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Fort- & Weiterbildung

Mental Health – wichtiges Thema in Krisenzeiten

Die psychische Gesundheit von Mitarbeitern wirkt sich unmittelbar auf die Arbeit aus: Gerade in unsicheren Zeiten ist es wichtig, die Menschen im Unternehmen durch Austausch und Kommunikation zu unterstützen. Wie gelingt es Finanzdienstleistern und Versicherern, die richtigen Schritte in die Wege zu leiten?

Ein Artikel von Christoph Drebes, Geschäftsführer der Mystery Minds GmbH

Um das emotionale Wohlbefinden der Deutschen ist es derzeit nicht gut bestellt. Zunächst die Pandemie, nun rapide steigende Inflationsraten, ein Krieg auf europäischem Boden und zunehmende wirtschaftliche Unsicherheiten: Diese Entwicklungen haben negativen Einfluss auf die Menschen genommen. So gaben in dem kürzlich veröffentlichten dritten Mental Health Report der Axa Versicherung 32% der Deutschen an, unter einer psychischen Erkrankung zu leiden. Besonders betroffen davon ist die Gruppe der jungen Frauen: 41% von ihnen ordnen sich dieser Kategorie zu. 67% der Befragten fühlen sich niedergeschlagen.

Nun wirken sich mentale Belastungen in vielen Fällen direkt oder indirekt negativ auf die Arbeit aus: So können sich Mitarbeiter am Arbeitsplatz weniger gut konzentrieren, die Kreativität leidet und die Fehlerquote kann steigen. In der weiteren Konsequenz erhöht sich oft die Zahl der Fehltage und es drohen Burnout-Szenarien. Auch wirtschaftliche Auswirkungen sind für Unternehmen spürbar. Wie können Finanzdienstleister darauf reagieren und sich besser um ihre Mitarbeiter kümmern?

Probleme erkennen und ihnen entgegensteuern

Zu empfehlen ist es, Mental Health als strategische Aufgabe zu betrachten. Daher ist zunächst zu bewerten, in wie weit unter den Mitarbeitern mentale Belastungen vorhanden sind: Für die Evaluation eignen sich etwa Online-Umfrage-Tools. Darauf basierend lassen sich gezielte Maßnahmen entwickeln, um die mentale Gesundheit zu stärken. Ferner sollten Führungskräfte durch Weiterbildungen sensibilisiert werden, Anzeichen mentaler Belastungen in ihrem Team frühzeitig zu erkennen und angemessen zu reagieren. Unter dem Strich gilt es, eine von Verständnis und Offenheit geprägte Unternehmenskultur zu ermöglichen. Auf dem Weg dorthin können unterschiedliche Ansätze weiterhelfen.

Sinnvolle Maßnahmen zur Stärkung von Mental Health:
  • Führungskräfte-Trainings: Die Rolle von Vorgesetzten ist von erheblicher Bedeutung für das Wohlbefinden von Teams. Dabei spielen die Faktoren Führungsstil und Persönlichkeit gleichermaßen eine Rolle. Firmen ist anzuraten, dies im Blick zu behalten: So helfen Supervision und gezielte Weiterbildungen, zu reflektieren – und Leadership besser zu machen. Nicht zuletzt sollte vermittelt werden, wie Vorgesetzte psychischen Belastungen vorbeugen, sie im Bedarfsfall erkennen und wie sie angemessen darauf reagieren.
  • Trainings für Resilienz und Stressmanagement: Das Erlernen von Strategien zur Stressbewältigung kann helfen, den Beschäftigten zu einem entspannteren Umgang mit Herausforderungen zu verhelfen. Ein Setting ist sowohl in Einzel- als auch in Gruppensitzungen möglich. Allerdings darf nicht der Eindruck entstehen, dass Firmen solche Angebote unterbreiten, um die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten weiter zu erhöhen und somit „mehr aus ihnen herausholen zu können“.
  • Psychosoziale Betriebsberatung: Immer mehr Firmen bieten Beratungsgespräche mit erfahrenen Psychologen an. In der Regel werden dafür externe Dienstleister eingebunden. Hier kann Evaluation ebenso wie akute Krisenintervention stattfinden, auch langfristige Hilfsangebote sind möglich. Bei Bedarf werden Kontakte zu weiteren Akteuren wie Psychotherapeuten oder Beratungsstellen vermittelt.
  • Austausch zwischen Mitarbeitern: Neue Menschen kennenzulernen, ist – gerade in Zeiten hybriden Arbeitens – mehr als „nice to have“: Vielmehr entstehen durch ein erweitertes Netzwerk immer wieder neue Blickwinkel und neue Impulse – die Stimmung verbessert sich. „Blind Dates“ zum virtuellen Kaffee oder zum Mittagessen sind Ansätze, um Kollegen aus unterschiedlichen Bereichen oder Standorten miteinander ins Gespräch zu bringen. Softwarebasiert werden Kollegen „per Zufallsprinzip“ zugelost, um den Austausch zu fördern. Die Themen suchen sich die Akteure selbst aus – auch Schwierigkeiten können besprochen werden.
  • Workation-Angebote: Arbeit und Urlaub – das geht für viele Arbeitnehmer nicht zusammen. Doch einiges spricht dafür, dies zu ändern. Denn neue Umgebungen schaffen immer Freiraum. So können Angebote wie „eine Woche Arbeit am Meer für das gesamte Team“ viel bewirken: Die Stimmung verbessert sich, ebenso wie die Zusammenarbeit. Häufig rückt auch der „Purpose“ oft wieder stärker in den Vordergrund – ein nicht zu unterschätzender Faktor für die Motivation.
  • Auszeiten oder „Wellbeing Days“: Manche Unternehmen geben ihren Beschäftigten jeden Monat einen Tag frei. Wie die Zeit genutzt wird, bleibt dem Einzelnen überlassen. Ferner sind Impulse für eine gemeinsame Gestaltung solcher Tage unter Kollegen denkbar. Eine Option ist es, Mitarbeiter auch hier „per Zufallsprinzip“ zu vernetzen und so neue Verbindungen zu ermöglichen.

