Mehr als jeder fünfte Versicherungsvermittler hierzulande hält sich aus dem Geschäft der Gewerbeversicherungen heraus. Und das, obwohl es scheint, als ob Versicherer mithilfe von Kombipolicen, einfacheren Antragsstrecken und Onlinevergleichsprogrammen versuchen, den Abschluss von Gewerbeprodukten möglichst einfach zu gestalten.
Das zeigt eine Auswertung aus dem aktuellen Vermittlerbarometer des AfW – Bundesverband Finanzdienstleistung. Im Rahmen der jährlichen Umfrage wurden im November 2023 mehr als 1.100 Vermittler zu ihrer Tätigkeit, ihrem Einkommen, der Regulierung und anderen aktuellen Branchenthemen befragt.
Befragte sehen zunehmend Herausforderungen im Gewerbegeschäft
Als größte Herausforderung beim Vertrieb von Gewerbeprodukten sehen die Vermittler demnach die Komplexität der Produkte sowie die Haftungsrisiken im Beratungsprozess. Auch der Beratungsaufwand und die Komplexität im Schadenfall sind vermehrt unter den Gründen, warum Vermittler das Gewerbegeschäft scheuen (siehe Grafik). Auffällig sei auch, dass weniger Teilnehmende angeben, keine besonderen Herausforderungen im Vertrieb von gewerblichen Versicherungen zu sehen, so der AfW.
Die Zurückhaltung sei eine Folge von einer immer stärker reduzierten Zahl direkter Ansprechpartner für Vermittler wie beispielsweise Underwriter. „Was früher noch Nasengeschäft war, bei dem man gemeinsam unkompliziert gute Lösungen für die Unternehmen kreierte, wird heute zunehmend auf Produkte von der Stange und Hotlines gesetzt – auch im Gewerbebereich“, kommentiert AfW-Vorständin Franziska Geusen.
Jüngere Vermittler verdienen mehr durch Gewerbegeschäft
Immerhin: Jüngere Versicherungsvermittler generieren einen höheren Anteil ihres Umsatzes aus dem Geschäft mit Gewerbekunden. Im letzten Jahr erzielten Vermittler rund 21% ihrer Einnahmen aus dem Gewerbegeschäft. In der Gruppe der Vermittler bis 40 Jahre liegt der Anteil bei 24%.
Das sei eine gute Nachricht für die Branche, so Geusen. „Wenn wir gemeinsam mehr junge Menschen auch in den spezielleren Bereichen der Versicherungsbranche ausbilden, sollten auch diese beratungsintensiveren Produkte risikoadäquat vermittelt werden können.“ (js)
Bild: © 1001color – stock.adobe.com
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