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23. August 2021
„Maklerpools sind die Profiteure der aktuellen Marktveränderung“

„Maklerpools sind die Profiteure der aktuellen Marktveränderung“

Fonds Finanz wächst weiter dank der Marktentwicklungen, seines Allfinanz-­Ansatzes und einer Neustrukturierung im Inneren. Am Markt prüft der Maklerpool diverse Zukäufe und verweist auf die Gründung neuer Geschäftsmodelle. Einen Verkauf oder eine Fusion mit größeren Wettbewerbern schließt Fonds Finanz aus, so Norbert Porazik gegenüber AssCompact.

Interview mit Norbert Porazik, geschäftsführender Gesellschafter der Fonds Finanz Maklerservice GmbH
Herr Porazik, Maklerpools sind die Gewinner der aktuellen Marktveränderungen. Würden Sie dem so zustimmen? Was sind dabei die größten Treiber?

Ja. Maklerpools sind definitiv die Profiteure der aktuellen Marktveränderung. Die für uns größten Treiber liegen vor allem in unserem Geschäftsansatz als Allfinanz-Maklerpool. Dies gibt uns die Möglichkeit, Vertriebspartnern neben unseren mehrfach ausgezeichneten Services eine große Vielzahl an Produktgebern und Tarifoptionen in allen Segmenten und Sparten bereitzustellen. In der letzten Zeit konnten wir einen großen Zulauf an Neuvermittlern beobachten, aber auch viele neue Versicherer, die sich direkt an uns gewandt haben, um ins Produktport­folio aufgenommen zu werden. Von dieser Entwicklung profitieren wir.

Momentan scheint alles auf Einkaufstour zu sein. Makler kaufen Makler, Pools Softwarehäuser. Geht das noch eine Zeit lang so weiter?

Nichts ist beständiger als der Wandel und davon ist die Finanz- und Versicherungsbranche nicht ausgenommen. Ich bin der festen Überzeugung, dass dies zukünftig weiter der Fall sein wird – und das finde ich gut, denn in der Regel ergeben sich durch Übernahmen enorme Synergien. Wir haben es selbst erlebt und profitieren enorm davon.

Wie verändert das den Markt?

Jede Branche unterliegt einer stetigen Marktveränderung, das betrifft Makler und uns Maklerpools gleichermaßen. Derzeit beobachten wir, dass Pools eine immer wichtigere Rolle zukommt, insbesondere wenn es um die Interessenvertretung der Makler geht. Wir unterstützen sie bei der Digitalisierung, der Automatisierung und der Professionalisierung von Prozessen, was deren Arbeitsalltag enorm erleichtert. Unsere Vertriebspartner unterstützen wir in allen Bereichen und stehen ihnen als zuverlässiger Partner zur Seite. Daher bin ich überzeugt, dass die Bedeutung von Maklerpools zukünftig zunehmen wird.

Wird es dann tatsächlich irgendwann nur noch wenige Großpools geben?

In den vergangenen Jahren wurde dies zwar immer wieder prognostiziert, das Gegenteil ist jedoch der Fall. Es entwickeln sich immer wieder neue interessante Poolmodelle mit guten Ansätzen, zum Teil mit einer starken Konzentration auf ein bestimmtes Produktsegment. Ich sehe keine Konsolidierung zu einigen wenigen Großpools. Für alle Marktteilnehmer ist es ratsam, sich auf die eigene Geschäftsidee und das organische Wachstum zu konzentrieren – einen Ansatz, den wir selbst seit 25 Jahren sehr erfolgreich verfolgen.

Der ganz große Deal unter den Pools ist bisher ja auch ausgeblieben.
Ist es trotzdem ein reelles Szenario, dass sich große Pools zusammentun?

Für mich persönlich und die Fonds Finanz ist ein solches Szenario undenkbar. Als größter Maklerpool Deutschlands stehen wir nicht zum Verkauf und sind auch nicht für eine Fusion offen. Zusätzlich sind die beiden weiteren größten Pools, JDC und Netfonds, an der Börse notiert. Ein großer Deal ist damit ausgeschlossen.

Versicherer sehen sich immer mehr großen Einkaufsstrukturen mit ziemlich viel Einfluss gegenüber. Wie groß sind die Widerstände bei den Versicherern?