Die Auswirkung von Mental-Health-Maßnahmen im Hinblick auf Stimmung, Zusammenarbeit und ein „gutes Gefühl“ bei der Arbeit ist nicht zu unterschätzen. Dies gilt umso mehr, da das Wohlergehen des Teams auch verknüpft ist mit dem wirtschaftlichen Erfolg von Finanzdienstleistern und Versicherern. Sofern indessen deutlich wird, dass Mitarbeiter ernsthafte persönliche Sorgen haben, ist gezielte Unterstützung durch Führungskräfte oder einen Betriebspsychologen gefragt.

Weitere Informationen

Mystery Minds GmbH ist ein Anbieter von Software-as-a-Service (SaaS) Lösungen mit Sitz in München und ermöglicht es Mitarbeitern mittlerer und großer Unternehmen, sich mit Kolleginnen und Kollegen zu vernetzen. Daraus resultiert für die gesamte Organisation die Chance auf bessere Zusammenarbeit. Damit verbundene Ziele sind der Abbau von Silos und die Etablierung einer zukunftsweisenden Unternehmenskultur.

Bild: © LAONG – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Christoph Trebes

Diese Vorteile hat eine persönliche Marke auf Social Media

Für einen Maklerbetrieb auf Social Media stellt sich irgendwann die Frage, ob der Makler sich dort auch persönlich zeigen sollte. Im Offline-Kundenkontakt ist das ganz natürlich. Und online? Leona Spauszus gibt Tipps, wie Makler ihre persönliche Marke auf Social Media aufbauen können.

Ein Artikel von Leona Spauszus, Social-Media- und Canva-Expertin

Fast jeder Makler stellt sich am Anfang die Frage, ob er sich persönlich, also mit seinem Gesicht, auf Social Media zeigen sollte oder ob er lieber anonym bleibt. Damals, als Makler in der Versicherungsbranche Kontakte überwiegend offline geknüpft haben, stellte sich diese Frage natürlich nicht. Kein Kunde hätte sich seinerzeit von einem Makler beraten lassen, der sein Gesicht in der Öffentlichkeit versteckt.

Social Media ist heutzutage ein Teil unserer Öffentlichkeit, der nicht wegzudenken ist. Eine digitale Welt, in der wir uns bewegen, parallel zur realen Welt. Gerade für jüngere Generationen hat diese digitale Welt eine Bedeutung, die der realen Welt in nichts nachsteht.

Es gibt Social-Media-Accounts, die ganz ohne Gesicht auskommen. Was macht diese Accounts so erfolgreich? Sie geben ihrer Marke eine Persönlichkeit. Auch Marken haben eine Persönlichkeit. Einer Marke „Leben einzuhauchen“, ist jedoch in der Regel ein langer und kostspieliger Prozess. Auf Social Media suchen sich Firmen u. a. Influencer, um der eigenen Marke eine Persönlichkeit zu geben.

Auch auf Social Media gilt der Grundsatz: Menschen kaufen bei Menschen. Der sogenannte „Social Proof“ ist hier ein wichtiger Faktor für den Vertrauensaufbau. Am Beispiel Instagram folgen hier ein paar Tipps, wie Makler eine persönliche Marke auf Social Media aufbauen können:

1. Passende Formate nutzen

Sogenannte Reels, Storys und Instagram-Live sind die Formate, die es ermöglichen, sich als Makler zu präsentieren. Wer Reels und Instagram-Live nicht mag, sollte auf jeden Fall Fotos von sich und seinem Team (z. B. in Canva) einbauen und sich regelmäßig in der Story zeigen.

2. Werte und Ziele teilen

Die eigene Meinung zu bestimmten Themen zu veröffentlichen, kann Followern dabei helfen, sich mit dem Makler auf Social Media zu identifizieren. Auch über die Ziele zu sprechen, die Makler gemeinsam mit Kunden erreichen wollen, schafft eine Verbindung.

3. Authentisch sein

Insbesondere jüngere Generationen haben oft nicht mehr die Erwartung, von jemandem in Anzug und Krawatte (oder Bluse und Rock) beraten zu werden. Authentizität wird hier mehr geschätzt als der Kleidungsstil.

4. Individuelles Design zeigen

Makler sollten sich im Design von anderen Maklern abheben. Damit wird nicht nur ein besserer Wiedererkennungswert erreicht. Ein Betrachter kann sich über ein ansprechendes Design schon in den ersten drei Sekunden mit dem Auftritt des Maklers identifizieren.

Ganz einfach lassen sich individuelle Inhalte (engl.: Content) für Social Media mit Canva erstellen. Wer Canva noch nicht kennt, kann Canva Pro unter diesem Partnerlink für zwei Monate testen.

Mehr zum Thema „Persönliche Marke auf Social Media“ erfahren Makler in diesem Instagram-Post, in dem eine kurze und leicht verständliche Zusammenfassung zu den Vorteilen einer persönlichen Marke als Makler auf Social Media zu finden ist.

