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Assekuranz
13. März 2020
Warum Versicherungen Pandemien nicht abdecken können

Warum Versicherungen Pandemien nicht abdecken können

Welche Folgen der Corona-Krise für die Assekuranz besonders schmerzhaft sein dürften, warum sich Pandemien nicht absichern lassen und an welcher Stelle die Branche das Risiko trotzdem trägt, erklärt der GDV in einem aktuellen Artikel.

Immer mehr Unternehmen erleiden wegen der Corona-Krise finanzielle Einbußen, da die damit in Verbindung stehenden Schäden meist nicht versichert sind. Denn die Folgen eines Virusausbruchs sind schwer zu kalkulieren, wie der GDV erklärt. Für die Versicherer zählt eine Pandemie – also eine Seuche, die sich über mehrere Länder oder gar Kontinente ausbreitet – zu den sogenannten Kumulrisiken, die in relativ kurzer Zeit sehr viele Schäden anrichten und die Versicherer überfordern können. Während sich die Schäden bei anderen Kumulrisiken wie Hurrikans oder Erdbeben auf einzelne Regionen beschränken, ist dies bei einer Pandemie nicht der Fall. Sobald aber Unternehmen weltweit gleichzeitig Schäden geltend machen, funktioniert das Prinzip der Risikostreuung nicht mehr. „Ab einem bestimmten Punkt ist die Grenze der Versicherbarkeit erreicht – zumindest im Hinblick auf klassische Versicherungsprodukte“, sagt Gunther Kraut, Experte für Pandemie-Absicherungen bei Munich Re, gegenüber dem Branchenverband GDV.

Die Zurückhaltung der Assekuranz, finanzielle und wirtschaftliche Schäden infolge von Infektionskrankheiten abzusichern, hat laut Kraut aber noch einen anderen Grund: Die Branche trägt das Risiko bereits an anderer Stelle, nämlich bei den Lebensversicherungen. Stirbt ein zuvor gesunder Kunde, ist es unerheblich, ob er einer Krebserkrankung erlag oder Opfer einer neuartigen Infektionskrankheit wurde. Der Versicherer erfüllt den Vertrag. Deshalb prüft die Versicherungsaufsicht im Rahmen von Stresstests auch regelmäßig, ob die Unternehmen selbst bei einem abrupten Anstieg der Todesfallzahlen ihre Verpflichtungen erfüllen können. „Für viele Versicherer ist damit das vertretbare Limit schon erreicht“, sagt Kraut.

In der Corona-Krise dürften laut GDV für die Assekuranz die indirekten Folgen besonders schmerzhaft sein: Mehr Insolvenzen infolge von Absatz- oder Liquiditätsproblemen dürften bei den Kreditversicherern zu höheren Ausfällen führen. Denn sie decken die finanziellen Schäden ab, wenn der Abnehmer einer Ware insolvent geht – egal aus welchen Gründen ein Unternehmen zahlungsunfähig wird oder überschuldet ist. Gleiches gelte auch für die Kautionsversicherer, die hinter den Reiseabsicherungen stehen. Die Tourismusbranche ist aktuell mit am stärksten vom Corona-Virus betroffen. Sollten die sinkenden Buchungszahlen dazu führen, dass Anbieter in die Insolvenz schlittern, dürften auch hier Schäden zunehmen. Mehr Informationen gibt es hier. (ad)

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