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Assekuranz
21. Juli 2020
Wie stark verändert Covid-19 die Versicherungsbranche?

Wie stark verändert Covid-19 die Versicherungsbranche?

Die Corona-Krise macht vor der Versicherungswelt keineswegs Halt. Die größte Rezession seit den 30er-Jahren hinterlässt auch in der Assekuranz tiefe Spuren. Doch welche konkreten Folgen hat die Pandemie für die Branche? Mit dieser Frage haben sich zwei aktuelle Studien unabhängig voneinander befasst.

Goldman Sachs Asset Management (GSAM) hat die Ergebnisse seiner jährlichen globalen Versicherungsstudie mit dem Titel „Ready, Set, Reset“ veröffentlicht. Im Fokus stand dabei die Frage, wie sich die Kapitalanlage der Lebensversicherer verändert hat. Hierfür wurden wichtige Entscheider bzw. Chief Investment Officers (CIOs) führender Versicherer befragt – und zwar vor und während der Corona-Krise.

Trends verfestigt und beschleunigt

Eines der Kernergebnisse der Studie ist, dass sich bereits vorhandene Trends auch während der Corona-Pandemie fortsetzen oder sogar beschleunigen. So setzten die CIOs vor der Covid-19– auf eine Fortsetzung bestehender Trends wie Nachhaltigkeit, mit Zuwächsen bei Private Equity, Private Credits und speziellen Vermögenswerten. Folgegespräche während der Pandemie deuten laut GSAM darauf hin, dass sich diese Trends fortsetzen. Bei Immobilienanlagen dürften in der Kapitalanlage der Versicherungsgesellschaft durch die Krise sogar noch stärker an Gewicht gewinnen.

Run auf ETFs und InsurTechs

Trotz der jüngsten Marktereignisse und Volatilität glauben die CIOs, dass auch der „Public-to-Private“-Trend anhalten wird, unter anderem aufgrund von Diversifizierungsvorteilen. InsurTechs haben erneut an Bedeutung gewonnen. 60% der Befragten investieren in solche digitalen Versicherungsunternehmen. Das ist ein Anstieg von 14% im Vergleich zum Vorjahr. Auch der ETF-Trend ist nicht zu stoppen. 58% der Befragten verwenden mittlerweile ETFs in ihren Anlageportfolios, um taktisch und flexibler auf Marktentwicklungen reagieren zu können. Vor allem unter europäischen Versicherern ist die ETF-Nachfrage laut GSAM deutlich gestiegen.

So schnell erholt sich die Versicherungsnachfrage

Neben GSAM hat sich auch die aktuellste sigma-Studie des Swiss Re Institute mit den Folgen der Corona-Pandemie für die Versicherungswelt auseinandergesetzt. Statt der Kapitalanlage haben die Schweizer aber vor allem die Nachfrageseite analysiert. Demnach dürften die weltweiten Versicherungsprämien bereits 2021 wieder das Vorkrisenniveau erreichen.

Einbruch der Versicherungsnachfrage in 2020

In diesem Jahr führt die Pandemie laut Swiss Re allerdings zu einer deutlich reduzierten Nachfrage nach Versicherungen. Demnach sinken die globalen Versicherungsprämien im Jahr 2020 um 3%. Besonders betroffen ist der Lebensversicherungsbereich mit einem Minus von 6%. In den fortgeschrittenen Märkten dürften die Prämien im Bereich Leben sogar um 8% einknicken. In den Emerging Markets rechnet das Swiss Re Institute mit stabilen Zahlen. Für die Nichtleben-Prämien prognostiziert die Studie für das laufende Jahr ein minimales Minus von 0,1%. Das Comeback im kommenden Jahr wird laut der Studie vor allem von den Schwellenländern angetrieben. Angeführt von China, stärken sie mit einem Anstieg der Gesamtprämien von 1% in diesem Jahr und 7% in 2021 den globalen Versicherungsmarkt.

Sparten sehr unterschiedlich betroffen

Bei den Lebensversicherungen verzeichnen kapitalbildende Produkte der Studie zufolge den größten Rückgang. Im Nichtlebensektor sind handels- und reisenahe Sparten am stärksten von der Pandemie betroffen. Steigende Prämiensätze in den gewerblichen Sparten dürften sich derweil positiv auf die Profitabilität im Nichtleben auswirken. Langfristig werde das infolge der Covid-19-Krise gestiegene Risikobewusstsein zudem zu einem Prämienwachstum in zahlreichen Sparten beitragen. Insgesamt dürfte sich die Versicherungsbranche zügig von dem globalen Wirtschaftseinbruch infolge der Covid-19-Krise erholen, so das Fazit der neuesten sigma-Studie – wenngleich die Lebensversicherungsprämien vorerst hinter dem Vorkrisenniveau zurückbleiben dürften, insbesondere in den fortgeschritten Märkten. (mh)

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