in Direktnachrichten.
- „Don’t post and ghost“: Kommentare unter dem eigenen Post sollten zügig beantwortet werden. Das schafft Vertrauen und zeugt von Respekt.
- Den Algorithmus „aufwärmen“: Dann posten, wenn man auch aktiv ist. Das fördert die Reichweite des eigenen Beitrags.
Vertrauen aufbauen
Menschen kaufen von Menschen. Daher gehört in ein soziales Netzwerk auch Persönlichkeit. Damit ist nicht das Foto vom Mittagessen gemeint, sondern Posts über persönliche Aspekte wie z. B. ein Hobby, eigene unternehmerische Herausforderungen oder Dinge, die man mit der Zielgruppe gemeinsam hat. Außerdem wollen Menschen auch Gesichter sehen. Das schafft Vertrauen und erzeugt einen Wiedererkennungswert.
Frauen gewinnen – nur mit echtem Verständnis
Frauen ticken anders. Und das hat strukturelle Gründe:
- Finanzielle Sozialisation: Frauen wird tendenziell weniger Finanzkompetenz zugeschrieben, sie erhalten weniger finanzielle Bildung und haben daher ein geringeres finanzielles Selbstvertrauen. Auch in Beziehungen wird das deutlich. Männer sehen sich häufig als hauptverantwortlich für Finanzthemen und unterschätzen das Mitsprachebedürfnis der Frauen (Quelle: Umfrage von Verivox, Stand 2025).
- Geringere Einkommen: Der Gender Pay Gap ist real. Berufe, in denen vorwiegend Frauen arbeiten, werden tendenziell schlechter bezahlt. Zudem arbeitet etwa die Hälfte aller berufstätigen Frauen in Deutschland in Teilzeit (Statistisches Bundesamt, Stand 2023).
- Größere soziale Verantwortung: Frauen leisten 43,4% mehr Care-Arbeit als Männer – diese Tatsache ist bekannt unter dem Begriff Gender Care Gap – und fast 90% aller Alleinerziehenden in Deutschland sind Frauen (BMFSFJ, Stand 2025).
- Geringe Fehlertoleranz: Aufgrund des niedrigeren Einkommens und der höheren Verantwortung haben Frauen einen geringen Spielraum für Fehlentscheidungen. Daher überlegen sie dreimal, ob und wie sie sich absichern, und informieren sich sehr gründlich, bevor sie eine Entscheidung treffen.
- Wenig mentale Kapazität für die eigene Finanzplanung: Frauen tragen in Beziehungen meist die höhere mentale Belastung (sogenannter Mental Load). Sie haben riesige To-do-Listen und Fakten im Kopf: Einkäufe, Geburtstagsgeschenke, Hausaufgaben, Schuhgrößen der Kinder. Viele wissen sogar besser über Allergien oder Medikamente der Ehepartner Bescheid als diese selbst. Da bleibt für die eigene Finanzplanung oft zu wenig Raum im Kopf.
Frauen gezielt abholen
Doch wie erreicht man nun Frauen am besten? Grundlegend gilt wie bei jeder Zielgruppe: Man braucht ein fundiertes Verständnis für sie, man sollte ihre Sorgen und Nöte kennen, sie ernst nehmen und sie dort abholen, wo sie stehen. Dazu gehört:
- Themen, die Frauen betreffen, aufgreifen, z. B. Gender Gaps, finanzielle Eigenständigkeit in Beziehungen etc.: Das zeugt von Verständnis für die Situation und schafft eine Kommunikation auf Augenhöhe. Frauen wollen sich, wie alle Menschen, gesehen fühlen.
- Die eigene Kompetenz beweisen, z. B. mit konkreten Fallbeispielen: Wer den Beratungsprozess einer Kundin und die gefundenen Lösungen darstellt (natürlich anonymisiert), bietet einen Einblick in die eigenen Prozesse und macht die Beratung greifbarer.
- Mehrwerte schaffen, z. B. kostenlose Tipps und Tricks anbieten: Damit untermauert man die eigene Expertise und baut Stück für Stück Vertrauen auf.
- Echtes Interesse zeigen: Wer echte Fragen stellt, bekommt echte Antworten. Und lernt, was Frauen wirklich bewegt.
- Weniger Sales – mehr Substanz: Frauen reagieren sensibler auf Verkaufsdruck. Mehr erklären und mehr Zeit für Entscheidungen einräumen.
Doch warum das Ganze?
Warum sollten Frauen überhaupt angesprochen werden, wo sie doch tendenziell ein geringeres finanzielles Potenzial haben als Männer?
- Frauen sind loyal. Haben sie sich einmal nach gründlicher Überlegung entschieden, bleiben sie in der Regel bei ihren Entscheidungen. Außerdem empfehlen sie gerne weiter.
- Die Lücke ist groß, das Potenzial ebenso. Frauen haben eine größere Rentenlücke als Männer (Gender Pension Gap) und müssen dementsprechend mehr tun. Hier kann man, wenn vorhanden, den Ehepartner ins Boot holen und die Altersvorsorge aus dem Familieneinkommen finanzieren.
- Finanzielle Gleichberechtigung sollte ein gesellschaftliches Ziel sein, schließlich stellen Frauen die Hälfte der Bevölkerung. Frauen brauchen Wissen, Mut und die passende finanzielle Absicherung. Nur so können sie in allen Lebenslagen selbstbestimmte Entscheidungen treffen.
Vom Abstrakten zum Konkreten
Für mich habe ich dazu LinkedIn ausgewählt. Dort sieht man in den Profilen sehr gut, mit wem man gerade kommuniziert, und es macht die direkte Ansprache leichter. Täglich bin ich etwa eine Stunde dort aktiv. Ich folge Frauen aus meiner Zielgruppe und auch Personen, die über relevante Themen für Frauen schreiben. Ich kommentiere regelmäßig, um in den Austausch zu kommen. Auch in meinen eigenen Posts greife ich die Probleme meiner Zielgruppe auf und biete Lösungen an. Das ist natürlich viel Arbeit. Social Media macht sich nicht nebenbei. Doch es lohnt sich.
Beziehungsarbeit statt Abschlussdruck
Wer nur schnell verkaufen will, für den sind Frauen als Zielgruppe nicht geeignet. Doch wer echte Beziehungen aufbauen und Mehrwert vermitteln will, der findet in diesem Kreis unglaublich dankbare und loyale Kundinnen.
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Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 08/2025 und in unserem ePaper.

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