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Assekuranz Leben allgemein

Spotlight auf die Erwerbsunfähigkeitsversicherung

Die Lebensversicherer mobilisieren ihr Biometrie-Geschäft: Die BU-Produkte haben eine relativ hohe Qualität erreicht, in der Grundfähigkeitsversicherung gibt es stetig Fortschritte. Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung scheint da im Rahmen der Arbeitskraftabsicherung noch eher ein Schattendasein zu führen. Doch auch hier nimmt die Entwicklung langsam Fahrt auf. Zwölf Versicherer punkten dabei in einer kürzlich erschienen Analyse.

Die infinma Institut für Finanz-Markt-Analyse GmbH hat sich auch dieses Jahr wieder den Markt der Erwerbsunfähigkeitsversicherung (EU) angesehen. Dabei greift sie auf das Konzept der Marktstandards zurück. So wurden im Rahmen der Untersuchung „Marktstandards in der EU – Stand 04/2020“ 68 Tarife von 23 Gesellschaften analysiert und in insgesamt 17 Qualitätskriterien mit dem Marktstandard verglichen.

Berücksichtigt sind sowohl Produkte, die in Deutschland als auch in Österreich angeboten werden. Die Analyse basiert auf der Erhebung aller zu einem Qualitätskriterium am Markt tatsächlich vorhandenen Ausprägungen. Diejenige Ausprägung, die von den Anbietern in ihren Produkten am häufigsten verwendet wird, definiert den jeweiligen Marktstandard im Sinne eines Branchendurchschnittswertes.

Die 17 Kriterien im Detail

Die Analyse wurde anhand von 17 Kriterien durchgeführt. Diese sind im Einzelnen:

Prognosezeitraum, rückwirkende Leistung, Spezifikation der Erwerbstätigkeit, Arbeitsumfang, EU aufgrund von Pflegebedürftigkeit, Leistungszeitpunkt, Meldefristen, Beitragsstundung, zeitlich befristetes Anerkenntnis, Kostenübernahme bei Auslandsaufenthalt, Geltungsbereich, Mitwirkungspflichten Gesundheit, Mitwirkungspflichten Beruf , Einmalzahlungen, Nachversicherung ohne Anlass, Überbrückung von Zahlungsschwierigkeiten und die BU-Umtausch-Option.

Diese Kriterien beziehen sich ausschließlich auf die Bedingungswerke, nicht aber auf technische Gestaltungsmöglichkeiten, wie beispielsweise die Höhe einer beitragsfrei versicherbaren Rente. Im Weiteren werden die Qualitätskriterien weder gewichtet noch aggregiert. Für die einzelnen Kriterien wird dargestellt, ob der Versicherer eine Regelung getroffen hat, die besser oder schlechter als der Marktstandard ist.

Zwölf Versicherer entsprechen oder übertreffen Marktstandard

An diejenigen Versicherer und Tarife, die in allen getesteten Kriterien diesen Marktstandard erfüllen oder übertreffen, verleiht infinma entsprechende Zertifikate. Insgesamt 31 Tarife von zwölf Gesellschaften haben die Voraussetzungen für die Erlangung dieser Auszeichnung erfüllt. Zu den Versicherern zählen:

AXA, Continentale, DBV, Dialog, Europa, Generali (Österreich), Hannoversche, HDI, INTER, MetallRente, VOLKSWOHL BUND und Zurich.

Entwicklung der Erwerbsunfähigkeitsversicherung

„Während in den letzten Jahren kaum Veränderungen in der EU zu erkennen waren, hat sich in diesem Jahr der Marktstandard bei der Übernahme der Reise- und Unterkunftskosten bei Auslandsaufenthalt verändert. Das ist zwar ohne Auswirkung auf die zertifizierten Produkte geblieben, deutet aber darauf hin, dass doch der eine oder andere Anbieter die EU ‚wiederentdeckt‘ haben könnte“, erläutert der geschäftsführende infinma-Gesellschafter Dr. Jörg Schulz zur Analyse.

„Möglicherweise übt auch die zunehmende Verbreitung der Grundfähigkeitsversicherung Druck auf die Versicherer aus, die EU als Alternative zur Arbeitskraftabsicherung attraktiver zu machen“, so Marc Glissmann, ebenfalls Geschäftsführer der infinma. Und weiter: „Während die BU-Produkte seit Jahren eine recht hohe Qualität aufweisen, ist gerade in der EU noch einige Luft nach oben.“ Gleichermaßen kündigt infinma eine Marktstandard-Analyse für die Grundfähigkeitsversicherung an. (bh)

Weitere Informationen zu den Marktstandards-Analysen der infinma finden sich hier.

