AssCompact suche
Home
Immobilien
28. Juni 2022
Wohn- und Büroimmobilienmarkt: Zinsanstieg dämpft Optimismus

Wohn- und Büroimmobilienmarkt: Zinsanstieg dämpft Optimismus

Laut der FPRE-Frühjahrsumfrage sehen Immobilienexperten die Entwicklung der Miet- und Transaktionspreise für Wohn- und Büroimmobilien deutlich verhaltener als noch im vergangenen Herbst. Bei den Preisen für Wohneigentum rechnet nicht einmal mehr die Hälfte der Befragten mit steigenden Preisen.

Im Rahmen der bundesweiten Frühjahrsumfrage von Fahrländer Partner Raumentwicklung (FPRE) wurden Immobilienexperten zu ihren Erwartungen hinsichtlich der Wert- und Mietpreisentwicklung in den kommenden zwölf Monaten befragt. Dabei geben sich die Befragten deutlich weniger optimistisch als noch im vergangenen Herbst. Was Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen angeht, erwarten nur noch knapp 46% der Umfrageteilnehmer steigende oder stark steigende Preise. Im Herbst waren es noch 71%. Entsprechend fällt der FPRE-Preiserwartungsindex für Wohneigentum von 78,6 auf 39,5 Punkte.

Noch deutlicher verschlechtert als bei den Transaktionspreisen für Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen haben sich die Erwartungen im Bereich der Mehrfamilienhäuser im Vergleich zum Herbst vergangenen Jahres. Nur noch 39% der Experten gehen davon aus, dass die Transaktionspreise zulegen oder stark zulegen. Im Herbst 2021 waren es noch 70%. Stabile Transaktionspreise erwarten 43% statt 29% der Befragten. Nun rechnen mehr Experten mit einem Rückgang der Preise: 18% der Umfrageteilnehmer sind es nun anstelle von 2% bei der vorangegangenen Erhebung. Auch bei den Transaktionspreisen für Büro- und Geschäftshäuser ist die Stimmung wesentlich düsterer als vor einem halben Jahr.

Das erwarten Immobilienexperten bei den Mietpreisen

Die Entwicklung bei den Wohnungsmieten sehen die Immobilienexperten stabiler. Demnach rechnet der größte Teil der Befragten mit weiteren Preissteigerungen in den kommenden zwölf Monaten. So bleibt der FPRE-Index liegt fast konstant bei 57,9 Punkten – im Herbst 2021 waren es 57.3 Punkte.

Anders die Erwartungshaltung bei Mieten für Büroflächen: Hier rutscht der Index für Mieten von Büroflächen mit –5,5 Punkten wieder tiefer in den negativen Bereich als noch vor einem halben Jahr, als er bei –0,8 Punkten lag. Rund ein Viertel der Experten geht von sinkende Mieten aus, wohingegen 53% der Befragten der Ansicht sind, dass die Mieten in den nächsten zwölf Monaten stabil bleiben. Im Herbst 2021 waren noch 61% dieser Meinung. Der Anteil derer, die steigende Büromieten erwarten, bleibt unverändert bei einem Fünftel.

Leitzinserhöhungen hinterlassen Spuren

„Es kann nicht wirklich überraschen, dass die Leitzinserhöhungen nun Realität werden und auch auf den Immobilienmärkten Wirkung zeigen. Dies zeigt sich im deutlich gebremsten Optimismus unserer halbjährlichen Umfrage. Allerdings dürften die Preise – außer in strukturschwachen Lagen – kaum einbrechen,“ erklärt Dr. Stefan Fahrländer, Partner FPRE. Auch mittelfristig werde sich die Dynamik der Preisentwicklung zwar verlangsamen, von einer deutlichen Preiskorrektur sei aber nicht auszugehen. Denn das Angebot an Wohnraum könne in den Ballungsräumen trotz aller politischen Bemühungen nicht in ausreichendem Maße befriedigt werden. Und auch ein deutlicher Rückgang der Nachfrage zeichne sich nicht ab, so Fahrländer weiter. Zugleich verweist er auf fehlendes Baumaterial, steigende Energiepreise und den Handwerkermangel.

„Die alleinige Verengung der Immobilienfinanzierung auf die Anpassung der kurzfristigen Zinsen durch die Zentralbank greift zwar zu kurz. Dass die derzeitigen Veränderungen der Rahmenbedingungen auch die Immobilienwirtschaft auf die Probe stellen, ist jedoch absehbar“, sagt Fahrländer. Dies zeige sich deshalb auch in der Erwartungshaltung der Experten.

Über die Studie

Durchgeführt wurde die Umfrage unter knapp 600 Immobilienexperten zwischen Mitte Mai und Anfang Juni. Die Ergebnisse wurden zu Preiserwartungsindizes verdichtet, die im Bereich zwischen –200 und 200 Punkten liegen können. Die Indizes geben eine Indikation für die künftige Entwicklung verschiedener Immobiliensegmente. (tk)

Bild: © jessicahyde – stock.adobe.com