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26. Oktober 2022
„Je schwieriger die Zeiten, desto höher der Beratungsbedarf“
Versicherer in der Zeitenwende: „Je schwieriger die Zeiten, desto höher der Beratungsbedarf“

„Je schwieriger die Zeiten, desto höher der Beratungsbedarf“

Zukunftsängste, Inflation, Konsolidierung im Maklermarkt … Bei der als „Elefantenrunde“ bekannten Diskussion von Versicherungsvorständen im Rahmen der DKM 2022 kamen immer wieder die Robustheit der Branche und die Wichtigkeit von guter Beratung als mögliche Wege aus der Krise zur Sprache.

Die DKM 2022 bringt nach zwei coronabedingt außergewöhnlichen Leitmesse-Jahren die Finanz- und Versicherungsbranche wieder persönlich in Dortmund zusammen. Nach der Begrüßung und Eröffnung durch Konrad Schmidt, den Geschäftsführer des DKM-Veranstalters bbg Betriebsberatungs GmbH, gehörte die Bühne der Speaker’s Corner am Mittwochmorgen der bereits als „Elefantenrunde“ bekannten Diskussionsveranstaltung von Vorständen über die aktuelle Situation der Versicherer. Unter der bewährten Moderation von Dr. Marc Surminski, Chefredakteur der Zeitschrift für Versicherungswesen, tauschten sich diesmal Dietmar Bläsing (Sprecher der Vorstände, VOLKSWOHL BUND Versicherungen), Zeliha Hanning (Vorstandsvorsitzende, Württembergische Versicherung AG), Dr. Christopher Lohmann (Vorstandsvorsitzender, HDI Deutschland AG) und Frank Sommerfeld (Vorstandsvorsitzender, Allianz Versicherungs-AG) zum weit gefassten Themengebiet „Versicherer in der Zeitenwende: Neue Risiken und alte Herausforderungen“ aus.

Standortbestimmung: humanitäre, ökonomische und strategische Herausforderungen

Direkt zum Einstieg, als Moderator Surminski die Diskussionsteilnehmer um eine Standortbestimmung in Sachen Herausforderungen bat, stellte Bläsing in seinem Statement Versicherungsmakler und Berater in den Mittelpunkt, deren wichtige Aufgabe es nun sei, den Kunden zu vermitteln, dass ganz besonders in einem solch schwierigen Umfeld wie dem momentanen, die Vorsorge dringend nötig sei und warum es sich lohne, in die eigene Zukunft zu investieren.

Lohmann nannte im Anschluss gleich drei Herausforderungen. Die humanitäre, die ökonomische und die strategische: Aufgrund des Krieges gegen die Ukraine machten sich viele Sorgen und Zukunftsängste in der Bevölkerung breit, viele Versicherungskunden sähen sich zu weitreichenden finanziellen Entscheidungen gezwungen. Die derzeitige Inflation übe zudem vor allem auf die Sachversicherung einen sehr großen Druck aus, dem es standzuhalten gelte. Und nicht zuletzt gelte es, in einer möglichst ausbalancierten Art und Weise auf die aktuellen Entwicklungen wie den Klimawandel und die Digitalisierung zu reagieren. Hanning pflichtete ihren Vorrednern bei und betonte zusätzlich die Cybersicherheit, die mehr in den Fokus gerückt werden müsse. Beipflichtende Worte kamen auch von Sommerfeld, der besonders herausstellte, dass sich die Branche vor allem anpassungsfähig zeigen müsse.

Vermeidung von Unterversicherung im Blick behalten

Anknüpfend an die Zukunftsängste und eventuell anstehenden finanziellen Entscheidungen der Kunden, die er zu Anfang angesprochen hatte, bekräftigte Lohmann daraufhin nochmals, dass die Vermittler nun aufgerufen seien, ganz besonders an der Seite der Kunden zu stehen und die gewünschten oder notwendig werdenden Anpassungen des Versicherungsschutzes aktiv, mit Bedacht und guter Beratung zu begleiten. Dabei sei es aber auch wichtig, im Blick zu behalten, dass kein Kunde in eine Unterversicherungssituation rutsche. Natürlich seien aber auch die Versicherer angehalten, die Kunden zu entlasten. Als Beispiel hierfür nannte Lohmann etwa unkomplizierte Beitragsstundungen während der Corona-Pandemie.

