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5. August 2021
Cyberschutz: Hoher Schadenaufwand treibt die Prämien

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Cyberschutz: Hoher Schadenaufwand treibt die Prämien

Der Schadenaufwand der Cyberversicherer hat ein Niveau erreicht, das kaum noch über die Versicherungsprämien zu finanzieren ist. Seit 2018 sind Schadenhäufigkeit und Schadenhöhe um bis zu 300% gestiegen. Prämien für Cyberversicherungen erhöhen sich stark – trotzdem ist Absicherung notwendig.

Ein Beitrag von Hanno Pingsmann, Geschäftsführer von CyberDirekt

Die unweigerliche Zunahme von Cyberrisiken für Unternehmen hinterlässt auch im Cyberversicherungsmarkt erste Bremsspuren. Jedoch nicht bei der Nachfrage nach Cyberdeckungen durch Unternehmen, denn diese hat deutlich zugenommen. Jedoch müssen einige Anbieter für mittelständische Kunden bereits im Jahr 2021 die Prämien immens erhöhen, da immer mehr Versicherungsverträge schadenbehaftet sind. Ein großer Versicherer sieht sich beispielsweise gezwungen, seinen Bestandskunden Prämienaufschläge von 50 bis 100% aufzuerlegen.

Doch mit der reinen Anhebung der Versicherungsprämien ist es nicht getan: Versicherer ändern in kürzeren Zyklen die Zeichnungsrichtlinien und knüpfen den Abschluss von Cyberversicherungen immer häufiger an Mindestanforderungen und an die Einhaltung bestimmter Präventionsmaßnahmen. Dazu zählen etwa regelmäßige Mitarbeiterschulungen, verbindliche IT-Sicherheitsrichtlinien oder das Vorliegen eines Notfallplans für den Fall der Fälle. Die Folge: Gerade die Unternehmen, die immer verstärkt in den Fokus der Cyberkriminellen rücken, wie mittelständische Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe oder Unternehmen aus dem Gesundheitswesen, sehen sich mit zahlreichen neuen Mindestanforderungen konfrontiert. Folglich wird es für Versicherungsmakler nicht nur schwerer, für Hochrisikobranchen die passende Versicherung auszuwählen, sondern teils sogar zur Herausforderung, überhaupt eine Cyberdeckung anbieten zu können.

Produzierendes Gewerbe besonders betroffen

Der Schadenaufwand trat in der Vergangenheit insbesondere durch Betriebsunterbrechungsschäden in produzierenden Unternehmen auf. International zeigen sich bereits Folgen: Ein US-Versicherer hat sich zum Jahreswechsel komplett aus der Cyberversicherung für das produzierende Gewerbe in Europa zurückgezogen. Andere Versicherer erhöhen ihre Prämien für Bestandskunden und werden selektiver bei der Herauslegung von Angeboten. Dies hat jedoch bisher keinen Einfluss auf die hohe Nachfragedynamik gehabt. Das Marktpotenzial für Cyberversicherungen ist in Deutschland noch nicht annähernd erschlossen, insbesondere im KMU-Segment. Daher bleiben die Chancen und Wachstumsperspektiven für Versicherer und Makler trotz der aktuellen Lage bestehen.

Bedeutung für Unternehmen

Die existenziell notwendige Cyberversicherung wird über kurz oder lang zu einem festen Bestandteil des Risikomanagements für Unternehmen werden müssen. Sie wird sich damit zu einer selbstverständlichen Absicherung wandeln wie beispielsweise die Kasko-Versicherungen für den Firmenfuhrpark. Das Prämienniveau wird auch weiterhin unweigerlich mit der Entwicklung von Cyberrisiken ansteigen. Da ist kurz- bis mittelfristig mit keiner Entspannung der Bedrohungslage zu rechnen. Die rasante und auch weiter fortschreitende Digitalisierung hat die Unternehmen förmlich überrollt und anfällig für Hackerangriffe gemacht. Eine Risikoabsicherung wird damit zwingend nötig – gerade wenn die Belegschaft aufgrund der Veränderung des Arbeitslebens auch in Zukunft regelmäßig im Home-­Office arbeiten wird. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung angestoßen und zahlreiche Unternehmen zu einem Digitalisierungssprung gezwungen, der andernfalls erst in drei bis fünf Jahren vonstattengegangen wäre. Die Entscheider sind zu konsequentem Handeln gezwungen, was Auswirkungen auf den Versicherungs­bedarf haben wird. Vor allem der Fokus muss sich ändern: Aus einem „Nice-to-have“ der Cyberversicherung muss ein „Must-have“ werden.

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Ein Artikel von
Hanno Pingsmann