Über die Autorin

Nach vielen Jahren im Vertrieb der Versicherungsbranche erstellt Leona Spauszus mit ihrem Unternehmen Leona Media Design zielgruppenorientierten Social-Media-Content für Makler, Versicherer und Finanzdienstleister. Sie ist offizieller Canva Creator und Canva Champion und hat mit bekannten Influencern zusammengearbeitet. Über den Instagram-Account leonamediadesign gibt sie regelmäßig Social-Media-Tipps für Makler.

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Bild: © leszekglasner – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Leona Spauszus

Versicherungen und Finanzen: Wer fördert Mitarbeiter am besten?

Welche Arbeitgeber aus Sicht der Öffentlichkeit viel für die Förderung ihrer Mitarbeiter tun, hat ServiceValue in Kooperation mit €URO untersucht. In der Kategorie „Versicherungen und Finanzen“ gewinnt eine Krankenkasse. Wie die Allianz und andere Anbieter abschneiden, zeigt AssCompact in einer Bildergalerie.

Bild: © Studio Romantic – stock.adobe.com

 
von
 

Digitalkongress Cyberversicherung: Wie die Risiken managen?

Vielseitige Einblicke und spannende Impulse zum Thema „Cyberversicherung“ lieferte am 23.02.2023 ein AssCompact Digitalkongress. Auf der Plattform DKM365 trafen sich Versicherer, Dienstleister und Makler. Demnach sind IT-Sicherheit und Prävention das Gebot der Stunde.

Der Markt der Cyberversicherungen befindet sich weiter im Umbruch. So war zuletzt vor allem von Vertragssanierungen, harten Renewals, Preiserhöhungen und Deckungsreduzierungen die Rede. Kein Wunder, waren doch sowohl die Schadenaufwendungen als auch die Angst vor Kumulrisiken insbesondere aufgrund von Ransomware-Attacken aufseiten der Versicherer gestiegen.

Nun ändert sich der Tonfall und in den Vordergrund rückt die Frage, wie Risiken gemeinsam sinnvoll gemanagt werden können. Und das war auch das Thema, das beim AssCompact Digitalkongress Cyberversicherung in der vergangenen Woche im Vordergrund stand: Es ging vor allem um IT-Sicherheit und Prävention. Wie sehr das Thema Makler und Maklerinnen beschäftigt, zeigte sich an der hohen Teilnehmerzahl von rund 1.100 und vor allem an den gut frequentierten Fragerunden im Anschluss an die einzelnen Vorträge.

Rolle der Versicherer und Makler für die Digitalisierung

Versicherungsmakler Achim Fischer-Erdsiek war es gleich zu Beginn des Kongresses wichtig, die Rolle der Versicherer und Versicherungsmakler für die Digitalisierung der deutschen Wirtschaft zu betonen. Soll heißen, einen Rückzug aus dem Gebiet darf es nicht geben. Das Erfassen und Managen von Risiken gehöre zu den unmittelbaren Aufgaben von Versicherern und Maklern, so der Cyberexperte der ersten Stunde. Im Interview mit AssCompact Chefredakteurin Brigitte Horn sprach er u. a. über die Analyse von Cyberrisiken, Fragebögen zur Risikoerfassung und Audits beim Kunden. Gleichermaßen betonte er, wie wichtig die Erarbeitung von Notfallplänen aufseiten der zu versichernden Unternehmen ist.

Neue Dynamik bei Produktentwicklungen

Gisa Kimmerle, Product Head Cyber bei Hiscox, wiederum informierte in ihrem Vortrag über die Dynamik, die die Veränderungen in die Produktentwicklung und Maklerunterstützung gebracht haben. Im vergangenen Herbst hat Hiscox eine pauschale Betriebsunterbrechungsdeckung für Unternehmen mit einem Jahresumsatz von bis zu 2,5 Mio. Euro auf den Markt gebracht. Auch über diese Neuerung referierte Kimmerle und stellte sich anschließend den Fragen des digital zugeschalteten Auditoriums.

Sicherheitscheck für KMU

Es gibt keine guten Risiken in der Cyberversicherung, so das Motto des Vortrags von Peter Bertram, Produktmanager Cyber, und Sönke Glanz, Underwriter Cyber bei der HDI Versicherung. Bei den beiden Cyberexperten drehte sich alles um Maßnahmen zur Informationssicherheit und um Krisenmanagement. Unter anderem stellten sie den Security Baseline Check vor, ein Sicherheitscheck für kleine und mittlere Unternehmen, der zusammen mit dem Sicherheitsdienstleister und HDI-Tochter Perseus entwickelt wurde. Rund um diesen und andere Checks entwickelte sich dann eine spannende Fragerunde, wo unter anderem darüber gesprochen wurde, wie verbindlich Checks dieser Art beim möglichen Abschluss der Cyberversicherung sind.

Verhandlungen ums Lösegeld

Was tun, wenn Hacker ein Lösegeld zur Freigabe zuvor verschlüsselter Daten erpressen wollen? Verhandeln, sagt Oliver Schneider, geschäftsführender Gesellschafter der RiskWorkers GmbH, die genau solche Verhandlungen mit Erpressern führt. Forderungen könnten so deutlich gedrückt werden und weiterer Schaden verhindert werden. Schneider betont, dass Aufwendungen für Lösegeldzahlungen häufig nur einen kleinen Teil des finanziellen Schadens ausmachen würden. Betriebsunterbrechung und Wiederanlaufkosten würden an der Stelle stärker zu Buche schlagen. Schneider betont, dass bei den Lösegeldzahlungen und Verhandlungen gesetzeskonform gehandelt werde. Generell geht er davon aus, dass die Bedrohungslage eher noch steigen werde.

