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12. April 2023
„Makler sollten auf Vorsorgelücken aufmerksam machen“

„Makler sollten auf Vorsorgelücken aufmerksam machen“

Als Financial Freedom Botschafterin ist Regina Halmich unterwegs für die LV 1871. Bei der Kooperationspartnerschaft geht es darum, ein Bewusstsein zu schaffen, dass durch clevere und strategische Finanzplanung finanzielle Freiheit und Selbstbestimmung erreicht werden können.

Interview mit Hermann Schrögenauer, Vorstand der LV 1871, und Regina Halmich, ehemalige Profi-Boxsportlerin
Frau Halmich, Sie sind die Financial Freedom Botschafterin der LV 1871. Wie sind Sie dazu gekommen und was ist Ihre persönliche Geschichte dazu?

Regina Halmich Das Thema Finanzen beschäftigt mich schon sehr lange. Dazu hat auch meine Karriere im professionellen Boxsport beitragen. Ich habe früh gemerkt, dass ich mich in diesem männlich dominierten Sport nicht nur im Ring durchboxen muss. Als Frau wurde ich auch bei der Bezahlung anders bemessen, was meinen Umgang mit Geld beeinflusst hat: Meine ersten finanziellen Erfolge im Profisport habe ich bewusst vorausschauend investiert und mich gegen teure, luxuriöse Anschaffungen entschieden. Statt eines Sport­wagens habe ich z. B. auf eine Eigentumswohnung gespart. Diese Entscheidungen erlauben mir auch nach dem Ende meiner Profikarriere mein Leben so zu gestalten, wie ich möchte, und die Freiheit, Angebote auch mal ablehnen zu können. Das gilt auch bei meiner Auswahl von Kooperationspartnern. Bei der LV 1871 hatte ich schnell das Gefühl, dass unsere Werte und Einstellungen zusammenpassen. Deshalb engagieren wir uns gemeinsam für das Thema finanzielle Unabhängigkeit.

Wie lautet denn Ihre Botschaft zur finanziellen Freiheit?

RH Wissen ist Macht! Selbstbestimmung fängt mit dem Aufbau einer stabilen Grundlage an Finanzbildung an. Erst dann können wir selbstbestimmt mit dem Thema umgehen und das Leben nach unseren eigenen Vorstellungen gestalten. Deshalb finde ich: Spießigkeit ist cool, jedenfalls wenn’s ums Geld geht.

Herr Schrögenauer, welche Potenziale sieht die LV 1871 in der finanziellen Unabhängigkeit? Warum ist das ein wichtiges Thema für Sie?

Hermann Schrögenauer Finanzielle Unabhängigkeit ist für die meisten Menschen hierzulande eine zentrale Komponente von Freiheit. Gleichzeitig wissen wir, dass die Bevölkerung in Deutschland ein hohes Sicherheitsbedürfnis hat und davon ausgeht, dass sich ihre geleistete Arbeit im Alter rentiert. Viele vertrauen deshalb eher auf die staatliche Absicherung als auf wirklich verlässliche und rendite­starke Vorsorgeoptionen. Hier aufzuklären und den Wunsch nach Stabilität mit dem Traum von finanzieller Unabhängigkeit in Einklang zu bringen, birgt viele Potenziale für uns als Versicherer. Menschen bedürfnisorientiert und mit Fachkompetenz auf ihrem persönlichen Weg zur Seite zu stehen, ist eine unserer Kernaufgaben.

Im aktuellen Financial Freedom Report geht es ja besonders um die Generation Z. Wie steht denn diese junge Generation zum Geld? Welche wichtigen Erkenntnisse konnten Sie da erlangen?

HS Unsere Studie zeigt, dass die 18- bis 29-Jährigen deutlich progressiver mit Finanzthemen umgehen als ältere Generationen. Finanzielle Unabhängigkeit hat in ihrem Verständnis von Freiheit einen noch höheren Stellenwert. Sie streben eher nach der Erfüllung von finanziellen Träumen und haben deutlich größere Ansprüche daran, wie viel Geld sie monatlich zur freien Verfügung haben müssten, um sich finanziell frei fühlen zu können. Auch zeigen sie sich aufgeschlossener gegenüber dem Aktienmarkt und renditestarken Anlageformen: 18% der jüngeren Befragten haben im Vergleich zum Vorjahr vermehrt in Aktien, Fonds und ETFs investiert – mehr als doppelt so viele als in anderen Altersgruppen.

Wie können Makler diese Erkenntnisse nun nutzen?

