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29. September 2020
Warum sich gerade der Bereich Mobilität für digitale Produktwelten eignet

Warum sich gerade der Bereich Mobilität für digitale Produktwelten eignet

ELEMENT entwickelt digitale Versicherungslösungen im Auftrag von Herstellern, Versicherern und Maklern. Große Umbrüche sieht die „Produktfabrik“ im Bereich Mobilität und beschäftigt sich mit Trends wie Leasing, Carsharing und autonomem Fahren, erklärt Timo Hertweck, Vorstandsmitglied der ELEMENT Insurance AG.

Herr Hertweck, die neueste Entwicklung von ELEMENT bezieht sich auf den Bereich Mobility. Was macht gerade den Bereich so interessant für eine neue Herangehensweise?

Im Bereich der Mobilität finden seit einiger Zeit große Umbrüche statt, nur passende und vor allem volldigitale Versicherungs­lösungen sind nach wie vor Mangelware. Bezogen auf den Bereich der Mobilität bedeutet das konkret, dass wir sowohl für OEMs (Hersteller), Garantievermittler und Makler White-Label-Produkte zur Verfügung stellen, die ergänzend zur klassischen Kfz-Versicherung, neue Absatzwege eröffnen. Auf diesen Bereich konzentrieren wir uns zusammen mit unseren Partnern. Hier sind kundenbezogene Lösungen – auch für spitze Zielgruppen – gefragt, und genau darauf haben wir uns spezialisiert.

Konkret haben Sie in Zusammenarbeit mit VW Financial Services einen Leasing-Rückgabeschutz entwickelt. Welche Absicherung bietet dieser?

Leasing ist finanziell gesehen zunächst einmal sehr berechenbar – die monatlichen Kosten sind genau absehbar. Bei der Rückgabe ist das Gegenteil der Fall: Jeder Schaden am Fahrzeug, der nicht unter „gewöhnlichen Gebrauch“ fällt, wird zusätzlich berechnet. Diese Kosten werden durch den Leasing-Rückgabeschutz abgedeckt. Der Zeitpunkt für die Markteinführung ist passend: Der deutsche Leasing-Markt wächst, besonders höherklassige Fahrzeuge waren 2019 im Trend und die Nachfrage nach Kleinwagen rückläufig. Mit unserem Rückgabeschutz haben wir schnell auf diese Entwicklung reagiert, da es zu erwarten ist, dass in diesem Segment eine Nachfrage nach speziellen Versicherungsleistungen entsteht.

Was hat ELEMENT zu der Entwicklung beigetragen?

Volkswagen ist im Rahmen unserer Partnerschaft mit der neuen Produktidee an uns herangetreten. Mit unserer einzigartigen Tech-Plattform haben wir das Produkt modelliert und passgenau für VW umgesetzt. Natürlich prüfen unsere Experten aus den Bereichen Versicherung und Technologie für eine Produktidee dabei immer die rechtlichen Rahmenbedingungen, erarbeiten Pricing-Strukturen und planen die technologische Umsetzung des Produkts. Da wir durch die Modularität unserer Plattform das Rad nicht jedes Mal neu erfinden müssen und unternehmensweit agil arbeiten, konnten wir das Produkt innerhalb kürzester Zeit zur Marktreife bringen.

Welche anderen Mobility-Konzepte haben Sie bereits umgesetzt?

Im letzten Jahr haben wir zusammen mit VW eine Produktsuite auf den deutschen Markt gebracht. Diese löst Alltagsprobleme mithilfe von Kurzeitversicherungen – beispielsweise den Verleih des eigenen Autos an Familie und Freunde. Für den Gebrauchtwagenmarkt bieten wir Garantieverlängerungen zusammen mit mehreren Partnern an, sowohl für Händler als auch für Endkunden. Wir arbeiten zudem an weiteren Konzepten im Mobilitätsbereich, die nicht mit dem Automobilsektor in Verbindung stehen. Hier haben wir beispielsweise eine innovative Versicherungslösung im Falle von Flugverspätungen und -annullierungen umgesetzt.

Haben Sie weitere neue Produktideen rund um die Kfz-Versicherung?

Wir arbeiten beständig an neuen Produkten rund um das Thema Kfz-Versicherung. Wie erwähnt gibt es hier Fragestellungen, auf die die Versicherungsindustrie noch keine passende Antwort gefunden hat. Einige spannende Konzepte werden wir wahrscheinlich noch in diesem Jahr vorstellen können, darunter Produkte zum Thema Carsharing.

Haben Sie auch andere Trendthemen wie E-Autos, Telematiktarife und autonomes Fahren auf dem Schirm?

