AssCompact suche
Home
Vertrieb
16. Juni 2020
XING oder LinkedIn – welches Online-Business-Netzwerk ist für Vermittler relevanter?

XING oder LinkedIn – welches Online-Business-Netzwerk ist für Vermittler relevanter?

Martin Müller vergleicht in seinem Gastbeitrag Facebook mit einer Fußgängerzone und XING mit einem Gewerbegebiet. Versicherungsvermittler finden bei zweiterem eher ihre Zielgruppe, meint der Social Media Experte. Doch was ist mit LinkedIn?

Viele Vermittler sind bei Facebook und Instagram unterwegs und folgen den Tipps von Hochpreis-Coachings, um dort mit oder ohne Anzeigenschaltung die eigene Online-Strategie umzusetzen und Neukunden zu gewinnen. Facebook ist das Schaufenster in der Fußgängerzone und dort halten sich 30 Millionen potenzielle Kunden auf, lassen sich ansprechen und vielleicht als Kunde gewinnen.

Viel weniger wurde dagegen in den letzten Jahren das Schaufenster im Gewerbegebiet eingerichtet, sehr oft wurde dort komplett auf das Geschäft verzichtet. Dieses Gewerbegebiet ist XING: In dem Online-Netzwerk für Berufstätige befinden sich in Deutschland rund 18 Millionen potenzielle Kunden. Diese haben einen großen Vorteil, denn 48% von ihnen beziehen laut Mediadaten ein monatliches Nettoeinkommen von 3.000 Euro und mehr, also eine erstklassige Zielgruppe für Finanzdienstleister.

Fokus auf das Gewerbegebiet XING

Der Autor ist selbst seit 2003 Mitglied der ersten Stunde von XING und hat dort als Finanzmakler in aktiven Zeiten zahlreiche Kunden gewonnen. Der Fokus lag und liegt immer im Gewerbegebiet, dort, wo die tatsächlich potenziellen Kunden sind. Natürlich müssen Vermittler auch in der Fußgängerzone präsent sein, um gesehen zu werden, aber das „große Geschäft“ wird im Gewerbegebiet gemacht.

Seit einiger Zeit buchen Unternehmen allerdings nicht nur die Profilgestaltung auf XING, sondern auch auf LinkedIn. In den letzten Monaten hat der Autor für seine Kunden zahlreiche Marketingaktivitäten auf LinkedIn durchgeführt und kann nun aufgrund der Ergebnisse vergleichen, welches der Netzwerke relevanter ist.

LinkedIn kommt ins Spiel

LinkedIn wurde zeitgleich mit XING 2003 in den USA als Online-Business-Netzwerk gegründet. Mittlerweile gibt es dort weltweit 700 Millionen Mitglieder, davon 14 Millionen in Deutschland. Quantitativ also noch immer weniger als bei XING. XING hatte vor einigen Jahren beschlossen, sich auf den deutschsprachigen Markt zu konzentrieren. Zielgruppe und Strategie sind ähnlich, daher stellt sich nun oft die Frage für Vermittler, ob ein Engagement dort auch relevant ist.

Der Hauptgrund für die Auswahl der Plattform ist der Präsenz der beruflichen Zielgruppe. XING ist stark bei Einzelunternehmern bis hin zu Angestellten und Führungskräften im Mittelstand, weniger bei Großkonzernen. Diese Zielgruppe deckt sich mit der von vielen Finanzdienstleistern. Wer genau ist dann die Zielgruppe auf LinkedIn?

  • Je höher ein Angestellter in der Unternehmenshierarchie angesiedelt ist, desto eher wird man ihn auf LinkedIn finden und desto eher wird er in LinkedIn aktiv sein.
  • Je internationaler ein Unternehmen oder eine Branche aufgestellt ist, desto relevanter wird LinkedIn als Online-Netzwerk.
  • Je ausgereifter der Digitalisierungsgrad der Firma oder der Branche ist, desto eher wird man Entscheider in LinkedIn kontaktieren können.

Zahlreiche Versicherungsvorstände findet man auf LinkedIn: Namentlich sind das zum Beispiel Martin Gräfer (Die Bayerische), Oliver Brüß (Gothaer) oder Hermann Schrögenauer (LV 1871). Sie finden ihre Gesprächspartner auf Augenhöhe über LinkedIn. Mitarbeiter unterhalb der obersten Führungsebene aller Branchen findet man eher auf XING. Der Internationalisierungsgrad von Versicherungsvermittlern ist ebenso wie der Digitalisierungsgrad ihrer Kunden oft gering. Daher findet sich die Zielgruppe von Vermittlern eher auf XING.

