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21. Februar 2023
„Wir sehen ein kontinuierlich steigendes Interesse am Teilverkauf“
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„Wir sehen ein kontinuierlich steigendes Interesse am Teilverkauf“

Der Immobilien-Teilverkauf scheint auch hierzulande immer gefragter zu werden. Wie sich die Nachfrage entwickelt hat und welche Eigentümer sich in der Regel dafür entscheiden, einen Teil ihrer Immobilie zu veräußern, dazu hat AssCompact nachgefragt bei Christoph Neuhaus, Gründer und Geschäftsführer von wertfaktor.

Herr Neuhaus, die stark gestiegenen Energiepreise und Lebenshaltungskosten infolge der Teuerung setzen auch Hausbesitzer unter Druck. Wird das Eigenheim zunehmend zum Luxusgut?

Das sehe ich nicht. Zwar stellen Inflation und gestiegene Zinsen viele Verbraucher vor Herausforderungen. Aber auch in der Vergangenheit gab es schon Zeiten, in denen die Zinsen und auch die Verbraucherpreise auf ähnlichem oder noch höherem Niveau lagen. Trotzdem haben die Menschen auch damals in ihr Eigenheim investiert. Wenn ich beispielsweise an meine Eltern denke, haben sie über Jahrzehnte ihren Immobilienkredit zurückgezahlt und mussten sicherlich auch an der ein oder anderen Stelle zurückstecken. Sie haben sich damit aber auch ein erhebliches Vermögen aufgebaut, wohnen heute mietfrei und können entspannter in die Zukunft blicken. Gerade wenn es um die Altersvorsorge geht, wird die Immobilie weiter an Bedeutung gewinnen.

Trotzdem macht sich so mancher Hausbesitzer sicherlich Gedanken, inwieweit er sich das Eigenheim noch leisten kann – gerade auch bei älteren Objekten.

Da lohnt sich sicherlich eine differenzierte Betrachtung: Wenn Sie ein schuldenfreies Eigenheim besitzen und keine monatliche Miete fällig wird, spart Ihnen die Immobilie bares Geld. Anders sieht es bei Immobilien aus, die in die Jahre gekommen sind und dringend eine Sanierung benötigen. Das ist ein häufiges Thema bei den Gesprächen mit unseren Kunden. Viele bekommen aufgrund ihres Alters trotz Immobiliensicherheit keinen Kredit mehr bei der Bank – oder sie wollen sich nicht mehr verschulden. Der Immobilien-Teilverkauf ist dann eine gute Alternative, so eine Modernisierung mit Mitteln aus dem eigenen Vermögen zu stemmen.

Mit wertfaktor haben Sie das Modell des Immobilien-Teilverkaufs 2018 auf den Markt gebracht. Wie sieht Ihr Konzept aus?

Der Teilverkauf ermöglicht es Eigentümern, ihr Immobilienvermögen in Bargeld zu wandeln, ohne komplett zu verkaufen oder einen Kredit aufnehmen zu müssen. Sie können einfach einen Anteil an wertfaktor verkaufen, ab 100.000 Euro und bis zu 50% ist alles möglich. Die Eigentümer bekommen den Kaufpreis ausgezahlt, bleiben wohnen und können weiterhin vollkommen frei über ihre Immobilie entscheiden. Für die Nutzung des verkauften Anteils zahlen sie dann ein monatliches Nutzungsentgelt. Das Besondere an dem Modell ist seine Flexibilität. Eigentümer können ihren Anteil jederzeit zurückkaufen, einen weiteren Anteil verkaufen, ihren Teil vererben oder das gesamte Haus mit wertfaktor am Markt komplett verkaufen. Ein Teilverkauf funktioniert natürlich auch mit Eigentumswohnungen.

Was macht denn einen „typischen“ Eigentümer aus, der einen Teil seiner Immobilie veräußert?

Viele unserer Miteigentümer stehen am Anfang ihres Ruhestands, sind im Durchschnitt 65 Jahre und wollen das genießen, was sie sich über ihr Arbeitsleben aufgebaut haben. Wenn der Großteil des Geldes in der Immobilie steckt, blieb dafür bisher nur der Gesamtverkauf. Das geht jedoch oft an den Wünschen der Menschen vorbei. Für unseren wertfaktor Seniorenreport 2022 haben wir Eigentümer gefragt, unter welchen Umständen sie ihr Eigenheim verkaufen würden. 40% schließen einen Verkauf komplett aus. Weitere 48% würden nur unter bestimmten Bedingungen verkaufen – etwa, dass sie weiterhin wohnen bleiben können oder Erben ein Rückkaufrecht erhalten. Das eigene Haus ist für viele Menschen eben nicht nur ein reines Anlageobjekt.

