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28. Dezember 2018
QBE verstärkt den Dialog mit deutschen Maklerhäusern

QBE verstärkt den Dialog mit deutschen Maklerhäusern

QBE will seine Aktivitäten in Deutschland ausweiten und befindet sich dazu gerade im Dialog mit Maklerhäusern. Das Unternehmen sieht gute Chancen, seinen bisher eher geringen Marktanteil auszubauen. Warum, erläutert Andreas Krause, General Manager der QBE Deutschland, im Gespräch mit AssCompact.

Herr Krause, seit etwa elf Jahren ist QBE auf dem deutschen Markt. Steht QBE heute da, wo es eigentlich stehen will?

Das kann mit einem klaren Nein beantwortet werden. QBE als internationaler Versicherer für Industriekunden hat in Deutschland, was Größe und Marktdurchdringung angeht, bisher noch nicht so Fuß gefasst, wie man sich das aus Konzernsicht gewünscht hätte.

Sie sind seit April dieses Jahres General Manager in Deutschland. Wie fällt Ihre Analyse dazu aus?

Es ist sehr spannend, zu dieser Zeit zur QBE gestoßen zu sein, da wir unsere Präsenz in Kontinentaleuropa in den kommenden Jahren signifikant ausbauen wollen. Ich sehe dafür eine Basis, die es nun zu nutzen gilt. Eventuell hatten wir aus Konzernsicht zuvor noch nicht die perfekte Ausrichtung für den deutschen Markt. Aber wir haben in den letzten Monaten Strategien erarbeitet, von denen wir überzeugt sind, dass sie uns langfristig Stabilität sichern.

Was macht Sie überhaupt zuversichtlich, dass die Industrieversicherung in Deutschland ausbaufähig ist?

Für QBE gibt es auf jeden Fall Wachstumsfelder. Wir sind auf dem deutschen Markt noch unterrepräsentiert und ich bin mir sicher, dass wir unser Geschäft profitabel ausweiten können. Es ist hier sogar ein Vorteil, dass wir keine großen Bestände und damit auch keine Vorbelastungen haben.

Von wo aus agiert QBE eigentlich?

In Deutschland sind wir an zwei Standorten aktiv – in Düssel­dorf ist der Hauptstandort mit den Kernfunktionen, in München haben wir ein regionales Büro, wo wir den Bereich Financial Lines und den Vertrieb abdecken. Wir sind zurzeit eine Niederlassung einer Limited und stellen uns im Zuge des Brexits neu auf. So haben wir die QBE Europe S.A. mit Hauptsitz in Belgien gegründet. Zum 01.01.2019 überführen wir nun Portfolio sowie Kapital und Ressourcen in diese neue Gesellschaft und schreiben dann auch sämtliches Neugeschäft in diese europäische Versicherungsgesellschaft. Für Bestandskunden hat die Veränderung keine Auswirkungen.

Der Konzern kommt ja aus Australien. Wie würden Sie die Positionierung von QBE beschreiben?

QBE ist einer der weltweit größten Erst- und Rückversicherer mit einer klaren Ausrichtung auf das Gewerbe-, Firmen- und Industriegeschäft. In Deutschland konzentrieren wir uns in der Sach- und Haftpflichtversicherung auf Großmakler, deren mittelständische Kunden ab 50 Mio. Euro Jahresumsatz generieren. Wir kommunizieren hier Mindestprämien von 20.000 Euro. In Financial Lines, also D&O oder Cyber, gehen wir auch in das klassische Gewerbegeschäft.

Machen Fusionen und Rückzüge anderer Anbieter dabei mehr Platz für Sie?

Es gibt diese Entwicklungen, aber für uns ist das nicht ausschlaggebend. Wir wollen mit gutem Service und guten Produkten positive Geschäftsbeziehungen mit Maklern eingehen und einfach den Unterschied, den wir einbringen können, darstellen.

In welche Bereiche wollen Sie dann genau reingehen?

Insgesamt sind das drei Schwerpunkte. Zum einen sind wir in der klassischen industriellen Sachversicherung sehr gut aufgestellt, hier auch im Commercial-Immobilienbereich. Da sehen wir derzeit viel Bewegung. Denn die Preise in der Sachversicherung werden 2019 sicherlich eher steigen als sinken. Dementsprechend prüfen viele Makler derzeit den Markt und es ist viel Ausschreibungsvolumen vorhanden.

Welche Bereiche gehören noch dazu?

