AssCompact suche
Home
Immobilien
6. Mai 2021
„Kein klassischer Vermittler wird durch die Digitalisierung ersetzt“

„Kein klassischer Vermittler wird durch die Digitalisierung ersetzt“

Die Corona-Krise ging auch am Vertrieb von Immobilienfonds nicht spurlos vorbei. Das bekam auch die Dr. Peters Group zu spüren. Als Antwort setzte sie verstärkt auf digitale Vertriebswege. Diesen Weg will Kristina Salamon in Zukunft weitergehen und klassischen Vertrieb und digitale Plattformen zusammenführen.

Interview mit Kristina Salamon, CEO der Dr. Peters Group
AIFs kamen 2020 erneut nicht in Schwung. War das auch bei Dr. Peters zu spüren?

Alternative Investmentfonds, vor allem im Bereich der Immobilien, sind durchaus schwungvoll ins Jahr 2020 gestartet. Leider haben sich mit Beginn der Corona-Krise nicht nur die wirtschaftlichen Rahmendaten eingetrübt, sondern mit ihnen auch die Emissionstätigkeit von AIF-Emittenten. Bereits geplante beziehungsweise strukturierte AIFs wurden teilweise nicht zum Vertrieb angemeldet und Produkte mit bereits erhaltener Vertriebszulassung haben ihren Vertrieb nicht gestartet. Das traf auch auf unseren ersten risikogemischten Hotelfonds zu, dessen Vertriebsstart für das erste Quartal 2020 vorgesehen war. Aufgrund der zunehmenden Ausbreitung von Corona sowie der damit einhergehenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens haben wir uns damals dazu entschlossen, diesen Fonds nicht in den aktiven Vertrieb zu geben. Die nach wie vor schwerwiegenden Auswirkungen der Pandemie auf den Hotelmarkt zeigen, dass diese Entscheidung richtig war.

Die Pandemie hat nicht nur die Investments an sich, sondern wegen der Kontaktbeschränkungen auch den Vertrieb getroffen. Wie stark musste sich auch die Dr. Peters Group deswegen im Produktvertrieb umstellen?

Wir hatten den Vorteil, dass wir uns schon weit vor der Pandemie der Digitalisierung verschrieben hatten. Insofern spielten die Kontaktbeschränkungen für uns kaum eine Rolle. Profitiert haben wir vor allem von unserer strategischen Beteiligung an der digitalen In­vest­mentplattform zinsbaustein.de. Eingestiegen sind wir hier im Oktober 2019. Während der Corona-­Krise haben wir die Beteiligung signifikant aufgestockt und die Kooperation weiter ausgebaut. Auf dieser Basis konnten wir zum Beispiel allen unseren Bestandskunden, die nicht mehr von einem Vertriebspartner betreut werden, über die digitale Plattform unseres Partners ein breites Anlagespektrum hochwertiger Immobilieninvestments anbieten – von Crowdinvestings über exklusive Club Deals bis hin zu Anlagemöglichkeiten in Bestandsimmobilien mit einem AIF. So ist es uns gelungen, auch ohne einen eigenen Fonds ein solides Platzierungsergebnis im vergangenen Jahr zu erzielen. Die Quintessenz dieser Entwicklung ist, dass wir den eingeschlagenen Weg unserer Digitalisierung in diesem Jahr mit noch mehr Konsequenz und Ziel­strebigkeit gehen.

Wie nehmen Sie die Entwicklung im Vertriebspartnergeschäft wahr? Hier ist die Digitalisierung doch meist noch nicht so weit angekommen.

Viele Vertriebspartner von uns haben im vergangenen Jahr deutlich zu spüren bekommen, welche Relevanz die Digitalisierung im Platzierungsgeschäft hat und dass es sich lohnt, an dieser Entwicklung teilzuhaben. Wir sind davon überzeugt, dass dies am ehesten durch einen Anschluss an eine Plattform wie zinsbaustein.de gelingt. Dahingehend verstehen wir uns als Brückenbauer, da wir sowohl die Sprache des klassischen Vertriebs verstehen als auch die Anforderungen an eine Kooperation mit einer digitalen Investment­plattform. Die Kombination aus Technik zur Verbesserung von Prozessen und der Aufrecht­erhaltung von persönlichen Beziehungen ist immens wichtig. Hier wollen wir mit unserer digitalen Kompetenz für unsere Partner Lösungsansätze schaffen.

Seien Sie ehrlich: Bleibt in einer digitalen Vertriebswelt noch Platz für klassische Vermittler?

