Viel Hoffnung in die gesetzliche Rente haben die Deutschen nicht. Diese Erkenntnis ist vor allem in den letzten Jahren schon fast zu einem alten Hut geworden, wird aber vom aktuellen Altersvorsorge-Report der Deutschen Bank und der DWS erneut bestätigt.
83% der Deutschen halten demnach die gesetzliche Rente nicht mehr für zukunftssicher – ein sehr deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2019, als bei einer vergleichbaren Befragung nur jeder Zweite (54%) diese Sorge teilte. Die meisten gehen davon aus, dass die staatliche Rente künftig nur noch eine Grundsicherung bieten kann. Gleichzeitig zeigen sich die Bürger allerdings offen für Reformen und sind bereit, stärker privat vorzusorgen. Das heißt jedoch nicht, dass sie auch entsprechend handeln. Viele scheitern nämlich daran, ihre Vorsorgepläne in die Tat umzusetzen, so die Mitteilung der DWS und der Deutschen Bank zur Untersuchung.
Der Altersvorsorge-Report wurde im Auftrag der beiden Unternehmen im August und September 2025 vom Meinungsforschungsinstitut Civey durchgeführt. Er ist repräsentativ und umfasst Aussagen von insgesamt 3.200 Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren.
Große Zustimmung bei neuen Ideen aus der Politik
Viel halten die Befragten von konkreten politischen Initiativen. 60% der Befragten begrüßen die geplante Frühstart-Rente als neuen Baustein für die Altersvorsorge der jungen Generation. Eine große Mehrheit von 67% der Befragten gibt an, dass sie bei einer solchen Regelung die staatlichen Zuschüsse durch private Zahlungen aufstocken wollen. Noch offener dafür sind Haushalte mit Kindern: Bei Familien mit einem Kind wollen 84% der Befragten privat zuzahlen, bei zwei Kindern sind es sogar 89%.
Mehrheit für eine private Vorsorgepflicht
Nur knapp ein Drittel (32%) fühlt sich finanziell so gut abgesichert, dass sie den Lebensstandard im Alter halten können. Für 73% ist der Gedanke an die eigene finanzielle Situation im Alter eine Belastung. Mehr als jeder Zweite, nämlich 54%, gibt an, dass das Thema Altersvorsorge ihm Angst mache. Das Bewusstsein für Eigenverantwortung ist jedoch hoch: 58% der Befragten befürworten grundsätzlich eine verpflichtende private Altersvorsorge.
Wunsch und Wirklichkeit
Obwohl die Notwendigkeit erkannt wird, spart fast jeder Dritte (31%) gar nicht für den Ruhestand. Weitere 23% legen monatlich maximal 50 Euro zurück. Das bedeutet: Praktisch die Hälfte der Bürger sorgt kaum oder gar nicht privat vor. Gründe dafür sind nicht nur fehlende finanzielle Mittel, sondern auch ein Mangel an Informationen über geeignete Anlageformen und die eigene Vorsorgelücke. 54% haben keine klare Vorstellung von ihrer späteren Rente.
Viele wünschen Beratung, nutzen sie aber nicht
Obwohl sich 56% mehr Hilfe bei Finanzentscheidungen wünschen, haben 61% der Befragten noch nie eine persönliche Altersvorsorgeberatung in Anspruch genommen. Dabei zeigt dieser Schritt oft Wirkung: 59% derer, die sich beraten lassen, schließen danach auch ein Vorsorgeprodukt ab. Anlässe, sich mit dem Thema zu beschäftigen, sind vor allem der Berufseintritt (30%), die erste Renteninformation (17%) oder die Geburt eines Kindes (7%).
Widerspruch bei der Produktauswahl
Für die meisten Sparer (57%) ist Sicherheit das wichtigste Kriterium bei der Produktauswahl, während Rendite nur für 26% entscheidend ist. Entsprechend dominieren konservative Anlagen wie Lebensversicherungen (51%) und Riester-Verträge (34%). Obwohl 62% der Befragten bereit wären, für mehr Rendite auch mehr Risiko einzugehen, rangieren ETF-Sparpläne (27%) noch dahinter. Lediglich bei Jüngeren zeichnet sich ein Trend zu Aktien und Fonds ab.
Ruf nach mehr Generationengerechtigkeit
Eine große Mehrheit (74%) wünscht sich mehr Fairness zwischen den Generationen. Reformvorschläge wie das Einbeziehen von Selbstständigen und Beamten in die gesetzliche Rente (32%) oder eine Mindestrente (35%) finden Zuspruch, allerdings nur jeweils von einer Minderheit der Befragten. Ein höheres Renteneintrittsalter von 70 Jahren lehnen 78% klar ab.
Frauen im Nachteil
Weil Frauen öfter in Teilzeit arbeiten oder für die Familie beruflich pausieren, erhalten sie im Schnitt deutlich geringere Renten als Männer (1.394 Euro vs. 1.809 Euro, Quelle: DRV, Stand Ende 2023). Diese Lücke setzt sich bei der privaten Vorsorge fort: 23% der Frauen sorgen gar nicht privat vor (Männer: 19%). Zudem wählen Frauen eher konservative Anlageprodukte. Nur 19% der Frauen nutzen ETFs, während es bei den Männern 35% sind.
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