Wir sind auch in der Betriebshaftpflichtversicherung sehr aktiv. Wir bieten maßgeschneiderte Lösungen, insbesondere auch für international tätige Unternehmen. Denen können wir mit unseren internationalen Versicherungsprogrammen und Netzwerken helfen. Das ist sicherlich ein großer Mehrwert, den QBE hat.

Der dritte Bereich ist der mit der Gesamtüberschrift „Financial Lines“. Darunter subsumieren wir Commercial D&O, Financial Institutions sowie die Berufshaftpflicht- und Cyberversicherung. Hier haben wir in den vergangenen Jahren stetige Wachstumszahlen erzielt und wollen uns im deutschen Markt noch weiter einbringen.

Mögliche Preiserhöhungen haben wir bereits erwähnt. Makler und Kunden warnen aber vor pauschalen Preisanpassungen. Wie reagieren Sie darauf?

Auch wir sehen die Notwendigkeit von Prämienerhöhungen. Allerdings werden wir dabei genau differenzieren. Wir sehen uns jeden Kunden mit seinem individuellen Risikoprofil an. Wir nehmen keine pauschalisierende Bewertung vor.

Heißt das, Sie würden auch in einen Preiskampf gehen?

Wir würden sicherlich in keinen Preiskampf gehen. Es ist notwendig, dass der deutsche industrielle Sachmarkt Maßnahmen ergreift, um wieder zur Profitabilität zurückzukehren. Worauf wir allerdings explizit hinweisen, ist, dass wir individuelle Risiken betrachten und nicht pauschal vorgehen. Unsere Underwriter erarbeiten zusammen mit Maklern individualisierte Lösungen. Das wird sehr geschätzt und ist ausschlaggebend für unsere enge Zusammenarbeit mit Maklerhäusern.

Mit welchen Maklerhäusern arbeiten Sie zusammen?

QBE hat in der Vergangenheit stark mit den internationalen Maklern zusammengearbeitet. Mit unserer jetzigen Strategie wollen wir uns bei nationalen und regionalen Maklerhäusern breiter aufstellen. Das heißt, wir sind nun im intensiven Dialog mit Maklerhäusern dieser Struktur. Dort wurden wir sehr positiv empfangen und nun wollen wir sehen, wo wir einen Mehrwert für diese Häuser bringen können.

Könnte dieser Mehrwert auch in der Digitalisierung liegen?

Auch der Industriebereich ist hier nicht außen vor. Wir haben hier durchaus Instrumente, die uns positiv vom Markt abheben. Der ausschlaggebende Punkt ist die Digitalisierung hier aber nicht.

Lassen Sie uns noch einmal auf den D&O-Bereich sehen. Auch dort gibt es ja einige Verschiebungen.

Im Konzernkundenbereich ist das korrekt, dort werden ja auch Preissteigerungen kommuniziert, davon wird auch der Gesamtmarkt beeinflusst. Wir sind daran interessiert, uns im mittelständischen und industriellen Bereich weiter zu engagieren. Ein Zukunftsmarkt ist für uns aber natürlich auch der Bereich Cyber.

Es gibt aber auch schon Versicherer, die bei Cyber eher auf die Bremse steigen.

Vielleicht gibt es einige Anbieter, die weniger Kapazitäten zur Verfügung stellen, als sie das vor zwei Jahren gemacht haben. Wir sehen aber viel Bedarf vonseiten der Maklerhäuser. Wir sind in einem wirklich engen Dialog, weil manche von ihnen sich jetzt genau zu diesem Thema aufstellen, was Wordings oder Panels angeht. Aber natürlich bieten wir auch gerne unser eigenes Cyberprodukt an.

Eng damit verknüpft ist auch die Industrie 4.0. Begleitet QBE diese Entwicklungen?

Das sind natürlich sehr spannende Themen. Hier profitieren wir von unserer internationalen Konzernebene. Dort führen wir ein QBE Digital Innovation Lab. In diesem analysieren wir zum Beispiel Trends wie Smart Home, Robotics oder das autonome Fahren und deren Potenzial für unser Geschäft.

Daneben investieren wir mit QBE Ventures weltweit in Start-ups, die mit ihren Technologien für uns neue Wachstumsmöglichkeiten bieten. Wir erhoffen uns dabei eine Verbesserung unserer Geschäftsprozesse und arbeiten auch mit Unternehmen zusammen, die uns helfen, die Risiken unserer Kunden besser vorhersagen zu können. Diese Dinge kann man natürlich bestens in den Makler- und Kundendialog mit einbringen.

Das Interview lesen Sie auch in AssCompact 12/2018 auf Seite 30 f.