In meinen Gesprächen mit Versicherungsvorständen erlebe ich keinen derartigen Widerstand. Versicherungsvorstände sehen hier keinen Widerspruch und haben mit dem Geschäftsansatz kein Problem. Auch ist uns kein Vorstand einer Investment-Gesellschaft bekannt, der hier einen Konflikt sieht, obwohl nahezu 100% des Investment-Geschäfts über Pools abgewickelt werden. Denn trotz Geschäftsabwicklung über uns bleibt der Vermittler bei der Produktauswahl unabhängig. Versicherer finden es daher sogar eher positiv, wenn ein Makler an einen Pool angebunden ist, da sie von vielen Vorteilen profitieren, etwa einem digitalen Abwicklungsprozess, der gleichzeitig sehr kosteneffizient und automatisiert ist. So werden viele Ressourcen gespart.

Sie haben Ihr Unternehmen neu strukturiert und in verschiedene Bereiche unterteilt. Eine Folge des weiteren Wachstums und der Versuch, dieses auch weiterhin in vernünftigen Bahnen abwickeln zu können?

Aufgrund des starken Zuwachses aller Bereiche war es uns wichtig, die Arbeitsbelastung und die Verantwortung auf mehrere Führungskräfte zu verteilen. Mit der Besetzung durch Christine Schönteich, Verantwortliche für den Insurance-­Bereich, Tim Bröning, Leiter des Non-Insurance-Bereichs, Klaus Brodbeck, Productmanagement-Verantwortlicher, Jörg Neugebauer, Leiter des Bereichs Innovation & Technology, und Florian Schwenninger, verantwortlich für die Abteilung People & Organisation, stärken wir unsere Geschäftssegmente. Nur so können wir auch zukünftig weiteres Wachstum gewährleisten. Aufgrund dieser strategischen Entscheidung konnten wir im vergangenen Jahr einen Ausbau von 9% verzeichnen. Für dieses Jahr streben wir ein Wachstum von nahezu 20% an.

Alle Bereiche abzubilden, also ein Allfinanz-Pool zu sein, wie Sie es schon erwähnt haben, bleibt für Sie also der richtige Weg?

Die Ausrichtung auf den Allfinanz-Ansatz ist für uns absolut der richtige Weg. Alle Bereiche wachsen enorm und die Produktvielfalt steigt. So ermöglichen wir unseren Vertriebspartnern, anhand der Kundenwünsche zu entscheiden, welche Produkte am besten passen. Nur so bleibt der Makler unabhängig und kann seinen Kunden die bestmögliche Beratung gewährleisten. Ohne eine Anbindung wäre es dem Makler kaum möglich, alle Sparten und Produktlinien zu bedienen.

Noch einmal zurück zum Kaufen und Verkaufen: Wie sieht da Ihr Interesse aus? Gehören Sie zu den Käufern oder vielleicht auch irgendwann zu den Verkäufern?

Wie bereits gesagt, ist von unserer Seite kein Verkauf geplant. Vielmehr lassen wir derzeit als Käufer bei drei verschiedenen Projekten eine Due Diligence erarbeiten. Darüber hinaus gründen wir viele neue Firmen: Dazu gehören unter anderem unser Reisebüro FF & Meer, um die Reisen für unsere Vertriebspartner sicherer, und die Beteiligung an letsact, um die Welt etwas besser zu machen.

Dass Zukäufe nicht immer unproblematisch sind, hat Ihre Trans­aktion mit softfair gezeigt. Würden Sie dies noch einmal tun und falls ja, warum hat es sich für Sie gelohnt?

Der Zukauf von softfair war kein klassischer Zukauf und er war für uns und softfair vollkommen unproblematisch. Zwar generiert sich unser Wachstum zu großen Teilen aus den Synergien dieser Kooperation, jedoch war das nicht der primäre Fokus beim Kauf. Vielmehr ging es hierbei ums Risikomanagement. Es wäre für uns sehr unvorteilhaft gewesen, hätte softfair einen anderen Käufer gefunden, der uns möglicherweise sogar gekündigt hätte. Dies hätte uns weit nach hinten geworfen. So aber profitieren wir noch immer stark von dieser Kooperation und würden die Entscheidung heute genauso treffen.

Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 08/2021 und in unserem ePaper.

Bild oben: © BillionPhotos.com – stock.adobe.com; Porträtfoto: © Fonds Finanz

 
Interview mit
Norbert Porazik