Mehr Transparenz bei den Bedingungen

Im letzten Vortrag des Tages sprach Ole Sieverding, Geschäftsführer der CyberDirekt GmbH, über die Veränderungen von Policen und die neuen Sicherheitsanforderungen vor dem Abschluss einer Cyberpolice. Näher ging er auch auf Ausschlüsse und Bedingungen ein. Generell fordert er mehr Transparenz und verwies in dem Zusammenhang auch auf den Marktvergleich von Cyberdirekt.

 

Offen für Innovation? Potenziale von Open Insurance

Daten waren in der Versicherungsbranche schon immer ein elementares Wirtschaftsgut. Open Insurance bietet Versicherern, Vertrieben und InsurTechs große Chancen, das eigene Geschäftsmodell weiterzuentwickeln. Eine Bestandsaufnahme zum Status quo und den Potenzialen.

<h5>Ein Artikel von Thomas Kuckelkorn, Senior Manager Marketing, Kommunikation & Events beim InsurLab Germany e. V., und Julius Kretz, Bereichsleiter Marketing – Systeme & Plattformen bei der ALH Gruppe sowie Vorstand der Free Insurance Data Initiative (FRIDA) e. V.</h5><p>Das Aufkommen digitaler Plattformen führt branchenübergreifend verstärkt zu komplett datenbasierten Geschäftsmodellen – und damit zu neuen Möglichkeiten der Wertschöpfung. Mittels konsequenter Aggregation, Analyse und Interpretation von versicherungsbezogenen Daten lassen sich wichtige strategische Wettbewerbsvorteile erzielen. Das setzt jedoch eine andere Denkweise voraus. In der neuen, offenen Datenökonomie geht es darum, Produkte und Geschäftsmodelle zu generieren, die den Kunden einen Mehrwert bieten.</p><h5>Open Insurance: Einordnung und Definition</h5><p>Daten waren in der Versicherungsbranche schon immer ein elementares Wirtschaftsgut. Doch warum sollten gerade Versicherer Daten teilen? Verlieren sie dann nicht mühsam geschaffene Wettbewerbsvorteile? Nicht unbedingt, denn Daten werden nicht über, sondern für Kunden verwendet. Lösungs- und Mehrwertorientierung öffnen den Raum zur Optimierung der Prozesse, Verbesserung der internen Datenqualität, Verringerung von Transaktionsaufwänden und vor allem für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, die auch aus der Versicherungsindustrie vorangetrieben werden.</p><p>Die Frage des Datenaustauschs lässt sich aber auch vice versa stellen: Warum sollten Dritte Daten mit der Versicherungsbranche teilen, zum Beispiel Daten aus dem Fahrzeug zum Fahrverhalten? Auch hier können multidirektionale Mehrwerte entstehen, indem die Customer Experience im Schadenfall erhöht oder Produkte auf das Verhalten bzw. die Risikosituation angepasst werden. Genau bei diesen Kernfragen setzt Open Insurance an. Open Insurance beschreibt den offenen und standardisierten Austausch von versicherungsbezogenen persönlichen und nicht-persönlichen Daten mithilfe von (offenen) Schnittstellen (APIs) sowie definierten Prozessstandards.</p><p>Es geht demnach um standardisierte und vernetzte Daten, die den Kunden das Leben komfortabler machen und zugleich Unternehmen der Versicherungsbranche neue Möglichkeiten bieten. Entscheidend ist letztlich, dass Kunden als „Datensouveräne“ selbst entscheiden, ob und wie sie ihre Daten zur Verfügung stellen.</p><h5>Status quo von Open Insurance</h5><p>Die Potenziale im Kontext des „Öffnens“ sind in anderen Bereichen bereits gelebte Praxis. So wird beispielsweise im Rahmen von Open Source Quellcode veröffentlicht und Entwicklern damit ermöglicht, neue Funktionen hinzuzufügen oder Fehler zu beheben. Letztendlich können damit innovative, neue Softwareprodukte entstehen und der „Urheber“ des Codes profitiert ebenfalls. Open Innovation, Open Science, Open Government und Open Data lassen sich als weitere Beispiele für die Entstehung von Innovation durch Offenheit nennen. Nicht zuletzt zeigt auch die Finanzbranche insgesamt mit der Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 (Open Banking), dass die Entwicklung innovativer und nutzerfreundlicherer Use-Cases gefördert werden kann. Kontoinformationen lassen sich im Rahmen der Bonität verwenden, in Apps lassen sich Konten aggregieren und bestimmte Ereignisse aus den Daten erkennen. Zugleich hat die PSD2 zu einer erhöhten Transaktionssicherheit sowie einem verbesserten Verbraucherschutz geführt.