Natürlich sind das Trends, die wir intensiv beobachten. Gerade in Berlin sind diese Entwicklungen im Straßenbild inzwischen Alltag – abgesehen von selbstfahrenden Autos. Wir sehen hier Raum für Innovationen, denn durch diese Entwicklungen ergeben sich andere Produktbedarfe, bestehende Produkte haben eben nicht immer eine Zukunft oder sie müssen an die neuen Entwicklungen angepasst werden.

Wettbewerber werden in der Kfz-­Versicherung immer häufiger auch die Autohersteller, zum Beispiel Tesla. Wo und wie werden Kunden künftig ihr Auto versichern?

Es ist gut möglich, dass in Zukunft Neuwagen direkt mit einem integrierten Versicherungsschutz angeboten werden – zugeschnitten auf Fahrzeug und Halter. Für Kunden kann das aufgrund der Einfachheit attraktiv sein, für die Hersteller ist wohl die zusätzliche Menge an Daten entscheidend. Die Risikoabsicherung wird dabei in den Händen von Versicherern bleiben. Ob und wie diese für den Kunden sichtbar sind, hängt nicht zuletzt von der Ver­sicherungsindustrie selbst ab. Sicherlich wird größere Flexibilität verlangt werden und ich bin mir sicher, dass vorrangig digitale Wertschöpfungsketten zukunftsfähige Lösungen darstellen.

Oftmals handelt es sich bei den Entwicklungen ja um On-Demand-Produkte bzw. situative Versicherungen. Steckt dahinter tatsächlich großes Potenzial?

Aus unserer Sicht kann diese Frage mit einem klaren Ja beantwortet werden. Wir beobachten momentan, dass situative Versicherungslösungen in vielen Kontexten an Bedeutung gewinnen. Insbesondere dann, wenn Kauf und Verwaltung der jeweiligen Policen zum großen Teil über das Smartphone gesteuert werden können. Eine lesenswerte Studie zu diesem Thema ist unlängst beim Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) erschienen.

Für Versicherungsmakler gibt es hier nur noch wenig Ansätze für die Beratung.
Wie ist Ihre Einschätzung dazu?

Das ist nicht unbedingt der Fall, ich könnte mir sogar vorstellen, dass aufgrund der zunehmenden Komplexität in diesem Bereich erhöhter Beratungs­bedarf entsteht. Hier gibt es bereits innovative Ansätze, die das Potenzial haben, der Beratung eine neue Ausrichtung zu geben – ausschlaggebend wird jedoch die Fähigkeit zum digitalen Kundenkontakt sein.

Entwickeln Sie heute auch schon Produkte für Makler, Assekuradeure oder größere Vertriebe?

Schön, dass Sie auf diesen Aspekt zu sprechen kommen! Zusammen mit der HORIZONT Assekuranz GmbH haben wir kürzlich eine Zusatzversicherung zur Kfz-Versicherung entwickelt. Mit dem neuen Produkt „Car Save“ ist es zukünftig möglich, den Selbstbehalt einer Kasko-Versicherung abzu­sichern. Die mit dem Fahrzeug verbundenen Kosten werden so noch kalkulierbarer. Zukünftig wollen wir alle unsere digitalen Produkte Maklern und Assekuradeuren zugänglich machen.

Welche anderen Bereiche außer Mobilität haben Sie im Fokus?

Unsere White-Label-Versicherungslösungen werden inzwischen von knapp 25 Partnern aus der Versicherungsbranche und dem Automobilbereich, von Telekommunikationsanbietern und Immobilienunternehmen genutzt – nativ in die jeweiligen Produktumgebungen integriert. Wir besetzen den Sach- und Unfallbereich in ganzer Breite. Neben traditionellen Produkten wie Hausrat, Haftpflicht und Unfall sind auch Cyberlösungen für Unternehmen und Endverbraucher sowie Reiseschutzprodukte darunter.

In welche Richtung wird sich ELEMENT weiterentwickeln?

Wir werden unseren B2B2X-Ansatz weiterverfolgen und keine Produkte unter eigenem Namen anbieten. Unsere Erfahrung während der Corona-Krise in den vergangenen Monaten hat bestätigt, dass dieses Geschäftsmodell erfolgreich ist. Die Krise hat unsere Verkaufszahlen zwar kurzfristig beeinflusst, das haben wir jedoch problemlos überstanden und konnten kürzlich unseren bis dato erfolgreichsten Monat abschließen. Wir bemerken ebenfalls, dass sich die Nachfrage nach digitalen Produkten durch die aktuellen Ereignisse noch einmal erhöht hat – somit sehen wir recht optimistisch in die Zukunft.

Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 09/2020 und in unserem ePaper.

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Bild oben: © chesky – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Timo Hertweck