Wie gut sind die Tagesgeldzinsen aktuell?
mutual vergleicht im Anschluss die damaligen Tagesgeldzinsen mit den heutigen hinsichtlich ihrer Attraktivität. Zwei Verhältnisse spielen hierbei eine Rolle, nämlich das Verhältnis der Tagesgeldzinsen zum jeweilig gültigen Leitzins im selben Zeitraum und das Verhältnis der Tagesgeldzinsen zur Inflationsrate im selben Zeitraum (also der sogenannte Realzins bzw. die Realrendite). Die Untersuchung geht davon aus, dass ein Angebot besser ist, je größer die Abstände bei beiden Verhältnissen sind.
Beim Vergleich EZB-Leitzins zu Tagesgeldzinsen stellt mutual klar fest: Steigt oder fällt der EZB-Leitzins, so steigen oder fallen die Zinsen fürs Tagesgeld. Liegen die Tagesgeldzinsen über dem EZB-Leitzins, spricht man von einem positiven Zinsabstand, andernfalls von einem negativen. 2008 lag der Zinsabstand im Durchschnitt bei +0,87%, 2009 bei +2,32%. Von 2008 bis Juni 2022, also auch in der Niedrig- bzw. Nullzinsphase, lagen die Tagesgeldzinsen über dem EZB-Leitzins. Seit Juli 2022, also mit Beginn der Zinswende, ist der Zinsabstand negativ (2023 im Durchschnitt bei –0,72%, Februar 2024 im Durchschnitt bei –0,27%). Unter diesen Aspekten sind die Zinsen im Vergleich zum vorherigen Zeitraum also nicht attraktiv.
Die Realrendite, also das Verhältnis der Tagesgeldzinsen zur Inflation, ist von 2004 bis 2016 stets positiv. Am höchsten war sie im Januar 2009 mit 4,8%, im Jahresmittel wurde 2009 eine Realrendite von etwa 3,24% erreicht. Ab 2017 ging es dann bergab aufgrund einer wieder etwas ansteigenden Inflation in Richtung der 2%-Marke und immer niedriger werdenden Tagesgeldzinsen. Von 2017 an bis September 2023 ist die reale Rendite durchweg negativ mit satten –8,3% im Oktober 2022. Seit Oktober 2023 ist die reale Rendite wieder positiv mit 1,33% im Februar 2024.
Schlussfolgerung: Zinsen früher attraktiver
Die Untersuchung zieht den Schluss, dass die Zinsangebote 2008/09, als der EZB-Leitzins 4,25% betrug, in vielerlei Hinsicht lukrativer gewesen seien. Zum einen lagen sie deutlich über dem EZB-Leitzins, was in den Krisenjahren 2023 und 2024 nicht der Fall ist. Im Durchschnitt lag der Zinsabstand der Top-3-Tagesgeldzinsen für Neukunden bis 50.000 Euro 2008 bei +0,87% und 2009 im Durchschnitt bei +2,32%. 2023 und 2024 hatte man jedoch einen negativen Zinsabstand von –0,72% bzw. –0,27% zu verzeichnen.
Laut mutual würden die Unterschiede noch deutlicher, wenn man den Realzins betrachtet. Denn dieser lag von 2004 bis 2016 im positiven Bereich, auch bei dem abrupten Inflationsanstieg auf 2,6% im Jahr 2008. Der Realzins betrug hier im Mittel 2,24% und 2009 für die Top-3-Tagesgeldzinsen bei 3,24%. Von 2017 bis Oktober 2023 befand er sich jedoch stets im Minus und bleibt auch aktuell unter dem Wert, der kurz nach der Finanzkrise Einzug hielt. Zusammenfassend also offenbare, so mutual, die Analyse der aktuellen Tagesgeldzinsen eine „deutliche Verschlechterung“ der Angebote für Sparer heute. Trotz eines erneut hohen EZB-Leitzinses seien die realen Zinsangebote objektiv weniger attraktiv. Dies sei hauptsächlich auf die gestiegenen Inflationsraten und die veränderten makroökonomischen Bedingungen zurückzuführen. (mki)
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