</p><p>Von einer vergleichbaren konkreten Regelung zur Öffnung von Daten für Dritte ist die Versicherungsbranche noch ein Stück entfernt. Um einen einheitlichen Rechtsrahmen zu schaffen, forciert die (inter-)nationale Gesetzgebung allerdings verstärkt die branchenübergreifende Öffnung von Datenschnittstellen. Zudem beschäftigen sich in Deutschland verstärkt bekannte Verbände und Initiativen mit der Idee hinter dem Begriff Open Insurance.</p><!--text-long-pagebreak--><!--sub-title||Veränderungstreiber--><h5>Veränderungstreiber</h5><p>Open Insurance ist zweifellos keine temporäre Erscheinung, sondern wird in den nächsten Jahren – vergleichbar zum Banking – die Entwicklung neuer Produkte, Services und Geschäftsmodelle begünstigen. Maßgeblich beeinflusst und vorangetrieben wird diese Entwicklung insbesondere vom Markt und den damit verbundenen Erwartungen der Kunden, wie man nicht zuletzt am Erfolg von PSD2 sieht. Auch der gesetzliche und regulatorische Druck aus Europa ist hierbei zu nennen. So leitet sich etwa aus der European Strategy for Data eine Data Finance Strategy der EU-Kommission ab. EIOPA griff dies 2021 mit einem Discussion Paper zu Open Insurance auf, in dem Mechanismen zum Datenaustausch im Sinne von Open Insurance ganz klar befürwortet werden. Überdies forciert die Datenschutzgrund­verordnung den Zugang zu Daten.</p><p>Nicht zuletzt fördern zudem vielversprechende innovative Anwendungsfälle die Verbreitung von Open Insurance, laut EIOPA Discussion Paper vor allem in den Bereichen Schadenmanagement, Pricing und Underwriting, (Post) Sales und Vertrieb. Auch Versicherungsvertriebe können hiervon direkt oder indirekt profitieren.</p><h5>Verschiedene Einsatzmöglichkeiten</h5><p>Ein konkreter Anwendungsfall ist beispielsweise die Altersvorsorgeberatung, in deren Rahmen mithilfe der Zustimmung der Kunden Bestandsdaten zu Verträgen in Echtzeit aggregiert und in der Folge ausgewertet werden könnten. Diese Ansätze sind auch im Bereich Claims oder Cyber denkbar. So könnten beispielsweise Daten zur Risikosituation eines Unternehmens, die heute bereits mithilfe von Assistance-Systemen gesammelt werden, für die Beratung und den Bestand genutzt werden. Des Weiteren lassen sich durch Open Insurance übergeordnete Themen wie parametrische Versicherungen fördern. In den USA gibt es erste Anwendungsbeispiele, unter anderem in Bezug auf Naturkatastrophen, Altersvorsorge, Gesundheitssystem und Kfz-Versicherung. Diese Use Cases gilt es weiterzuentwickeln. Dafür ist beispielsweise die deutsche Initiative Free Insurance Data (FRIDA e. V.) angetreten, die unter Berücksichtigung des Datenschutzes und der Datensicherheit Open Insurance aktiv fördert.</p><h5>Fazit: Eine Vision – vielversprechend</h5><p>Aktuell ist Open Insurance vor allem noch eine Vision, die der Förderung, Konkretisierung und (Weiter-)Entwicklung bedarf. Die Idee dahinter ist vielversprechend: eigene Wertschöpfungsketten für die Digitalisierung öffnen und mit neuen Produkten sowie Services Mehrwerte generieren – für Kunden, Versicherungsvertriebe, Versicherer und Innovatoren.</p><p>Open Insurance versetzt Fin- und InsurTechs in die Lage, eine wesentliche Rolle innerhalb der Wertschöpfung zu spielen, sich mit innovativen Lösungen und Plattformen zu positionieren sowie Teil eines digitalen Ökosystems zu werden. Versicherer hingegen können sich mittels Open Insurance als vertrauenswürdige, sichere Marktteilnehmer für Datenanalyse und Datenaggregation positionieren. Ob Datentransparenz und -vollständigkeit, neue Produkte, Services und Geschäftsmodelle auf Basis von Finanz- und Versicherungsdaten oder bessere und umfassendere Beratungsmöglichkeiten – die Potenziale von Open Insurance sind vielfältig. Diese gilt es nun zu nutzen.</p><p>Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 02/2023, S. 92 f., und in unserem <a href="https://epaper.asscompact.de/de/profiles/53e4066999da-asscompact/editio…; target="_blank" >ePaper</a>.</p><p><i class="font-twelve-italic" >Bild: © Thapana_Studio – stock.adobe.com</i></p><div id="bbgreadlog-getimage"><img src="/bbgreadlog/getimage/D80FDBAD-32D1-4852-8A44-756092BDD828"></div>

