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12. September 2021
Zurich: „Wir wollen führend im KMU-Geschäft werden“
Zurich: „Wir wollen führend im KMU-Geschäft werden“

Zurich: „Wir wollen führend im KMU-Geschäft werden“

Zurich will ihre Underwriterkompetenz aus dem Industrie- nun auf das Gewerbegeschäft ausdehnen. Das KMU-Segment wird zum strategischen Wachstumsfeld. Neue Produkte mit moderner Technik sollen Makler überzeugen. Interview mit Jawed Barna, Mitglied des Vorstands der Zurich Gruppe Deutschland

Herr Barna, Zurich weitet das Gewerbegeschäft aus. Ihr Haus ist damit nicht allein. Was macht den Bereich für Versicherer gerade jetzt so interessant?

Wenn uns die Welt um etwas beneidet, dann sind das unsere kleinen und mittelgroßen Unternehmen, also KMU, in Deutschland. Sie stehen für das Qualitätssiegel „Made in Germany“ und sind Garant für eine prosperierende wirtschaftliche Dynamik Deutschlands im internationalen Vergleich. Gerade in diesen Zeiten, in denen zahlreiche wirtschaftliche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen einem fundamentalen Wandel unterliegen, steht dieser Wirtschaftsmotor vor enormen Herausforderungen. So beispielsweise bei der Transformation des eigenen Geschäftsmodells zu mehr Nachhaltigkeit bei gleichzeitiger Wahrung der wirtschaftlichen Stärke. Das ist für viele Betriebe eine Herausforderung, bei der sie einen erfahrenen Partner an ihrer Seite brauchen. Wir zeigen hier Verantwortung und begleiten die KMU auf diesem Weg mit all unserer Kompetenz.

Wie war denn der bisherige Ansatz der Zurich in dem Segment?

Zurich ist traditionell bekannt für hochwertiges Gewerbe- und Industriegeschäft. Der Markt attestiert uns fortlaufend ein exzellentes Underwriting-Know-how und eine hervorragende Schadenregulierung. Basierend auf dem Feedback des Marktes, insbesondere des Maklermarktes, haben wir einen neuen, modernen Ansatz für Gewerbekunden kreiert. Verschiedenste Produktansätze und Prozesse wurden dabei sehr stark verschlankt und werden zudem digital unterstützt. Für uns ist das KMU-Segment ein strategisches Wachstumsfeld und dementsprechend fokussieren wir unsere Kräfte.

Mit Blick auf die Corona-Pandemie: Wie haben Sie Ihre Kunden aus dem KMU-Bereich unterstützt?

Wir haben unseren Firmenkunden in der Pandemie geholfen, Liquiditätsengpässe zu überbrücken. Unsere Kunden konnten auch in diesen schwierigen Zeiten auf verlässliche Deckungszusagen bauen. Das hat die Beziehungen zu unseren Kunden noch weiter gestärkt. Zudem haben wir einen Beitrag geleistet, um die Geschäftsbeziehungen der deutschen Wirtschaft in der Corona-Pandemie grundsätzlich abzusichern, indem wir gemeinsam mit der Bundesregierung und anderen Versicherern einen umfangreichen Schutzschirm gespannt haben.

Mit der Strategie geht auch ein neues Produkt einher. Es heißt, dass schon an weiteren Modulen gearbeitet wird. Was ist schon realisiert und was ist in Arbeit?

Wir haben ein neues Angebot speziell für kleine und mittelständische Unternehmen an den Markt gebracht. Dabei haben wir ganz explizit auf die Bedürfnisse unserer Kunden geschaut und Prozesse und Services entsprechend gestaltet. Unser Anspruch war und ist es, den KMU-Kunden leicht verständliche Lösungen und Deckungen klar über Marktniveau zu bieten. Daher haben wir auch die Risikofragen stark reduziert und die Beitragsberechnung vereinfacht. In prozessualen Fragen haben wir uns eng mit strategischen Dienstleistern wie beispielsweise thinksurance abgestimmt und unsere Prozesse harmonisiert. In einem ersten Schritt bieten wir seit Juli eine Haftpflichtversicherung, eine Inhalts- bzw. Ertragsausfallversicherung sowie eine Gebäudeversicherung für gewerblich genutzte Gebäude an. Wir werden das Produktportfolio kontinuierlich weiterentwickeln und wollen hier führend am Markt sein.

Nun entstehen heute Produkte anders, als das früher noch war, Sie haben es angesprochen. Welche Rolle spielen Kunden- und Vermittlerorientierung?

