Deutschland und die Sozialabgaben: eine (seit Jahrzehnten) never ending story. Vor einigen Jahren gab es noch die klare Grenze von 40% auf die Sozialabgaben, die mittlerweile bei 42% liegt. Und die Reduzierung dieser Zahl zurück auf 40% steht nicht einmal im Koalitionsvertrag der Bundesregierung.
Glaubt man den Experten, dürfte in den nächsten Jahren eher das Gegenteil eintreten. So sieht es auch Prof. Dr. Martin Werding, seit September 2022 Mitglied des Sachverständigenrats Wirtschaft, ein „Wirtschaftsweiser“.
Sozialabgaben auf 50%: Nicht „ob“, sondern „wann“
Mehrere Medien berichten unter der Berufung auf die „Rheinische Post“ über eine Aussage des Wirtschaftsexperten, dass bei den Sozialabgaben mit einem Anstieg auf 50% zu rechnen sei – und zwar garantiert: „Die Frage ist nicht, ob die Beitragssätze irgendwann 50% erreichen, sondern wann das geschieht.“ Die aktuelle Entwicklung sei „atemberaubend“, daher glaube er, dass der Aufwärtstrend aufgrund der fortschreitenden demografischen Alterung ohne Reformen in den 2030er-Jahren unverändert anhalten werde.
Auch für dieses Jahr dürften die Sozialabgaben weiter nach oben getrieben werden, und zwar von 42 auf 43%, so Werding. Hintergrund sind die vielen gesetzlichen Krankenversicherungen, die ihre Zusatzbeiträge angehoben hatten. Und auch für die Pflegeversicherung müsse man zum Jahreswechsel 2026 mit einer erneuten Anhebung rechnen.
Anstieg der Rentenbeiträge
Und 2027 oder spätestens 2028 dürften dann auch die Rentenbeiträge steigen, mutmaßt Werding. Lange Zeit lagen sie nun bei 18,6%, doch dann dürften sie sprunghaft auf annähernd 20% steigen. „Damit ist bis zum Ende dieser Legislaturperiode eine Abgabenbelastung von 45% in Sicht“ so der Wirtschaftsweise.
Abschließend nimmt Werding mit seinen Aussagen die Politik in die Pflicht und fordert Reformen – denn viele aktuell diskutierte Maßnahmen, z. B. die Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze oder die Einbeziehung von Beamten in die Sozialversicherungen, würden nicht ausreichen, sondern „einfach Löcher an anderer Stelle“ aufreißen wie etwa in den Haushalten der Länder, die die Mehrzahl der Beamten beschäftigen. Man müsse daher über Ausgabenentwicklung und die Zielgenauigkeit bestehender Leistungen sowie aktueller Pläne sprechen sowie die Effizienz von Gesundheitsversorgung und Pflege debattieren. (mki)
Lesen Sie auch: Die Kosten eines festen Rentenniveaus von 48%
Lesetipp der Redaktion: Wohin steuert die Rentenpolitik?
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können