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13. August 2014
Kosten für Gutachten bei Bagatellschäden nicht erstattungsfähig

Kosten für Gutachten bei Bagatellschäden nicht erstattungsfähig

Die Kosten für ein Sachverständigengutachten zur Beweissicherung und Feststellung der Schadenshöhe sind bei Bagatellschäden in der Regel nicht erstattungsfähig. Darauf hat das Amtsgericht (AG) München in einem aktuellen Urteil hingewiesen.

Im Streitfall ist die Klägerin Besitzerin eines geleasten Opel Corsa, der im Februar 2011 erstmals zugelassen wurde. Am 02.11.2013 parkte sie diesen ordnungsgemäß am Fahrbahnrand. Der Unfallgegner fuhr am 02.11.2013 in die linke Fahrzeugtür des abgestellten Opel Corsa, wodurch die linke Türe leicht verdrückt und verschrammt wurde. Die Klägerin gab ein Sachverständigengutachten in Auftrag zur Beweissicherung und zur Feststellung der Schadenshöhe. Es stellte sich heraus, dass der durch den Unfall verursachte Schaden lediglich 840 Euro betrug. Dieser Betrag wurde von der Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung des Unfallgegners vollständig erstattet.

Versicherung weigert sich Kosten für Gutachten zu übernehmen

Die Versicherung weigerte sich jedoch, die Kosten für das Sachverständigengutachten in Höhe von 940 Euro zu bezahlen. Deswegen verklagte die Klägerin die Haftpflichtversicherung des Unfallgegners auf Ersatz der Gutachterkosten. Die beklagte Versicherung ist der Ansicht, dass die Einholung des Sachverständigengutachtens nicht notwendig gewesen sei, da es sich nur um einen Bagatellschaden gehandelt habe.

Keine Kostenerstattung bei Bagatellschäden

Die Richterin gab nun der Versicherung Recht. Kosten für ein Sachverständigengutachten seien grundsätzlich erstattungsfähig. Dies gelte jedoch nicht für Bagatellschäden. Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs gehören die Kosten für ein Gutachten zum Schaden, wenn die Begutachtung erforderlich und zweckmäßig ist, um einen Schadensersatzanspruch geltend machen zu können. Ob die Begutachtung tatsächlich erforderlich und zweckmäßig ist, richte sich nach der Sicht des Unfallgeschädigten. Es komme darauf an, ob ein verständig und wirtschaftlich denkender Geschädigter die Einschaltung des Sachverständigen für notwendig halten durfte. Für die Beurteilung durch das Gericht, ob aus der Sicht des Geschädigten das Gutachten notwendig war oder ob auch ein Kostenvoranschlag eines Reparaturbetriebs ausgereicht hätte, könne der später ermittelte, tatsächlich entstandene, Schaden berücksichtigt werden.

Gutachterkosten müssen verhältnismäßig sein

Weiter betont das Gericht, dass Sachverständigengutachten nicht routinemäßig und ohne wirklich notwendig zu sein eingeholt werden dürfen. Aus der Sicht des Geschädigten müssen die Gutachterkosten in Relation zu den zu erwartenden Reparaturkosten verhältnismäßig sein und der Geschädigte muss die besonderen Gründe darlegen, warum er die Einholung des Gutachtens für erforderlich gehalten hat und nicht einfach einen Kostenvoranschlag oder eine einfache Kostenkalkulation eingeholt hat.

Das AG München sieht im Streitfall den Schaden von 840 Euro als Bagatellschaden an. Die Gutachtenskosten sind damit nicht erstattungsfähig. Sonstige Gründe, dass trotz des Bagatellschadens ein Gutachten erforderlich gewesen wäre, hat das Gericht nicht festgestellt. Es habe sich um einen kleinen Blechschaden gehandelt, technische Teile und tragende Karosserieteile seien nicht betroffen gewesen. (kb)

AG München, Urteil vom 08.04.2014, Az.: 331 C 34366/13