„Je schwieriger die Zeiten, desto höher der Beratungsbedarf. Deshalb gehen Sie jetzt raus, überprüfen Sie den Versicherungsschutz Ihrer Kunden und weisen Sie gezielt darauf hin, was in der jeweils individuellen Kundensituation angesagt ist“, ermutigte Bläsing die ungebundenen Vermittler in der Speaker’s-Corner-Zuhörerschaft.

Aktuell (noch) keine Kündigungswelle in Sicht

Und wenn sich herausstellt, dass das Geld für den Versicherungsschutz doch nicht mehr ganz reicht? Auf Surminskis Frage nach den Stornos, kam aus der Diskussionsrunde das einhellige Feedback, die Stornoquote sei stabil, man erlebe aktuell (noch) keine Kündigungswelle – obgleich die Google-Anfragen nach „Versicherung kündigen“ stark zugenommen hätten, wie Sommerfeld bemerkte. Eventuell sei im Moment der Kostendruck von anderer Seite, speziell vonseiten der Energieversorger, so akut, dass die Kunden sich zunächst darum zu kümmern hätten, mutmaßte der Allianz-Vorstandsvorsitzende.

Hanning erwähnte, sie rechne mit einer Wettbewerbsintensität zum Jahresende, vor allem im Kfz-Bereich. Auf Surminskis Nachfrage hin, ob dieser verstärkte Kfz-Wettbewerb, gerade auch mit den Vergleichern, den Maklerversicherern schade, stand dann sofort wieder die Wichtigkeit einer qualitativ hohen Beratung im Raum: Sommerfeld zeigte sich überzeugt, dass die Kunden gerade in Zeiten der Unsicherheit einen starken, verlässlichen Partner an ihrer Seite wünschten und Hanning bekräftigte, dass es vor allem den Gewerbekunden eben nicht so sehr auf den Preis, als vielmehr auf die Qualität von Beratung und Kommunikation ankomme.

Einfaches „reformiertes Riester-Produkt“ vonnöten

Als die Diskussionsrunde auf die Inflation im Allgemeinen und im Lebensversicherungsumfeld im Speziellen zu sprechen kam, herrschte die Meinung vor, als robuste Branche habe man das Zeug, solche Krisen zu meistern – gemeinsam mit der Vermittlerschaft und mithilfe von attraktiven Produkten. Und man war sich einig, dass ein möglichst einfaches „reformiertes Riester-Produkt“ nötig wäre, das vor allem den Menschen im mittleren und unteren Einkommenssegment nütze.

Von Amazon lernen

Beim letzten großen Themenkomplex – der Konsolidierung im Maklermarkt – betonte Bläsing, dass es wichtig sei, die Maklerversicherer nicht zu reinen Produktgebern zu degradieren: Es könne allerseits zu großen Enttäuschungen führen, sollten Dienstleister die Schnittstelle zwischen Maklerversicherern und Maklern besetzen und sich daraus eine Art Monopolstellung ergeben. Hanning kam mit Blick auf Amazon als eventuell große Konkurrenz für die traditionellen Versicherer nochmals klar auf die Robustheit der Branche und den deutlichen Kundenwunsch nach guter Beratung sowie vertrauensvollen Marken zu sprechen, gerade was beratungsintensive Produkte angehe.

Dennoch müsse man Amazon ernstnehmen, da sich immer mehr Kunden vorstellen könnten, dort auch Versicherungen zu kaufen, und sich in Sachen „bester Service für den Kunden“ anpassen, um nicht unter die Räder zu kommen, warf Lohmann ein. So könne man sich, wie Sommerfeld anmerkte, von Amazon vor allem, was die Kunden-Service-Erfahrung und die Customer Journey angehe, einiges abschauen.

Zukunftsmotto: Gemeinsam sind wir stark

Zum Diskussionsabschluss von Surminski um eine zentrale Botschaft an die unabhängigen Vermittler und sonstigen DKM-Fachbesucher gebeten, positionierte Sommerfeld die Allianz als starken, verlässlichen Partner in Zeiten der Unsicherheit; Hanning verwies auf den Slogan der Württembergischen als „Fels in der Brandung“; Lohmann bekräftigte, die HDI stehe gerade in Krisenzeiten an der Seite der Kundschaft und ein #Handschlag gelte hier noch etwas; Bläsing schloss für den VOLKSWOHL BUND mit dem Zitat: „Wir können den rauen Wind nicht ändern. Aber wir können die Segel so setzen, dass wir gemeinsam gut vorankommen.“ (ad)

Bild: © DKM