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12. April 2019
Arcadis reduziert Konflikte bei Bauvorhaben

Arcadis reduziert Konflikte bei Bauvorhaben

Bei Bauvorhaben gibt es reichlich Konfliktpotenzial. Arcadis will dieses reduzieren. Planungs- und Beratungsunternehmens nutzt eine Integrative Projektabwicklung (IPA), die die Zusammenarbeit der Partner eines Immobilienprojekts durch veränderte Rahmenbedingungen fördert.

Rund 26 Mio. Euro haben die vom Arcadis Contract Solutions Team im Jahr 2017 in Kontinentaleuropa betreuten Streitigkeiten zwischen Vertragspartnern bei Bauprojekten im Durchschnitt gekostet. Die benötigte Zeit, um solche Konflikte zu lösen, stieg im Vergleich zum Vorjahr um vier auf durchschnittlich 18 Monate an. Das sind Ergebnisse aus dem „Global Construction Disputes Report 2018“ des global führenden Planungs- und Beratungsunternehmens Arcadis.

Kulturwandel notwendig

Den Arcadis-Experten zufolge bedarf es eines Kulturwandels, damit Zeit- und Kostenvorgaben künftig seltener überschritten werden. Das Unternehmen hat mit der sogenannten Integrativen Projektabwicklung (IPA) ein Modell mitentwickelt, durch das alle an einem Bauvorhaben beteiligten Akteure besser an einem Strang ziehen. Es basiert darauf, eine Struktur zu schaffen, in der individueller mit kollektivem Erfolg verknüpft ist, während die Risiken geteilt sind.

Virtuelle Projektgesellschaft

Das Modell sieht vor, dass alle Baupartner in einer virtuellen Projektgesellschaft mit gemeinsamer Planungs- und Ausführungsverantwortung verbunden sind. Voraussetzung für den Erfolg ist, dass der Bauherr die Projektziele sauber definiert und die Partner sich klar dazu bekennen. Darüber hinaus sind ein erfolgsorientiertes Vergütungsmodell sowie ein professionelles Konfliktmanagement wichtig für das Gelingen von IPA.

Viele strukturelle Konflikte

Viele Konflikte bei umfangreichen Bauvorhaben sind struktureller Natur. Das Problem besteht darin, dass einzelne Vertragspartner die Verantwortung und das Risiko lediglich für ihre jeweiligen Projekte tragen und versuchen, innerhalb dieses Verantwortungsbereichs ihre Ziele zu erreichen. Im eigenen Interesse werden Aufwand und Kosten minimiert und sogar Fehler anderer Projektteilnehmer ausgenutzt. Diese Struktur führt häufig zu Konflikten. In Kontinentaleuropa war im Jahr 2017 laut der Arcadis-Studie der häufigste Streitgrund, dass ein Vertragspartner seine Verpflichtungen nicht verstehen beziehungsweise einhalten konnte. Oft lässt sich die Kontroverse nur gerichtlich lösen. Das kostet alle Beteiligten Geld und belastet die weitere Zusammenarbeit.

Verlorene Zeit durch Gerichtsverfahren

„Die Baubranche kann sich die immensen Ausgaben, die Vertragsstreitigkeiten und gestörte Projektabläufe verursachen, angesichts der aktuellen Herausforderungen nicht länger leisten“, sagt Marcus Herrmann, CEO von Arcadis Europe Central. „Die Tatkraft sollte in den Austausch von maroder Infrastruktur, die Digitalisierung und eine ressourcenschonendere Arbeitsweise fließen – nicht in Gerichtsverfahren. Die Branche muss deshalb künftig kooperativer werden.“

Projekterfolg durch kooperative Vertragsmodelle

Ein Blick in andere Branchen zeigt laut Arcadis, dass Wettbewerb immer öfter durch themenspezifische Allianzen ergänzt wird. Vor Kurzem gaben zum Beispiel BMW und Daimler bekannt, fünf Gemeinschaftsunternehmen für neue Mobilitätsangebote zu gründen. Banken wiederum arbeiten zunehmend mit konkurrierenden Unternehmen aus dem FinTech-Sektor zusammen. Diese Trends seien ein Beleg dafür, dass auch für Baufirmen Zusammenarbeit mit Wettbewerbern möglich und nötig ist. Speziell in der Baubranche müsse ein Kulturwandel hin zu kooperativen Vertragsmodellen stattfinden. (mh)