 
Ein Artikel von
Julius Kretz
Thomas Kuckelkorn

E-Learning-Anbieter gründet Versicherungen-Netzwerk

Mit der Gründung eines Versicherungen-Netzwerks will GoodHabitz den Austausch von Erfahrungen rund um digitale Weiterbildung in Versicherungsunternehmen fördern. 13 Versicherer sind bereits Teil des Netzwerks. Neben Produkt- und Dienstleistungsschulungen geht es auch um Soft Skills.

Der E-Learning-Anbieter GoodHabitz hat ein Netzwerk zur Förderung und zum Austausch von Erfahrungen und Expertise rund um digitale Weiterbildung in Versicherungsunternehmen gestartet. Durch den digitalen Umbruch, der überall stattfindet, bestehe ein Weiterbildungsbedarf bei den Mitarbeitenden, bei dem es nicht nur um Produkt- und Dienstleistungsschulungen, sondern auch um Soft Skills geht, heißt es von GoodHabitz. Daher werden dort Schwerpunkte gelegt auf persönliche Weiterentwicklung, digitale Veränderungen sowie Austausch von Erfahrungen und Expertise.

Bereits 13 Versicherer machen mit

Bereits 13 Versicherer sind Teil des neu gegründeten Versicherungen-Netzwerks. Seit Ende 2022 gehören ihm u. a. folgende Versicherungen an: R+V Allgemeine Versicherung AG, die Bayerische, die HDI AG, SIGNAL IDUNA, Helvetia Versicherungen, Öffentliche Versicherung Braunschweig und die Stuttgarter Versicherung.

Austausch unter Versicherern fördern

GoodHabitz-Coach Nadine Pohle ist Organisatorin und Leiterin des Netzwerkes und meint: „Die Idee war, unsere Kundinnen und Kunden mit ähnlichen Interessen und Herausforderungen zusammenzubringen und so den Austausch zu fördern: Wie gehen andere Versicherungen das Thema Weiterbildung an? Welche Best Practices gibt es in der Branche? Wie können wir unsere Mitarbeitenden zu einem neuen, selbstgesteuerten Lernen motivieren?“ Durch die digitalen Lernformate sollen die Mitarbeitenden befähigt werden, flexibler auf Marktveränderungen zu reagieren und sich für die Zukunft besser aufgestellt fühlen.

Treffen auf Bildungsmesse im Mai

Zudem müssen viele Angestellte in der Versicherungsbranche jedes Jahr Weiterbildungsstunden absolvieren. Auch dazu findet innerhalb des Netzwerks ein regelmäßiger Austausch der Versicherungen statt. Sie stellen z. B. sicher, dass für dieselben Kurse die gleichen Bewertungen verwendet werden. Auf der Bildungsmesse Learntec trifft sich das Netzwerk vom 23. bis 25.05.2023 darüber hinaus vor Ort in Karlsruhe. (lg)

Bild: © Tierney – stock.adobe.com

 

Heute: Digitalkongress Cyberversicherung auf DKM365

Heute ist es so weit: Ab 09:00 Uhr geht es beim Digitalkongress auf der Plattform DKM365 um das Thema „Cyberversicherung“. Vielseitige Informationen und nützlicher Input in fünf Programmpunkten stehen für die Teilnehmenden bereit.

Was ist speziell für Maklerinnen und Makler derzeit in Sachen Cyberversicherung wichtig? Antworten gibt es heute auf der Plattform DKM365 beim Digitalkongress Cyberversicherung. Beginn ist heute, am 23.02.2023, um 09:00 Uhr. Ein abwechslungsreiches Programm erwartet die Teilnehmenden: Unter anderem wird es um die aktuelle Cyberlage, Trends und Produkte in der Cyberversicherung, präventive Cyberstrategien sowie Strategien im Falle von Cybererpressung und einen Ausblick auf das Jahr 2023 gehen.

Um mit den Veranstaltungspartnern, Kolleginnen und Kollegen ins Gespräch zu kommen sowie für weiterführende Informationen stehen Videotelefonie, Chat und Breakout-Rooms zur Verfügung. Auch IDD-Weiterbildungszeit kann bei diesem AssCompact Wissen-Event gesammelt werden.

Diese Programmpunkte stehen beim Digitalkongress Cyberversicherung 2023 auf der Agenda
  • 09:00–09:30 Uhr: NW Assekuranzmakler ProRisk GmbH & Co. KG: Was sollen Makler bei Cyberversicherungen aktuell beachten? Referent: Achim Fischer-Erdsiek, Geschäftsführender Gesellschafter, NW Assekuranzmakler ProRisk GmbH & Co. KG
  • 10:00–10:30 Uhr: Hiscox SA: Neuerungen in der Cyber-Versicherung – Überblick behalten und Vertriebsvorteile nutzen. Aktuelle Bedrohungslage, Dynamik in der Produktentwicklung und Unterstützung für den Vertrieb. Referentin: Gisa Kimmerle, Product Head Cyber, Hiscox SA
  • 11:00–11:30 Uhr: HDI AG: Cyberversicherung: Es gibt keine guten Risiken – dynamische Gefahrenlage beherrschbar machen. Krisenmanagement und Maßnahmen der Informationssicherheit sind essenzielle Bestandteile einer präventiven Cyberstrategie. Referenten: Peter Bertram, Produktmanager Cyber HDI Versicherung AG, und Sönke Glanz, Underwriter Cyber HDI Versicherung AG
  • 13:00–13:30 Uhr: RiskWorkers GmbH: Cyber-Erpressung im Versicherungsmarkt – mit Tätern verhandeln und so Schäden minimieren. Ransomware Angriffe und die damit verbundenen Kosten der Betriebsunterbrechungen und Wiederanlaufprozesse gehören zu den größten Unternehmensrisiken. Wir zeigen mögliche Antwortstrategien auf. Referent: Oliver Schneider, Geschäftsführender Gesellschafter, RiskWorkers GmbH
  • 14:00–14:30 Uhr: CyberDirekt GmbH: Turbulente Zeiten – Statusbericht zum Cyber-Versicherungsmarkt. Wo stehen wir aktuell und was können wir vom laufenden Jahr erwarten? Referent: Ole Sieverding, Geschäftsführer, CyberDirekt GmbH
Jetzt dabei sein

Mehr Informationen gibt es hier.

Eine separate Anmeldung ist nicht erforderlich. Benötigt wird lediglich ein Zugang zur Plattform DKM365. Zur Anmeldung geht es hier.

 

Studie: Wie sollte es mit der Rente weitergehen?