Wer Kunden- und Vermittlerorientierung nicht ins Zentrum seiner Produktentwicklung stellt, wird nicht erfolgreich sein. Deshalb haben wir uns zum Ziel gesetzt, eine für alle Zugangswege zum Kunden einfach zu beratende Lösung zu konzipieren. Dabei haben wir nicht nur im Hause interdisziplinär und bereichsübergreifend gearbeitet, wir haben auch von Beginn an Vertriebspartnerinnen und Vertriebspartner eng eingebunden, damit sie Beratung, Deckungskonzept und vertriebliche Prozesse mitgestalten. Gerade für den Maklermarkt ist unsere Besitzstands- und Innovationsklausel von großer Bedeutung.

Digitale Tools sollen dabei helfen, Vermittlern den Einstieg ins Gewerbegeschäft zu erleichtern. Wie sieht das aus?

Um Maklern den Einstieg in das Gewerbegeschäft zu erleichtern, stellen wir unseren Maklern umfangreiche Informationen rund um das KMU-Geschäft auf unserem Maklerimpuls zusammen. Dort haben wir auch gezielte Vertriebsansätze zur Verfügung gestellt, wie sie ihr eigenes Geschäftsmodell optimieren und an ihrer individuellen Zielgruppe ausrichten können. Auch regelmäßige Webinare und Schulungen zählen zu unserer Unterstützung, damit sich Vermittler für der Einstieg ins Gewerbegeschäft qualifizieren.

Andererseits kommt aber auch Kritik: Das Gewerbegeschäft sei komplex und das notwendige Know-how dürfe nicht unterschätzt werden, oft werde Vermittlern aber ein einfaches Geschäft versprochen. Könnte sich das nicht auch irgendwann als Bumerang erweisen?

Ja, das Gewerbegeschäft braucht besonderes Know-how. Genau darin sehen wir unsere Stärke. Unser Ansatz ist, dass durch die Verschlankung von Prozessen eine bessere Konzentration auf die Beratung möglich ist. Das vereinfachte und hochwertige Deckungskonzept, gepaart mit unserem Underwriting-Know-how und den schlanken Prozessen, stellt dabei die Lösung für diese Herausforderung dar. Nicht zu unterschätzen sind aber vor allem die komplexen Risiken, die im langfristig aufgebauten Bestand liegen. Hier bieten wir mit einem individuell abgestimmten Portfoliotransfer-Prozess ebenfalls eine hervorragende Lösung. Regionale Maklerbetreuer unterstützen zudem vor Ort.

Bei Verkündung Ihrer KMU-Strategie haben Sie betont, dass Sie auch Nachhaltigkeitsaspekte in die Produktgestaltung haben einfließen lassen. Wo kommen diese zum Tragen?

Wir unterstützen eine nachhaltige Ausrichtung von KMU, indem wir die Absicherung von klimaschonenden Möglichkeiten wie Fotovoltaik, Geothermie oder auch Ladestationen und Wall-Boxen für E-Fahrzeuge bereits in das Produkt integriert haben. Außerdem werden im Schadenfall die Mehrkosten übernommen, die aus der Verwendung umweltfreundlicher oder ökologischer Baustoffe stammen. Doch das ist nur eine Komponente. Zurich hat eine klare Ambition: Wir wollen eines der verantwortungsvollsten und nachhaltigsten Unternehmen der Welt werden. Dazu haben wir nicht nur verschiedene Nachhaltigkeitsinitiativen fest in der Unternehmensstrategie verankert, sondern wollen das Thema auch weitertragen. Wir ermutigen unsere Kunden, Partner und Mitarbeitenden, nachhaltiger zu agieren. Dabei setzen wir auf Angebote, um die mit dem Klimawandel verbundenen Risiken zu reduzieren. Gemeinsam mit unseren Vertriebspartnern treten wir daher nicht nur als „Unternehmensversteher“, sondern auch als „Transformationsbegleiter“ auf.

Und erwarten Sie umgekehrt auch höhere Risiken in dem Segment durch den Klimawandel oder sehen Sie andere Risiken im Fokus?

Die schweren Starkregen-­Ereignisse im Juli haben es erneut gezeigt: Schäden durch den Klimawandel werden weiter an Häufigkeit und Intensität zunehmen. Doch auch das Cyber-Risiko sollten inzwischen Unternehmer jedweder Branche und Betriebsgröße wahrnehmen und entsprechende Maßnahmen zur Absicherung ergreifen.

Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 09/2021 und in unserem ePaper.

Bild: © Zurich