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4. April 2022
Preiskrieg bei ETFs drückt die weltweiten Fondskosten
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Preiskrieg bei ETFs drückt die weltweiten Fondskosten

Die ETF-Anbieter liefern sich im Hinblick auf Kosten und Gebühren einen Unterbietungswettbewerb. Damit drücken sie auch die Kosten für aktiv gemanagte Fonds. Das ist eine Erkenntnis des Analysehauses Morningstar aus einer aktuellen Studie. Auch die Auswirkungen der Honorarberatung werden darin beleuchtet.

Das Analysehaus Morningstar hat eine Auswertung zu Gebühren und Kosten innerhalb der Fondsbranche veröffentlicht. Dabei haben die Analysten die Kosten für Fondsanleger in 26 Märkten mit dem weltweiten Durchschnitt verglichen. Morningstar vergab in diesem Zusammenhang die Bewertungen „Gut“, „Überdurchschnittlich“, „Durchschnittlich“, „Unterdurchschnittlich“ oder „Schlecht“.

Top und Flop

Mit „Gut“ bewertete Morningstar Australien, die Niederlande und die USA als die nach Gebühren und Kosten anlegerfreundlichsten Märkte. Italien und Taiwan hingegen wurden erneut als „Schlecht“ eingestuft, weil diese Fondsmärkte die höchsten Gebühren und Kosten aufweisen.

„Die gute Nachricht für globale Fondsanleger ist, dass die Gebühren in vielen Märkten sinken“, erklärt Grant Kennaway, Head of Manager Selection bei Morningstar und Mitautor der Studie. „Das ist darauf zurückzuführen, dass Gelder in günstigere Fonds fließen und die Preise vorhandener Anlagelösungen überarbeitet werden.“

Gefahr von Fehlanreizen besteht weiter

„Dass immer mehr Fonds statt Pauschalgebühren Einzelgebühren in Rechnung stellen, erhöht die Transparenz und fördert den Erfolg von Anlegern“, so Kennaway weiter. „Weil jedoch die globale Fondsbranche nach wie vor Ausgabeaufschläge verwendet und es in 18 europäischen und asiatischen Märkten üblich ist, laufende Provisionen einzukalkulieren, kann das zu Unklarheiten bei Anlegern führen. Unseres Erachtens kann das zu Fehlanreizen führen, von denen der Vertrieb, vor allem in Banken, mehr profitiert als die Anleger.“

Durchschnittliche Kostenquote sinkt

Seit der Studie 2019 sanken den Studienergebnissen zufolge in den meisten Märkten die nach Vermögenswerten gewichteten durchschnittlichen Kostenquoten für inländische und zum Vertrieb zugelassene Fonds.

Gelder fließen in günstigere Anlagemöglichkeiten

Der Rückgang der nach Vermögenswerten gewichteten durchschnittlichen Gebühren werde laut Morningstar davon getrieben, dass einerseits Gelder in günstigere Fonds fließen und andererseits die Preise vorhandener Anlagelösungen neu gestaltet würden.

Honorarberatung bleibt regional begrenzt

Außerhalb des Vereinigten Königreichs, der USA, Australiens und der Niederlande zahlten Anleger nur selten direkt für Finanzberatung.

Honorarberatung stärkt kostengünstigere Lösungen

In den USA und Australien habe der Wechsel zur Honorarberatung die Nachfrage nach kostengünstigeren Anlagelösungen, wie etwa passiven Fonds, angekurbelt. Hier entschieden sich Institutionen und Berater zunehmend gegen teurere Anteilsklassen, für die Beratungs- und Vertriebsgebühren anfallen. Der Trend dehne sich auch zunehmend auf Märkte wie Indien und Kanada aus.

ETFs drücken die Fondsgebühren

Preiskriege im ETF-Universum drückten außerdem die Fondsgebühren rund um den Globus. In den USA seien die Gebühren bei einigen Indexfonds und ETFs aufgrund des starken Wettbewerbs bereits auf null gesunken.

Wettbewerb allein senkt Kosten in der Regel nicht

In Märkten, in denen Banken den Fondsvertrieb dominierten, gebe es hingegen keine Anzeichen dafür, dass der Markt allein dafür sorge, die nach Vermögenswerten gewichteten durchschnittlichen Kostenquoten für Endanleger zu senken. Besonders offensichtlich sei das in Märkten wie Italien, Taiwan, Hongkong und Singapur, in denen teure Offshore-Fonds eine größere Bedeutung im Vertrieb hätten als günstigere lokale Fonds.

Keine Pauschalgebühren = Bestwertung

Australien, die Niederlande und die USA erhielten laut Morningstar deshalb die besten Bewertungen, weil dort üblicherweise keine Pauschalgebühren für Fonds erhoben werden.

In Großbritannien muss Mehrwert belegt werden

Das Vereinigte Königreich wird von den Morningstar-Analysten lobend erwähnt, weil es mittlerweile jährliche Assessments of Value, also Wertprüfungen, vorschreibt. Fondsgesellschaften müssten darin belegen, welchen Mehrwert jeder Fonds im Vergleich zu den berechneten Gebühren für die Anleger erbracht hat. (tku)

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