AssCompact suche
Home
Management & Wissen
29. Oktober 2019
Digitale Versichertenkarten, die Zukunft in der PKV?

Digitale Versichertenkarten, die Zukunft in der PKV?

Die Digitalisierung stellt Krankenversicherer zunehmend vor neue Herausforderungen. Einen Ansatz für PKV-Anbieter, die Veränderungen zu ihrem Vorteil zu nutzen, stellt die digitale Versichertenkarte dar. Welche Möglichkeiten sie bietet und was es zu beachten gilt, erklärt Marco Berg, Geschäftsführer von ti&m Deutschland.

Kunden erwarten den Komfort, den sie durch mobile Technologien wie Smartphones in ihrem Alltag gewohnt sind, vermehrt auch in anderen Bereichen ihres Lebens. Sie wünschen sich individuelle Services, die auf ihre Bedürfnisse eingehen, auch in der privaten Krankenversicherung. Insbesondere die jüngere Generation verbindet diesen Komfort beispielsweise mit Apps. Die digitale Versichertenkarte bietet einen konkreten Ansatz für die privaten Krankenversicherer, ihre Leistungen anzupassen und damit der neuen Erwartungshaltung ihrer Kunden gerecht zu werden.

Mehr als ein digitalisiertes Stück Plastik

Bei der digitalen Versichertenkarte handelt es sich um mehr als nur eine digitale Abbildung der Hartplastikkarte in einer App auf dem Smartphone. Sie fungiert als Token. Patient, Krankenversicherung und Leistungserbringer bleiben somit immer auf dem aktuellsten Stand. Abgelaufene Karten werden sofort erkannt, Patientendaten automatisch aktualisiert und verlorene Karten gehören der Vergangenheit an. Des Weiteren dient sie der digitalen Identifizierung des Patienten, sowohl der Versicherung als auch dem Leistungserbringer gegenüber. Dies führt zu weniger Zeit- und Arbeitsaufwand auf allen Seiten.

Bessere Services dank Zwei-Wege-Kommunikation

Viele Krankenversicherer bieten schon heute Apps und Online-Portale an. Aufgrund technischer und regulatorischer Einschränkungen sind solche Zusatz-Services mit der physischen Karte jedoch nur bedingt nutzbar. Durch die direkte Verbindung zum Smartphone des Patienten wird eine Zwei-Wege-Kommunikation möglich. PKV-Anbieter verfügen somit über eine direkte, persönlichere Verbindung zum Kunden und neue Möglichkeiten, ihre Angebotspalette zu erweitern. Sie sind so in der Lage, ihren Kunden über eine stets aktuelle Karte hinaus weitere Services wie aktuelle Informationen über ihre monatlichen Beiträge, Angebote oder individuelle Zusatzpakete zu bieten, die sich schnell und einfach per Smartphone buchen lassen. Zur Identifikation genügt die digitale Versichertenkarte selbst. Aufwendige Authentifizierungen per GRID oder SMS oder gar ein persönlicher Besuch des Kunden in der Filiale werden somit überflüssig.

Zeitersparnis durch KI

Letztendlich ist die digitale Versichertenkarte ein Teil des Trends weg vom Papier und hin zu digitalen Dokumenten und einer automatisierten Verarbeitung. Nachdem der Patient sich in der App angemeldet und identifiziert hat kann er Unterlagen und Rechnungen einfach einscannen und in der App hochladen. Die eingereichten Unterlagen liegen dem Versicherer so direkt in digitalisierter Form vor und können durch KI-gestützte Systeme automatisch ausgewertet, nach ihrer Relevanz klassifiziert und auf inhaltlichen Zusammenhang geprüft werden. Darüber hinaus können so auch Echtheitsprüfungen von Personalausweisen und Liveliness-Tests der Kunden automatisch erfolgen. Dies bedeutet sowohl mehr Effizienz als auch eine massive Zeitersparnis, da Daten nicht mehr nacherfasst, erst digitalisiert oder händisch bearbeitet werden müssen.

Fazit

Letzten Endes steht die Kundenzufriedenheit im Fokus und die Frage, wie eine Krankenversicherung dem Versicherten das bieten kann, was er sucht. Viele Versicherungen haben bereits erkannt, dass die Nutzung neuer Kanäle – wie online und mobile – und effiziente Automatisierungslösungen dabei eine zentrale Rolle spielen. Eine digitale Strategie alleine genügt jedoch nicht. Entscheidend ist deren Verknüpfung mit den Strategien für die IT und das Geschäftsmodell. Beispiele wie die Umsetzung der digitalen Versichertenkarte in der Schweiz zeigen die Möglichkeiten und Vorteile einer solchen Verknüpfung, wie neue Wege zu zufriedeneren Kunden, Kostenersparnisse und neue Umsatzmöglichkeiten sowie einen engeren Kontakt zum Patienten, auf die es auch in Zukunft ankommen wird.

Über den Autor

Marco Berg leitet seit August 2016 die ti&m Niederlassung in Frankfurt am Main (www.ti8m.com) . Das Unternehmen kommt aus der Schweiz und ist dabei, sich unter anderem als Digitalisierungsexperte in der deutschen Versicherungswirtschaft zu etablieren. Ein Thema dabei sind digitale Versichertenkarten in der PKV.