Die Wohnungsknappheit wird zunehmend zum Standortrisiko für Unternehmen in Ballungsräumen und Wachstumsregionen hierzulande. Deshalb erfährt das Thema Mitarbeiterwohnen derzeit eine Renaissance, zumal sich damit sowohl der Fachkräfte- als auch der Wohnraummangel bekämpfen lässt. Viele Unternehmen betrachten Mitarbeiterwohnungen als Möglichkeit, potenzielle Mitarbeiter zu gewinnen und bestehende Fachkräfte im Unternehmen zu halten. Auch Firmen aus der Immobilienbranche sehen die Potenziale von Mitarbeiterwohnungen und stehen als Realisierungspartner zur Verfügung. In Zeiten zunehmenden Fachkräftemangels und steigender Mieten kann das Modell einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Stabilität leisten – sowohl für Arbeitgeber als auch für die Immobilienwirtschaft, wie Experten im Rahmen eines Panels betonten.
Experten zu wirtschaftlichen, steuerlichen und finanziellen Potenzialen
Zu den Experten zählen Dr. Magdalena Szablewska, Technische Geschäftsführerin, und Dr. Matthias Müller, Kaufmännischer Geschäftsführer der Freiburger Stadtbau, Ulrich Creydt und Michael Schäfer, Geschäftsführer der Ypsilon Steuerberatungsgesellschaft, sowie Klaus Busch, Geschäftsführer der CoRE Solutions, einem Anbieter von Immobilienleasing für Gewerbe- und Sozialimmobilien. Sie blicken auf die wirtschaftlichen, steuerlichen und finanziellen Potenzialen von Mitarbeiterwohnungen.
Im Rahmen einer gemeinsamen Umfrage der IHK Südlicher Oberrhein und der Freiburger Stadtbau (FSB) im vergangenen Herbst gaben 55% der Freiburger Unternehmen, dass in Sachen Standortfaktoren der Wohnraummangel für sie zur größten Gefahr wird. Die Freiburger Stadtbau bietet Unternehmen ein Konzept, bei dem sie in die Fachkräftebindung investieren können. Hierzu errichtet die FSB Mehrfamilienhäuser und verkauft die Einheiten als Eigentumswohnungen an Unternehmen, die diese an ihre Mitarbeitenden vermieten. Zu den schlüsselfertigen Wohnungen ist ein Servicepaket möglich, das unter anderem Mietverwaltung und Hausmeisterdienste umfasst.
Steuerliche Stellschrauben nutzen
Ulrich Creydt und Michael Schäfer, Steuerberater und Geschäftsführer der Ypsilon Steuerberatungsgesellschaft, gehen auf die steuerlichen Rahmenbedingungen von Mitarbeiterwohnungen ein. Die Steuerexperten erörtern, wie Arbeitgeber durch steueroptimierte Abschreibungsmodelle wie eine degressive AfA von 5% jährlich und Sonderabschreibungen erhebliche Vorteile erzielen können. Auch durch eine vorausschauende Planung sowie Separierung von Wohnimmobilienvermögen in eigene Gesellschaften könnten Unternehmer steuerliche Vorteile nutzen, so Creydt und Schäfer.
Mitarbeiterwohnungen via Immobilienleasing finanzieren
Bei der Finanzierung von Mitarbeiterwohnungen kann Immobilienleasing eine Alternative zur klassischen Bankfinanzierung sein. Klaus Busch, Geschäftsführer der CoRE Solutions, erläutert: „Unternehmen können beispielsweise Mitarbeiterwohnungen außerhalb der eigenen Bilanz halten und damit ihre Eigenkapitalquote und ihr Rating verbessern. Im Fall von Sale-and-lease-back-Strukturen können sie Kapital freisetzen, das in Immobilien gebunden ist, und müssen aufgedeckte stille Reserven nicht sofort versteuern.“ Am Ende der Leasinglaufzeit könnten sie ein Rückkaufs- bzw. Ankaufsrecht wahrnehmen, so Busch weiter.
Unternehmen können sowohl Wohnungen in eine Leasing-Konstruktion einbringen, die sie schon besitzen, als auch neu angekaufte Objekte. Zudem haben Firmen die Möglichkeit, sich Wohnungen nach ihren Vorstellungen errichten zu lassen und dies mit Immobilienleasing finanzieren. Grundsätzlich würde sich Immobilienleasing laut Busch ab einem Immobilienwert von ca. 10 Mio. Euro bzw. für Mittelständler ab einem Jahresumsatz von ca. 100 Mio. Euro rentieren. (tik)
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