1.000 Menschen hat Ipsos befragt, um herauszufinden, wie sie zu Vorschlägen der aktuellen Rentendebatte stehen. Viele meinen, die Rentenkasse sollte durch einen höheren Anteil aus allgemeinen Steuermitteln finanziert werden. Doch es gibt Unterschiede, betrachtet man z. B. Alter und Einkommen.

In einer repräsentativen Online-Befragung hat das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Ipsos untersucht, welche Meinung die Deutschen zu fünf verschiedenen Vorschlägen haben, die in der aktuellen Rentendebatte diskutiert werden.

Steuerzuschuss wird von vielen bevorzugt

Der nach der Umfrage beliebteste Vorschlag ist, das Rentensystem noch stärker als bisher über Steuermittel mitzufinanzieren. 37% der Befragten stimmen hier zu. Mit der stattlichen Aktienrente könnten sich 24% der Befragten anfreunden. Eine Steigerung der Rentenbeiträge für Arbeitnehmer und Unternehmen würden laut Studie 11% befürworten. 6% der Befragten denken, das Rentenalter sollte erhöht werden, während lediglich für 4% auch eine Senkung der ausgezahlten Renten in Ordnung wäre.

Jüngere bevorzugen Aktienrente und Steuerzuschuss

Beim Vergleich der Altersgruppen fällt auf, dass jüngere Befragte zwischen 18 und 39 Jahren deutlich häufiger einer Erhöhung der Rentenbeiträge zustimmen als Ältere. Unter den Befragten zwischen 40 und 59 Jahren sowie 60 und 75 Jahren sprechen sich 9% bzw. 8% dafür aus. Unter den jüngeren Befragten sind es 17%. Personen mittleren (42%) und älteren Alters (41%) stimmen am häufigsten dem erhöhten Steuerzuschuss zu. Bei den Jüngeren liegt dieser Vorschlag mit 27% gleichauf mit der Möglichkeit einer staatlichen Aktienrente. Das Aktienmodell liegt bei den 40- bis 59-Jährigen (21%) und den über 60-Jährigen (25%) auf Rang 2.

Ein Drittel der Gutverdienenden befürwortet Aktienmodell

Aufs Einkommen geschaut hätten 32% der befragten Gutverdiener mit einem Nettohaushaltseinkommen von mehr als 4.000 Euro kein Problem mit der staatlichen Aktienrente. Personen mit einem niedrigeren Einkommen von weniger als 2.000 Euro befürworten es nur mit 16%.

Parteispezifische Unterschiede

In den Ergebnissen zeigen sich außerdem Unterschiede zwischen Wählerinnen und Wählern verschiedener Parteien. 41% der FDP-Wählerschaft würde demnach eine staatliche Aktienrente präferieren, 22% eine Erhöhung des Steuerzuschusses. Bei den Wählerinnen und Wählern der übrigen im Bundestag vertretenen Parteien wird die Aktienrente jeweils am zweithäufigsten als sinnvoll erachtet. Am skeptischsten äußern sich die Anhänger der AfD (23%) und Linken (16%).

Bei Grünen- (44%) und Linken-Wählern (55%) trifft der Vorschlag, die Rentenkasse sollte durch einen noch höheren Anteil aus allgemeinen Steuermitteln finanziert werden, auf große Zustimmung. Laut Ipsos liegen die Anhänger von SPD und Union nahe dem landesweiten Durchschnittswert: 33% bzw. 35% stimmen einer Erhöhung der Steuermittel zu.

Über die Befragung

Die Online-Befragung vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Ipsos fand im Februar 2023 unter 1.000 Wahlberechtigten zwischen 18 und 75 Jahren in Deutschland statt. (lg)

Bild: © Ruchaneek – stock.adobe.com

 

Studie: Wie lange wollen Beschäftigte täglich arbeiten?

Die große Mehrheit der Arbeitnehmer möchte einer Studie des WSI der Hans-Böckler-Stiftung zufolge spätestens um 18:00 Uhr in den Feierabend gehen. Dies stehe auch im Einklang mit dem Stand der Forschung z. B. zur Work-Life-Balance. Statt Arbeit am Abend wird die Zukunft eher in der Vier-Tage-Woche gesehen.

Eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung hat gezeigt, dass nur rund 3% der Beschäftigten einen Feierabend nach 18:00 Uhr wählen würden, wenn ihnen offenstände, wie lange sie arbeiten. Etwa 97% der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hingegen möchten spätestens um 18:00 Uhr ihre Arbeit beenden. Das sehen der Untersuchung zufolge Eltern genauso wie kinderlose Beschäftigte so.

Wann würden Beschäftigte ihren Arbeitstag am liebsten beginnen und beenden?

Für die Studie hat WSI-Forscherin Dr. Yvonne Lott Daten von über 2.300 sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten analysiert, die im November 2022 an der Erwerbspersonenbefragung der als gewerkschaftsnah geltenden Hans-Böckler-Stiftung teilgenommen hatten. Darin hat sie sich mit der Frage beschäftigt, wann Beschäftigte ihren Arbeitstag am liebsten beginnen und beenden würden, wenn sie selbst entscheiden könnten.

Mehrheit der Befragten wünscht sich frühen Feierabend

Konkret heißt das: Die Mehrheit der Befragten würde je nach Arbeitsbeginn gerne zwischen 14:00 und 17:00 Uhr Feierabend machen. Durchschnittlich würden Frauen gerne eine Stunde früher als Männer in die tägliche Freizeit starten. Beim Vergleich von Eltern und Kinderlosen finden sich ähnliche Muster, so ein weiteres Ergebnis. Arbeit am Abend komme in der Realität häufiger vor, so Lott. Dies habe aber nichts mit den Interessen von Beschäftigten zu tun, sondern verschärfe in vielen Fällen Vereinbarkeitskonflikte. „Beschäftigte, und das gilt auch für Eltern, wollen nicht bis 22:00 Uhr oder 23:00 Uhr am Abend arbeiten. Was sie wollen, ist ein Feierabend spätestens um 17:00 Uhr beziehungsweise 16:00 Uhr“, so die WSI-Forscherin.