Wir haben im vergangenen Jahr bei Dr. Peters eine umfassende Vertriebspartnerstudie durchgeführt. Demnach agieren nur 8% aller Anleger proaktiv, wenn es um ihre Geldanlage geht. Eine Aktivierung von Anlegern ist daher ein wesentlicher Baustein für vertrieblichen Erfolg und gelingt am besten auf Basis einer engen und vertrauensvollen Bindung. Daher sehen wir in der Zusammenführung von klassischem Vertrieb und digitalen Plattformen den Königsweg. Denn in diesem Modell können beide Seiten ihre jeweiligen Kernkompetenzen einbringen und sich damit gegenseitig stärken. Insofern wird kein klassischer Vermittler durch die fortschreitende Digitalisierung ersetzt. Ganz im Gegenteil. Durch den Anschluss an eine digitale Plattform steigt sogar die Relevanz.

Mit Flugzeugfonds und Hotelfonds ist die Dr. Peters Group in gleich zwei besonders hart betroffenen Bereichen aktiv. Wie zuversichtlich sind Sie, dass diese beiden Anlagegruppen wieder attraktive Investments werden?

Fest steht, dass wir bis zum Ausbruch der Pandemie ein perfektes Marktumfeld für Hotelinvestments hatten. Zudem zeigen Beispiele wie die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise in den Jahren 2008 und 2009, dass der Hotelmarkt krisenerprobt ist und sich bislang von jedweden Rückschlägen immer rasch und robust erholen konnte. Insofern blicken wir nach vorne und sind dabei optimistisch. Ersten Schätzungen zufolge soll der Binnentourismus bereits bis 2022 wieder das Vorkrisenniveau erreichen. Beim internationalen Tourismus dauert die Erholung aller Voraussicht nach zwar etwas länger, aber sie kommt. Langfristig wird für beide Kategorien ein erneutes Wachstum prognostiziert. Wir bewerten den Hotelmarkt daher auch weiterhin als zukunftsfähig und chancenreich. Sichtbar herausfordernder ist die Entwicklung im Aviation-Bereich. Selbst Airlines mit einem vor Corona kerngesunden Geschäftsmodell stehen durch die nun seit über einem Jahr andauernde Pandemie teils erheb­lich unter Druck. Ungeachtet dessen bleibt Aviation eine attraktive Asset-Klasse, vor allem für institutionelle Investoren, die selbst jetzt Interesse an passenden Aviation-Investments zeigen. Anders stellt sich die Situation bei Privatanlegern dar. Ich kann mir beim besten Willen zumindest derzeit nicht vorstellen, dass ein Investmentangebot aus dem Aviation-Bereich bei Privat­anlegern verfängt.

Immobilien im Allgemeinen waren einer der wenigen Gewinner der Krise. Hat sich das auch bei Ihnen gezeigt?

Eindeutig ja. Alle Investment­angebote, die wir im vergangenen Jahr erfolgreich platzieren konnten, waren aus dem Bereich Immobilien. Gefragt waren neben Wohn- und Pflegeimmobilien vor allem Immobilien des Lebensmitteleinzelhandels sowie Nahversorgungs- und Fachmarktzentren.

Wollen Sie diese besonders krisenresistenten Immobilienbereiche zukünftig noch stärker ins Visier nehmen?

Auch das kann ich nur bejahen. Pflegeimmobilien genau wie Nahversorgungs- und Fachmarktzentren gehören seit jeher zu unserem Immobilienportfolio. Entsprechend haben wir hierfür die richtigen Experten bei uns im Haus. Sowohl auf der Ankaufsseite als auch im Portfolio und Property Management. Nicht zuletzt daraus resultiert die Konzeption unseres neuen Fonds Immobilienportfolio Deutschland 1. Dieser ermöglicht Anlegern Zugang zu attraktiven Immobilienprojekten – beispielsweise zu Nahversorgungs- und Fachmarktzentren. Neben der belegbaren Resilienz dieser Immobilienklasse bietet der Fonds weitere Stabilität durch die hohe Qualität der Immobilien sowie durch die gute Bonität der Mieter und die lange Laufzeit der Mietverträge. Die geplante Anbindung verschiedener Objekte ermöglicht zudem eine attraktive Diversifikation und Risikostreuung. Vor wenigen Tagen sind wir mit dem Vertrieb gestartet. Die erste Resonanz aus dem Markt ist positiv.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 04/2021, Seite 62 f., und in unserem ePaper.

Bild: © Robert Kneschke – stock.adobe.com

 
Ein Interview mit
Kristina Salamon