Dem Zinstief zum Trotz: Die Hessen sind die wiederholten deutschen Meister des Sparens. Zum sechsten Mal in Folge verfügen sie mit 45.647 Euro über die höchsten Pro-Kopf-Einlagen auf Sparkonten. Dies haben Volkswirte der Postbank errechnet. Ihnen zufolge sind die durchschnittlichen Guthaben der Hessen bei Sichteinlagen, Spareinlagen, Sparbriefen und Termingeldern mehr als doppelt so hoch wie das Durchschnittsguthaben der Deutschen (21.352 Euro). Mit einem Zuwachs von 4.297 Euro auf den Sparkonten konnten die Sparfüchse aus Hessen im deutschen Sparwettbewerb einen Doppelsieg verbuchen.
Dies ist nicht verwunderlich, denn für die Hessen hat Geld den höchsten Stellenwert unter allen Bundesbürgern. Das ergab die aktuelle Digitalstudie der Postbank „Der Digitale Deutsche und das Geld“. Auf einer Skala von 1 bis 10 gaben die Bewohner des „Ebbelwoi-Landes“ die Relevanz von Geld durchschnittlich mit 7,4 an. Platz zwei der deutschen Sparmeister belegen mit 27.410 Euro die Hamburger, gefolgt von Berlin, wo die Pro-Kopf-Einlagen 25.987 Euro betragen. Das Schlusslicht bildet Mecklenburg-Vorpommern mit einem durchschnittlichen Sparguthaben von 11.334 Euro pro Einwohner. Die Pro-Kopf-Einlagen sind im Osten geringer als im Westen, jedoch wachsen die Sparguthaben dort seit 2008 kontinuierlich. So beträgt zum Beispiel in Thüringen das Einlagevolumen 470 Euro mehr als im Vorjahr. Nicht gespart, sondern ausgegeben wurde dagegen das Geld in drei Bundesländern: In Bayern schrumpften die Guthaben geringfügig um 40 Euro, in Schleswig-Holstein um 92 Euro und in Bremen um 112 Euro.
Die Deutschen sparen eifrig – trotz niedriger Zinsen
Eine Emnid-Umfrage im Auftrag der Postbank zeigt, dass die Deutschen ihr Geld sehr wohl noch “in den Sparstrumpf stecken“. So legen aktuell 76% Geld zurück: 40% jeden Monat, 22% unregelmäßig zum Beispiel vom Weihnachtsgeld und 14% mehrmals im Jahr. Und die Zahl der Sparer steigt wieder. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl derjenigen, die nicht mehr sparen, deutlich zurückgegangen von 16% auf 11%. Seit 2012 nimmt auch die Zahl derer, die aus wirtschaftlichen oder persönlichen Gründen nichts zurücklegen können, leicht ab. Waren dies 2012 noch 26% der Deutschen, sind es nun nur noch 20%. Am seltensten sparen Befragte über 60 Jahren (63%). Jeder Vierte von ihnen kann nichts zur Seite legen (29%). Ganz anders sieht es bei den jüngeren Befragten aus: 87% der 16- bis 29-Jährigen geben an, Rücklagen zu bilden.
Und was passiert mit dem Ersparten?
Am häufigsten liegen die Ersparnisse der Befragten laut Emnid-Umfrage der Postbank auf dem Girokonto. 47% belassen ihr Geld dort. Auf Platz zwei der beliebtesten Anlageformen befindet sich das Tagesgeldkonto, welches von 40% genutzt wird. Damit hat es zum Vorjahr deutlich an Beliebtheit gewonnen. Der Zuwachs beträgt 14%. Das klassische Sparkonto folgt mit 33% an dritter Stelle der beliebtesten Geldanlagen. Doch bei 16% der Befragten liegt das Ersparte nicht lange herum. Es fließt in den Konsum. So würde sich jeder Vierte der jüngeren Sparer vom übrig gebliebenen Geld ein Smartphone, Tablet oder einen internetfähigen Fernseher kaufen. 29% der 18– bis 34-jährigen würden in die eigenen vier Wände investieren. Dies hat die aktuelle Digital-Studie der Postbank ermittelt.
Sparen oder nicht sparen?
Die Entwicklung der deutschen Sparquote zeigt, dass die Sparfüchse allerdings nicht mehr ganz so viel von ihrem Einkommen in das Sparschwein stecken, wie sie es noch vor einigen Jahren taten. Nach einem Höchststand von 10,5% im Jahr 2008 sank die Sparquote in bis auf 9,1% im Jahr 2013 (Quelle Deutsche Bundesbank). 2014 stieg sie zwar wieder an. Mit 9,5% lag sie aber immer noch auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Das bedeutet, dass die Deutschen im vergangenen Jahr von hundert Euro verfügbarem Einkommen 9 Euro und 50 Cent auf die Seite gelegt haben. Grund für die niedrige Sparquote sind neben der steigenden Konsumneigung als Reaktion auf die sich abschwächende Finanzkrise auch die niedrigen Zinsen. Laut einer Emnid-Umfrage im Auftrag der Postbank erwartet knapp die Hälfte der Deutschen (44%), dass die Anlagezinsen auf dem aktuellen Niveau bleiben. Ein Viertel geht davon aus, dass sie weiter sinken werden. Nur knapp jeder Fünfte sieht einen Anstieg der Zinsen bevorstehen. Aber auch der stabile Arbeitsmarkt wirkt sich auf die Sparquote aus: Mehr Deutsche befinden sich in langfristigen Arbeitsverhältnissen, die verfügbaren Einkommen steigen – deshalb ist das Bedürfnis nach finanzieller Absicherung bei den Menschen in Deutschland nicht mehr so stark ausgeprägt. In der Folge nimmt die Konsumbereitschaft zu und die Sparneigung sinkt. Für das Jahr 2015 rechnen die Volkswirte der Postbank dennoch wieder mit einem leichten Anstieg der Sparquote von 9,5 auf 9,7%. (sg)
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