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4. Juni 2019
So wenig Totalverluste in der Schifffahrt wie nie

So wenig Totalverluste in der Schifffahrt wie nie

Laut aktuellem Allianz Safety and Shipping Review befinden sich die Totalverluste von großen Schiffen 2018 auf einem historischen Tiefstand. Kein Rückgang zeigt sich aber bei der Gesamtzahl der Schäden. Als Ursachen nehmen vor allem Brände an Bord zu. Maschinenschäden gehören zu den teuersten Vorfällen.

Im vergangenen Jahr wurden 46 Totalverluste von großen Schiffen weltweit verzeichnet. Das sind 55% weniger gegenüber dem Zehnjahresdurchschnitt und bedeutet einen historischen Tiefstand. Dies zeigt der Safety And Shipping Review 2019 der Allianz Global Corporate & Specialty SE (AGCS). Die Studie, die jährlich veröffentlicht wird, untersucht die gemeldeten Verluste von Schiffen über 100 Bruttoregistertonnen. Zum Rückgang beigetragen hätten vor allem deutlich niedrigere Verluste in Südostasien. Zudem hätten sich die Schäden bedingt durch Unwetter aufgrund einer ruhigeren Hurrikan- und Taifun-Saison halbiert.

Gesamtzahl der Schäden bleibt konstant

Keinen Rückgang weist dagegen die Gesamtzahl der Schäden in der Schifffahrt: So waren 2018 insgesamt 2.698 Vorfälle zu beklagen. Damit bleibt die Zahl der gemeldeten Schäden nahezu konstant. „Dass wir insgesamt eine beispiellos niedrige Zahl von Schiffsverlusten zu verzeichnen hatten, ist zum einen Zufall, zum anderen zeigt es eine größere Verlässlichkeit der langfristigen Sicherheitsverbesserungen in der internationalen Schifffahrt“, erklärt Volker Dierks, Head of Marine in Zentral- und Osteuropa bei AGCS. Herausforderungen würden sich allerdings unter anderem aus dem ausgebliebenen Rückgang der Gesamtzahl der Schäden in der Schifffahrtsbranche ergeben.

Maschinenschäden als häufigste Ursache

Zu den häufigsten Ursachen für Schäden zählen Maschinenschäden – wie vor Kurzem beim Kreuzfahrtschiff MSC Opera in Venedig. Mehr als ein Drittel der insgesamt über 26.000 Vorfälle des letzten Jahrzehnts gehen auf Maschinenschäden zurück. Sie sorgten somit doppelt so häufig für Vorfälle wie Schiffskollisionen. Darüber hinaus gehören Maschinenschäden zu den teuersten Vorfällen und schlugen bei den Schiffsversicherern innerhalb von fünf Jahren mit über 900 Mio. Euro zu Buche.

Brände an Bord nehmen zu

Neben der Verschlechterung der Sicherheitslage und neuen Emissionsvorschriften in 2020 stellt vor allem die steigende Zahl von Bränden die Versicherer vor Herausforderungen. So nehmen Brände auf Schiffen weiter zu – 2018 waren es mit 174 insgesamt 10 mehr als 2017 – und sorgen unverändert für große Schäden. Vorfälle im laufenden Jahr 2019 bestätigen diese Entwicklung. Als Ursachen für eine Reihe von Bränden auf hoher See vermutet AGCS falsch deklarierte Ladung sowie unter anderem inkorrekt verpackte und etikettierte gefährliche Güter. Beschädigte Güter sind dabei der häufigste Schadensauslöser der Versicherungsbranche in der Schifffahrt und waren in den verganenen fünf Jahren für jeden fünften Schaden verantwortlich.

Containertransportkapazität hat sich verdoppelt

Als weitere Risiken für größere Schiffe nennt der Bericht unter anderem die höhere Containertransportkapazität. Sie hat sich innerhalb eines Jahrzehnts fast verdoppelt. Laut AGCS kann künftig ein Totalverlust im schlimmsten Fall einen Schaden von mehr als 3,5 Mrd. Euro verursachen. Auch unaufmerksame Besatzungsmitglieder, die sich zu sehr auf die Technik verlassen würden und im falschen Moment vom Handy abgelenkt seien, stellen eine Gefahr dar. (tk)

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