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4. Oktober 2022
Versicherer priorisieren Entwicklung nachhaltiger Produkte
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Versicherer priorisieren Entwicklung nachhaltiger Produkte

Wie steht es um die Nachhaltigkeitsaktivitäten in der Versicherungsbranche? Während die Produktentwicklung für die Versicherer an Bedeutung gewinnt, bereiten Personalengpässe zunehmend Sorgen. Außerdem werden die Versicherer weiterhin in Gas und Atomkraft investieren.

Wie steht es um das Thema „Nachhaltigkeit“ in der Assekuranz? Bereits zum zweiten Mal in Folge hat das German Sustainablity Network (GSN) in Kooperation mit V.E.R.S. Leipzig GmbH die Versicherungsbranche nach ihren Nachhaltigkeitsaktivitäten befragt. 39 Versicherungsunternehmen standen Rede und Antwort und gaben einen Einblick in den Stand ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen.

Und die befragten Versicherer schätzen Nachhaltigkeit weiterhin als relativ wichtig ein. Gefragt nach dem Erfolgsbeitrag schätzen fast 70%, dass das Thema Nachhaltigkeit für das kommende Geschäftsjahr einen mittleren bis großen Beitrag auf den Unternehmenserfolg haben wird. Allerdings geben weitere 9% an, dass der Erfolgsbeitrag von Nachhaltigkeit nur sehr klein ist. Für die Zukunft wiederum besitzt das Thema große Bedeutung. Denn 95% erwarten, dass der Erfolgsbeitrag in den nächsten fünf Jahren weiter zunehmen wird.

Produktentwicklung gewinnt an Bedeutung

Wie schon bei der ersten Umfrage spiegeln die Ergebnisse die hohe Bedeutung von Nachhaltigkeit für alle Bereiche und Abläufe entlang der Wertschöpfungskette wider. Die von den Unternehmen wahrgenommen Handlungserfordernisse sind sogar in allen Wertschöpfungsaktivitäten noch einmal gestiegen. Während die meisten To-dos vor einem halben Jahr noch in der Kapitalanlage gesehen wurden, ist das Top-Thema nun die Produktentwicklung: Knapp 90% der befragten Unternehmen sehen hier einen mindestens großen Handlungsbedarf. Dicht gefolgt von der Kapitalanlage (rund 80%) sowie dem Vertrieb (89%). Die Bereiche Schadenmanagement, Compliance sowie IT sind in der Bewertung nach Betroffenheit bislang noch unterrepräsentiert. Mehr als 69% der Befragten schätzen den Handlungsbedarf in diesen drei Bereichen als nur mittel bis sehr gering ein.

Personalknappheit ist weiterhin ausschlaggebend

Doch wo liegen die Hemmnisse bei den Nachhaltigkeitsbemühungen? Weniger die finanziellen Ressourcen oder das Mindset im Unternehmen erschweren die ganzheitliche Transformation, resümiert die Studie. Vielmehr ist der Mangel an personellen Ressourcen ausschlaggebend: Rund 70% der Befragten sehen diesen als sehr großen Engpass. Sieben der 39 teilnehmenden Versicherer haben keine einzige Person, die sich im Schwerpunkt mit Nachhaltigkeit auseinandersetzt. Zwölf Häuser beschäftigen jeweils eine Person mit Fokus auf Nachhaltigkeit. Und in sieben Versicherungsunternehmen arbeiten mehr als drei Menschen am Thema Nachhaltigkeit.

Große Herausforderung ESG-Regulatorik

Insbesondere bei den neuen und oft noch unklaren Anforderungen der ESG-Regulatorik sehen die Unternehmen eine weitere große Herausforderung: Wie auch bei der ersten Befragung wird von mehr als der Hälfte der Befragten der inhaltliche Umfang der regulatorischen Anforderungen als zu hoch eingeschätzt. Lediglich zwei der Befragten empfinden die regulatorischen Anforderungen als eher zu wenig. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Bezug auf die inhaltliche Ausgestaltung der Regulatorik: Die Mehrheit (51%) bewertet die inhaltliche Ausgestaltung als nur bedingt praxistauglich.

Die Hälfte plant Investitionen in Gas und Atomkraft

Mit jeweils variierenden Zusatzfragen werden in der halbjährlichen Befragung zudem aktuelle Themen und Ereignisse einbezogen und berücksichtigt: Dieses Mal wurden die Versicherer gefragt, ob es im Unternehmen geplant sei, die nun taxonomiekonforme Investitionsmöglichkeit in Gas- und Atomkraft zu nutzen. Und dieser große Streitpunkt auch in der öffentliche Debatte zeigt sich auch im Kleinen: Denn 50% der Befragten planen Investitionen in Gas- und Atomkraft und nutzen somit die taxonomiekonforme Einstufung, wohingegen die anderen 50% bislang unentschlossen sind, es aber keinesfalls ablehnen. Darüber hinaus wurde abgefragt, ob die Häuser bereits Messungen der im eigenen Geschäftsbetrieb entstehenden Emissionen erfassen. Hier gaben 38% an, bereits seit Längerem Emissionsmessungen durchzuführen, wohingegen jeweils ein Drittel nur teilweise oder gar keine Messungen vornimmt. (as)

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