HS Für alle Bedürfnisse lassen sich passende Lösungen erarbeiten. Unabhängige Makler stehen im Lager ihrer Kunden und können auf individuelle Ziele eingehen sowie Wegstellung geben. Dabei ist es wichtig, die Lebensrealitäten ihrer Kunden zu verstehen. Berufsbiografien sind heute nicht mehr zwangsläufig geradlinig. Menschen arbeiten nicht mehr jahrzehntelang in ein und demselben Unternehmen oder Berufsfeld, sie denken anders und haben andere Vorstellungen für ihr Leben. Solch ein Verständnis muss auch in der Finanzplanung und -beratung Platz finden, um neue Zielgruppen bedürfnisgerecht beraten zu können.

Und wie sollten Makler die Gen Z ansprechen, damit mehr junge Leute den Weg zur Finanzberatung wagen?

HS Jüngere Menschen erreicht man heute nicht mehr ausschließlich offline. Sie müssen dort abgeholt werden, wo sie sich informieren und wo ein Großteil ihres Lebens stattfindet: im Internet und in den sozialen Medien. Offenheit, Verständnis und ein Austausch auf Augenhöhe schaffen die Vertrauensbasis, um sich auch ihnen gegenüber als Anlaufstelle für Finanzberatung zu etablieren. Die LV 1871 steht Maklerinnen und Maklern dabei als verlässlicher Partner zur Seite und bietet über verschiedene Programme – wie das Digital Partner Programm – Unterstützung an, um ihre Online-Wettbewerbsfähigkeit weiter auszubauen.

Noch mal zur finanziellen Unabhängigkeit: Was können Makler ihren Kunden bei dem Thema bieten?

HS Makler können mit ihrer Expertise kompetente Hilfestellung zum Erreichen finanzieller Ziele geben. Insbesondere in Zeiten, in denen sich staatliche Absicherung als immer unzuverlässiger erweist, sollten Makler dieses Verantwortungsvakuum füllen, auf Vorsorgelücken aufmerksam machen und Lösungsvorschläge anbieten. Die Beschäftigung mit finanzieller Unabhängigkeit legt für viele den Grundstein in eine ganzheitliche Beratung.

Frau Halmich, gerade für Frauen ist finanzielle Unabhängigkeit ein essenzielles Thema. Warum kümmern sich Ihrer Meinung nach immer noch zu wenig Frauen darum?

RH Ich denke, das hängt mit mehreren Faktoren zusammen: fehlendes Finanzwissen, aber auch Berührungsängste beim Thema Geld. Ich habe den Eindruck, Frauen entwickeln hier häufig eine Abneigung – teils verständlich, wenn man sich klar macht, wie ungleich Bezahlung und Karrierechancen im Geschlechtervergleich häufig noch aussehen. Ver­altete Denkmuster in der Partnerschaft oder das Thema Finanzen als „Männersache“ abzustempeln, helfen da ebenfalls nicht weiter. Das müssen wir aufbrechen und uns selbst ermächtigen. Dann können wir auch mit unerwarteten Ereignissen und neuen Lebensabschnitten besser umgehen.

Was macht eine kluge Finanzplanung für Frauen, die ja oft eine unterbrochene Erwerbsbiografie haben, aus?

RH Eine kluge Finanzplanung für Frauen muss über die finanziellen Risiken aufklären, die z. B. mit einem längeren Arbeitsaustritt oder andauernder Teilzeitarbeit einhergehen, und Frauen ermöglichen, gegenzusteuern. Sie sollte finanzielles Wissen und Kompetenzen vermitteln und Frauen zum Handeln ermutigen.

Für viele Frauen folgt aus dem Gender Pay Gap der Gender Pension Gap, also letztlich weniger Rente im Alter. Haben Sie da vielleicht ein paar ganz praktische Tipps, um dies möglichst zu umgehen?

RH Ein Geheimrezept, das für jede Frau funktioniert, gibt es gar nicht. Jedes Leben ist anders und die vorhandenen Möglichkeiten sind individuell. Trau dich, auch wenn das Thema Finanzen nicht gerade sexy ist oder gar ernste Sorgen bereitet. Wir müssen uns früh bewusst machen, was wir haben, brauchen und wollen, um eine gute Strategie zu entwickeln. Auf dem Weg zum Erfolg wird man im Sport von Trainerinnen und Trainern unterstützt. Das ist auch im Privatleben hilfreich. Für meine Finanzplanung würde ich mir fachkundigen Support ins Team holen, der sich auf mich als Individuum konzentriert. Von der Expertise einer Beraterin profitieren dann nicht nur meine Finanzen. Im gemeinsamen Sparring kann ich mein angeeignetes Wissen erweitern und immer wieder den Status quo hinterfragen. Das, finde ich, ist Selbstbestimmung!

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 04/2023, S. 88 f., und in unserem ePaper.

Bild: © LV 1871

 
Ein Interview mit
Hermann Schrögenauer
Regina Halmich