Ist der Teilverkauf auch für jüngere Eigentümer möglich?

Grundsätzlich kann jeder seine Immobilie teilverkaufen. Wir haben auch deutlich jüngere Kunden – ein klassisches Beispiel sind Paare, die sich scheiden lassen. Da bleibt dann zum Beispiel die Ehefrau mit den Kindern im Eigenheim und der Ehemann erhält den Erlös aus dem Teilverkauf. Andere Kunden suchen eine Anschlussfinanzierung für ihren Immobilienkredit oder finanzielle Mittel zur Überbrückung, beispielsweise, weil sie auf Arbeitssuche sind.

Offenbar trifft der Immobilien-Teilverkauf damit einen Nerv und wird hierzulande immer beliebter. Wie beurteilen Sie die Entwicklung in den vergangenen Jahren?

Wir haben in den vergangenen Jahren ein kontinuierlich steigendes Interesse am Teilverkauf gesehen. Allein zwischen dem ersten Halbjahr 2021 und dem ersten Halbjahr 2022 haben sich die Anfragen nahezu verzehnfacht. Das zeigt, dass wir mit unserem Angebot eine Lücke schließen. Und das Potenzial ist groß: Allein in Deutschland befinden sich aktuell rund 10 Millionen weitestgehend schuldenfreie Eigenheime im Besitz der Altersgruppe 65plus. Wenn wir auch nur 1% dieses Marktes erschließen, entspricht das rund 100.000 Kunden und einem Finanzierungsvolumen von etwa 20 Mrd. Euro.

Setzen Sie dabei auch auf Kooperationen, beispielsweise mit klassischen Finanz- und Versicherungsvermittlern?

Für uns ist es wichtig, nah bei unseren Kunden zu sein. Daher arbeiten wir auf der lokalen Ebene eng mit unseren Partnern zusammen – ganz neu gehört etwa die Raiffeisenbank Mecklenburger Seenplatte eG zu unserem Netzwerk. Volks- und Raiffeisenbanken kennen ihre Kunden oft bereits seit Jahrzehnten und können hier optimale Beratung bieten. Wir sehen es als großen Vertrauensbeweis an, dass uns Banken ihre Kunden anvertrauen. Gleichzeitig bieten wir mit dem Immobilien-Teilverkauf eine echte Alternative zu einem Kredit oder klassischen Verrentungsmodellen, die für viele Eigentümer oft zu teuer, zu unflexibel oder aus anderen Gründen nicht geeignet sind.

Merken Sie seit dem vergangenen Jahr im Zuge der Krise eine höhere Nachfrage bzw. ein gestiegenes Interesse am Thema?
Wir beobachten aktuell mehrere Einflüsse, die den Markt bestimmen: Die Unsicherheit und das veränderte Zinsumfeld führen dazu, dass Eigentümer mit dem Teilverkauf noch warten. Dennoch merken wir an den Anfragen, dass das Interesse weiter hoch ist. Deutlich verändert haben sich 2022 die Motive für einen Teilverkauf. Im Fokus stehen zunehmend Investitionen, beispielsweise in eine klimafreundliche Sanierung. Übrigens bietet hier der Teilverkauf einen zusätzlichen Vorteil: Auf Wunsch beteiligen wir uns mit bis zu 20.000 Euro an Sanierungs- und Investitionskosten – etwa für Wärmedämmung oder neue Fenster.

Mit welchen Erwartungen sind Sie ins Jahr 2023 gestartet?

Wir gehen davon aus, dass sich die gesamtwirtschaftliche Lage in Deutschland im Laufe des Jahres weiter normalisieren wird – insbesondere auch am Immobilienmarkt. Auch der Immobilien-Teilverkauf wird im Zuge dessen weiter auf Wachstumskurs gehen.

Dieses Interview lesen Sie auch in der Februar-Ausgabe der AssCompact und in unserem epaper.

Bild: © chompoo – stock.adobe.com; Porträtfoto: © wertfaktor

 
Interview mit
Christoph Neuhaus