Die Stimmung bei den für den Wohnungsbau in Deutschland führenden sieben Organisationen und Verbände der Bau- und Immobilienwirtschaft, die sich im „Verbändebündnis Wohnungsbau“ zusammengeschlossen haben, ist mehr als düster. „Es steht Spitz auf Knopf. Der Wohnungsmarkt steht am Kipppunkt“, lautete nur eine der drastischen Warnungen beim Wohnungsbau-Tag in Berlin.
Um zu belegen, wie schlecht es um den Wohnungsbau hierzulande steht, präsentieren die Verbände eine eigene Studie. Hierzu betonte der Studienleiter Prof. Dietmar Walberg vom schleswig-holsteinischen Wohnungs- und Bauforschungs-Instituts ARGE: „Wenn jetzt nichts passiert, dann gibt es beim Wohnungsbau keine Talfahrt, dann erleben wir beim Neubau von Wohnungen einen regelrechten Absturz.“ Noch sei der Wohnungsbau gut aufgestellt. „Die heute vorhandenen Kapazitäten reichen, um 400.000 Wohnungen pro Jahr neu zu bauen. Immer vorausgesetzt, dass das Bauen auch möglich ist: ohne lähmende Genehmigungsprozesse, ohne hemmende Vorschriften und Auflagen. Und mit einer funktionierenden Finanzierung, vor allem einer von Bund und Ländern angepassten Förderung“, so Walberg weiter.
Forderung eines Sondervermögens
An die Politik richteten die Verbände die Forderung, die Fördermittel für den Wohnungsbau massiv aufzustocken. Laut Wohnungsbau-Bündnis seien konkret für den sozialen Wohnungsbau bis 2025 mindestens 50 Mrd. Euro an Fördermitteln erforderlich. Diese sollten von Bund und Ländern als Sondervermögen bereitgestellt werden. Nur so könne es gelingen, 100.000 Sozialwohnungen pro Jahr neu zu bauen.
„Staatliche Förderung sollte immer die Ultima Ratio sein, aber in der aktuellen Krisenlage mit allseits explodierenden Kosten führt daran kein Weg vorbei“, betonte Axel Gedaschko Präsident des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V.
Zudem forderten die Verbände, den bezahlbaren Wohnungsbau intensiv zu unterstützen. Für 60.000 Wohnungen mit einer Kaltmiete zwischen 8,50 Euro und 12,50 Euro seien in dieser Legislaturperiode des Bundes noch einmal mindestens 22 Mrd. notwendig.
Außerdem gelte es, den Bauüberhang in den Blick zu nehmen, also die rund 900.000 zwar genehmigten, aber noch nicht fertig gebauten Wohnungen.
Verordnungen auf den Prüfstand stellen
Neben einem „Milliarden-Booster“ bei der Förderung appellieren die Verbände außerdem, Gesetzen, Verordnungen und Norme zu überprüfen und Standards zu senken, um Bauen günstiger zu machen. Der Staat drehe über eine ganze Reihe von Punkten an der Preisspirale, etwa durch Schall- und Brandschutz, Vorgaben bei Stellplätzen, für Außenanlagen oder beim Material für Gebäudefassaden, so die Verbände weiter.
„Was wir brauchen, sind Leitplanken für das, was notwendig und was verzichtbar ist. Was wir nicht brauchen, sind Einbahnstraßen aus komplexen Normen“, erklärt Dirk Salewski, Präsident des BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen.
Das sagt die Politik
Beim Thema Sondervermögen erklärte die Bundesbauministerin Klara Geywitz, diese Förderung könne sie verstehen, ergänzte aber, dass dies ja „ein Batzen Schulden“ sei. Das Grundgesetzt schränke die Möglichkeit der Verschuldung ein und wies auf die bereits initiierten Förderprogramme und Maßnahmen hin – auch beim Thema einfachere Verfahren und weniger bürokratische Hürden.
Zum Abschluss des Wohnungsbau-Tages Bundeswirtschaftsminister Habeck hat der Baubranche Unterstützung zugesichert. Man werde die Bauwirtschaft nicht kaputt gehen lassen und das Land nicht kaputt sparen. „Das Bauen und Wohnen entscheidet über den sozialen und ökologischen Kern Deutschlands“, erklärte Habeck. (tk)
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