Arbeit am Abend kann Work-Life-Balance beeinträchtigen

Die Soziologin sieht die aktuellen Befragungsergebnisse im Einklang mit dem Stand der Forschung. Demnach gibt es zahlreiche empirische Studien, die festgestellt haben, dass Arbeit am Abend die Work-Life-Balance beeinträchtigen kann. Sie sei nicht vereinbar mit dem Rhythmus des sozialen Lebens. Schließlich sei die moderne Erwerbsgesellschaft als „Abend- und Wochenendgesellschaft“ strukturiert, „in der die Zeit am Abend und am Wochenende als sozial besonders wertvoll eingeschätzt wird“.

Stress, Schlafprobleme und emotionale Erschöpfung

Der aktuelle Stand der Forschung zeige außerdem, dass Arbeit am Abend Stress, Schlafprobleme und emotionale Erschöpfung begünstige. Wenn die Grenzen zwischen Beruflichem und Privatem verschwimmen, könne es zu Konflikten kommen, die unter anderem das Wohlbefinden von Kindern gefährden. Auch Partnerinnen und Partner litten dann vermehrt unter Stress und Depressionen und seien weniger zufrieden mit dem Zusammenleben. Negativ könne sich nicht nur stundenlange Arbeit am Abend auswirken, sondern bereits gelegentliche Mails oder die Erreichbarkeit für Anrufe, wie es von der Stiftung heißt.

Lösung Vier-Tage-Woche?

Bei Vereinbarkeitsproblemen wird eine andere Lösung vorgeschlagen: Die Einführung der Vier-Tage-Woche würde Spielraum für private Verpflichtungen schaffen. Die Produktivität steige nachweislich, wodurch Beschäftigte und Unternehmen gleichermaßen profitieren könnten. (lg)

Bild: © mattiagenini – stock.adobe.com

 

Bitkom-Leitfaden bietet Praxishilfe für Remote Work aus Ausland

Viele Unternehmen wünschen sich von der Bundesregierung bessere Rahmenbedingungen für Remote Work aus dem Ausland, hat eine Bitkom-Studie ergeben. Nun hat Bitkom einen Leitfaden veröffentlicht, in dem Themen rund um die „Workation“ besprochen und wichtige Fragen beantwortet werden.

Für Arbeitgeber, die ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Remote Work aus dem Ausland – etwa als Benefit – anbieten wollen, hat Bitkom nun einen Leitfaden veröffentlicht, der wichtige Fragen zum Thema beantworten soll. Er basiert auf einer Telefon-Umfrage, bei der 854 Unternehmen aus allen Branchen repräsentativ befragt wurden. Das Ergebnis ist die Bitkom-Studie zum Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte vom November 2022.

46% der Unternehmen fordern bessere Rahmenbedingungen für Remote Work aus dem Ausland

Dabei wird offenbar, dass knapp die Hälfte der Unternehmen, nämlich 46%, sich von der Bundesregierung bessere Rahmenbedingungen für Remote Work aus dem Ausland wünscht bzw. dies fordert. Denn in vielen Branchen ist in den letzten Jahren – nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie – flexibles und ortsunabhängiges Arbeiten fernab der Fünftagewoche im Büro Gang und Gäbe geworden. Und eine steigende Anzahl an Beschäftigten würde auch gerne aus dem Ausland remote arbeiten, so Bitkom.

Rechtliche Regelungen sehr komplex

Da stellen sich für Unternehmen einige Fragen, wenn sie Remote Work aus dem Ausland ermöglichen wollen. „Die rechtlichen Regelungen für Remote Work aus dem Ausland sind leider immer noch sehr komplex. Bitkom fordert hier weniger Bürokratie und mehr Gestaltungsspielraum für Arbeitgeber“, sagt Lydia Erdmann, Referentin Arbeitsrecht bei Bitkom.

Leitfaden „Remote Work aus dem Ausland“ von Bitkom soll Praxishilfe geben

Der neue Leitfaden „Remote Work aus dem Ausland“ von Bitkom versucht daher Antworten zu geben auf Fragen wie

  • Bin ich als Arbeitgeber verpflichtet, Remote Work aus dem Ausland anzubieten? 
  • Muss ich auch das nationale Arbeitsrecht des Reiselandes beachten? 
  • Brauche ich eine A1-Bescheinigung? (Das Dokument gilt als Nachweis der Sozialversicherung im Heimatland und verhindert die doppelte Zahlung von Sozialversicherungsbeiträgen.)
  • Was gilt es beim Steuerrecht zu berücksichtigen?
  • Können meine Angestellten unbegrenzt auf der ganzen Welt arbeiten? 

Ziel des Leitfadens ist es, Unternehmen eine Praxishilfe an die Hand zu geben, um rechtskonform eine eigene Policy zum Arbeiten aus dem Ausland entwickeln zu können, wie es von Bitkom heißt. Es werden darin sowohl allgemeine Fragen zu Arbeits-, Steuer- und Sozialversicherungsrecht als auch Best-Practice-Beispiele behandelt. (lg)

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