Features: Vorteile bei LinkedIn

Artikel-Veröffentlichungen auf LinkedIn haben eine höhere Reichweite als bei XING. Kürzlich wurde der Algorithmus dahingehend geändert, dass die Sichtbarkeit nicht mehr in Abhängigkeit der Likes und Kommentare ermittelt wird, sondern in Relation zu der Zeit, die der Leser auf dem Artikel verweilt. Deutlich wird der Vorteil bei LinkedIn bei der möglichen Veröffentlichung von eigenem Content über die „Artikel schreiben“-Funktion. Die Plattform gibt Nutzern die Möglichkeit, Inhalte direkt auf LinkedIn zu verfassen und dort zu speichern. Diese Funktion ermöglicht das Erzielen von sehr hohen Reichweiten gegenüber dem eigenen Netzwerk sowie an Kontakte von Kontakten. Dazu wird kein eigener Blog benötigt.

Durch die Öffnung für die Google-Suche sind Inhalte auf LinkedIn damit deutlich besser sichtbar als über XING gepostete 420-Zeichen-Nachrichten. Deutlich höhere Interaktionen auch außerhalb des eigenen Netzwerks entstehen dadurch, dass Beiträge bei LinkedIn getaggt werden können. Nutzer können neben Personen und Unternehmen auch Hashtags (und somit Themen) folgen. Um eine Themenführerschaft zu erreichen, ist diese Funktion unabdingbar. Über die direkte Ansprache von Personen via „@Name“ in Beiträgen und Kommentaren ermöglicht LinkedIn das Adressieren von Personen, für die dieser Post besondere Bedeutung haben kann. LinkedIn ist auch ohne kostenpflichtige Mitgliedschaft für den Normalgebrauch nutzbar.

Features: Vorteile bei XING

XING bietet mit dem Profil-Portfolio eine erstklassige Online-Visitenkarte zum Darstellen der eigenen Fähigkeiten viel übersichtlicher als bei LinkedIn. Durch die Tochterfirma XING-Events lassen sich mit wenigen Klicks Online- und Offline-Events anlegen und die Zielgruppe kann erstklassig selektiert und eingeladen werden. Alle XING-Mitglieder sind durch Direktansprache erreichbar, nicht nur die Kontakte zweiten Grades wie bei LinkedIn. Daher kann XING für Akquise und den Ausbau des Netzwerkes von Anfang an genutzt werden, ohne bereits über einen großen Stamm an Kontakten zu verfügen.

Bei der Umsetzung der XING-Projekte für Unternehmen stellt der Autor fest, dass es nach der Kontaktanfrage zu etwas weniger Bestätigungen kommt als bei LinkedIn, aber die Nachkontaktierung per E-Mail und Telefon zu deutlich mehr qualifizierten Gesprächen führt als die gleiche Nachbearbeitung bei LinkedIn. Fast alle Kontaktbestätigungen erfolgen mit Freigabe der geschäftlichen Daten, im Gegensatz zu LinkedIn, wo es schwierig ist, die Kontakte außerhalb der Plattform zu kontaktieren.

Fazit

LinkedIn ist in den letzten Jahren im deutschsprachigen Markt immer relevanter geworden und ist in vielen technischen Belangen innovativer und moderner als XING. Das Ziel für viele Vermittler ist aber der direkte Kontakt mit der Zielgruppe und die Positionierung als Experte. Die Zielgruppe von Vermittlern ist oft nicht die Führungsebene internationaler Firmen, sondern eher der Kontakt zu regionalen, gut und besser verdienenden Menschen. Dadurch ist XING für viele Vermittler das empfehlenswerte Netzwerk, denn hier ist die Zielgruppe präsent und kann durch Direktansprache mit gutem Kontaktierungstext oder gezielten Eventeinladungen angesprochen werden.

Extrem wichtig ist die digitale Visitenkarte, das Online-Schaufenster, denn das ist der erste Eindruck, den der Profilbesucher erfährt. Der Vermittler kann, ohne Hochpreis-Coaching buchen zu müssen, sein Profil erstellen, die Zielgruppe selektieren und anschreiben. Viele der direkten Kontakte bekommen durch regelmäßige Fachbeiträge oder Event-Einladungen einen Impuls und werden bei Bedarf auf den Vermittler zugehen.

Sicher ist zu beobachten, wie sich LinkedIn in Deutschland weiterentwickelt und für welche Branchen dieses Portal relevanter wird. Für den Vermittler mit der Zielgruppe Privat- und Unternehmenskunden bis hin zum gehobenen Mittelstand ist XING allerdings noch die relevantere Plattform.

Zum Autor

Martin Müller berät Unternehmen insbesondere im Bereich Social Media. Er entwickelt strategische XING- und LinkedIn-Kampagnen für Sales und Marketing und gibt sein Wissen als Berater, Trainer und Redner weiter. Weitere Informationen unter www.muellerconsult.com oder auf seinem XING- XING-Profil und LinkedIn-Profil.

Bild: © Nana_studio – stock.adobe.com