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Sachwerte
5. Februar 2021
Markt für geschlossene Publikumsfonds bleibt rückläufig

Markt für geschlossene Publikumsfonds bleibt rückläufig

Alternative Investmentfonds (AIFs) blicken auf ein ernüchterndes Jahr zurück. Das Emissionsvolumen war laut einer Scope-Auswertung deutlich rückläufig. Immobilienfonds dominieren den Markt derweil weiter klar. Gerade in diesem Bereich fällt auch der Ausblick zum Teil düster aus.

Im Jahr 2020 wurden in Deutschland 32 geschlossene AIFs mit einem Eigenkapitalvolumen von zusammen 839 Mio. Euro emittiert. Das ist ein Rückgang gegenüber 2019 um 32%. Ein wesentlicher Grund für das Minus ist, dass das durchschnittliche Emissionsvolumen der Fonds deutlich gesunken ist. Während die Publikums-AIF in den Jahren 2017 bis 2019 einen deutlichen Volumenanstieg aufwiesen und das prospektierte Eigenkapitalvolumen in den Jahren 2018 und 2019 jeweils die Marke von 1 Mrd. Euro überschritt, wurde dieser Aufwärtstrend im Jahr 2020 gestoppt.

Corona-Pandemie bremst Emissionen aus

Ein Grund für das Unterschreiten der Milliardenmarke ist laut Scope ist die Corona-Pandemie. Geplante bzw. bereits strukturierte AIF wurden zum Teil nicht in den Genehmigungsprozess gegeben und bei Produkten mit bereits erhaltener Vertriebszulassung erfolgte teils kein Vertriebsstart. Ein weiterer Grund ist das Fehlen großvolumiger Fonds. Im Jahr 2020 kam kein einziger AIF mit einem prospektierten Eigenkapital von über 100 Mio. Euro auf den Markt. Im Vorjahr lagen noch vier Neuauflagen über dieser Marke.

Immobilienfonds dominieren unverändert

Wenig überraschend dominieren weiterhin Immobilienprodukte das AIF-Geschäft. 22 der 32 emittierten Fonds waren Immobilienfonds. Beim Eigenkapitalvolumen standen sie für 590 der 839 Mio. Euro und damit ebenfalls für mehr als zwei Drittel der AIF-Neuauflagen. Dahinter folgen Private-Equity-Fonds. In diesem Bereich gab es 2020 sieben neue Produkte mit einem prospektierten Eigenkapitalvolumen von insgesamt rund 193 Mio. Euro. Erneuerbare Energien- und Multi-Asset Fonds bildeten 2020 mit einem prospektierten Eigenkapital in Höhe von 52,5 Mio. Euro und zwei AIFs sowie 3,2 Mio. Euro bei einem AIF nur eine Nische.

Auch Vermögensanlagenmarkt schrumpft noch weiter

Auch das Angebotsvolumen der Vermögensanlagen nach dem Vermögensanlagengesetz (VermAnlG) entwickelte sich 2020 rückläufig. Scope registrierte im Gesamtjahr zwar 41 Produkte und damit einen deutlichen Anstieg im Vergleich zu den 24 Produkten aus dem Vorjahr. Das zu platzierende Kapital von 38 Produkten, zu denen den Experten auswertbares Datenmaterial vorlag, betrug allerdings nur 438 Mio. Euro und damit mehr als ein Drittel weniger als 2019. 2018 lag der Wert noch bei 776 Mio. Euro, 2017 sogar bei 1,1 Mrd. Euro.

Umfeld dürfte schwierig bleiben

Ein wesentlicher Treiber für die künftigen Emissionsaktivitäten sind Scope zufolge die Dauer und die Auswirkungen der Corona-Krise. Für einige Immobiliensegmente bestehen aktuell hohe Unsicherheiten. Diese können auch 2021 negative Auswirkungen auf die Emissionsaktivitäten haben. Vor allem Hotelfonds werden es in den kommenden Jahren aus Sicht der Experten schwer haben. Im Segment der Business- und Messe-/Kongresshotels werde eine Erholung aktuell nicht vor 2024 erwartet. Auch Büroimmobilien würden zum Teil kritisch diskutiert, wenngleich der erneute Lockdown den Wunsch wieder mehr im Büro zu arbeiten eher verstärkt habe. Profiteure dürften neben Wohnimmobilien hingegen die Bereiche HealthCare und Online-Logistik sein. Auch das Segment Infrastruktur sollte vor allem nicht zuletzt unter ESG-Gesichtspunkten attraktiv sein. Alles in allem erwartet Scope für das Jahr 2021 jedoch noch keine Zunahme der Emissionsaktivitäten der geschlossenen Publikums-AIF, sondern eher ein Niveau leicht unterhalb des Vorjahres. (mh)

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