Bild: © ikonacolor – stock.adobe.com

 

Verbraucherschutz: Alles auf Anfang in der privaten Altersvorsorge

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) fordert die Einführung eines öffentlich-rechtlich organisierten Standardprodukts für die private Altersvorsorge und hat mit der „Extrarente“ ein Umsetzungsmodell entwickelt. Ein neues Gutachten schlägt nun die Gründung eines öffentlich-rechtlichen Trägers nach dem Vorbild Bundesbank vor.

Im Koalitionsvertrag von Union und SPD steht, dass die Altersvorsorge reformiert und die Riester-Rente weiterentwickelt werden soll. Dieser Tage beginnt dazu der entsprechende Dialog in Berlin. Währenddessen hakt der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) noch einmal nach: „Es macht keinen Sinn, dass Finanz- und Versicherungswirtschaft weiter überteuerte und kaum verständliche Riester-Produkte verkaufen dürfen. Besser und für Verbraucher weitaus profitabler wäre eine breit gestreute Anlage in Aktien, die durch einen unabhängigen Träger organisiert und kontrolliert wird. Der Träger muss dabei per Gesetz auf die Interessen der Verbraucher verpflichtet werden“, heißt es vonseiten Klaus Müller, Vorstand des vzbv.

Schon bekannt: Die Idee der Extrarente

Der vzbv fordert die Einführung eines öffentlich-rechtlich organisierten Standardprodukts und hat mit der „Extrarente“ ein konkretes Umsetzungsmodell vorgeschlagen. Verbraucher würden dabei automatisch in die Extrarente einbezogen, könnten sich per Opt-Out aber dagegen entscheiden. Die Kapitalanlage wäre frei wählbar, würde in der Voreinstellung aber vorrangig mit Aktien erfolgen und gegen Renteneintritt auf Anleihen umstellen.

Neues Gutachten: Kontrolle durch zwei Gremien

Nun stellt der vzbv ein neues Gutachten von Prof. Markus Roth von der Universität Marburg vor. Das Gutachten macht Vorschläge, wie ein Standardprodukt für die Altersvorsorge organisiert werden sollte.

Die Unabhängigkeit von staatlichen Weisungen sollte – wie bei der Bundesbank – per Gesetz festgeschrieben werden. Die weiteren Aufgaben des Trägers jenseits der Organisation der Vermögensverwaltung wären politisch zu entscheiden. Die Kontrolle des Vorstands soll durch einen unabhängig besetzten Verwaltungsrat und einen Beirat erfolgen. Die Organisation des Trägers kann öffentlich-rechtlich oder als GmbH erfolgen.

Die Finanz- und Versicherungswirtschaft wäre nur noch Auftragnehmer des Trägers. Einflüsse des Staates auf operative Geschäfte sollen in Anlehnung an das Bundesbank-Modell ausgeschlossen werden. (bh)

Lesen Sie auch: Riester-Rente: Verbände fordern von Politik die Stärkung der privaten Altersvorsorge und

Riester-Rente: Finanzminister und Verbraucherschützer fordern fondsgebundene Alternative

Bild: © Gert Baumbach – vzbv

 

Lebensversicherung: Zinstief und ZZR-Lockerung heben sich gegenseitig auf

Sollten sich die Kapitalmarktzinsen nicht wesentlich ändern, prognostiziert Assekurata bis 2030 einen ZZR-Bestand von mehr als 150 Mrd. Euro. Das entspricht der letzten Hochrechnung vor der 2018 eingeführten Korridormethode. Die Effekte aus der Methodenänderung und den gefallenen Marktzinsen heben sich damit gegenseitig auf. Assekurata entwirft auch drei unterschiedliche Szenarien zum Absinken des Referenzzinses.

Seit 2011 haben die Lebensversicherer marktweit insgesamt 75 Mrd. Euro in die Zinszusatzreserve (ZZR) eingestellt. Davon allein knapp 10 Mrd. Euro im Jahr 2019. Im Bilanzjahr 2018 war der Referenzzins lediglich um zwölf Basispunkte zurückgegangen, was maßgeblich auf die Methodenänderung bei der Ermittlung des ZZR-Bedarfs zurückzuführen war, die der Gesetzgeber mit Einführung der Korridormethode beschlossen hatte. „Um diese Zuführung zu stemmen, mussten die Versicherer zusätzlich etwa 1% Nettorendite erwirtschaften, was im aktuellen Zinsumfeld keine Selbstverständlichkeit ist“, rechnet Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei der Assekuranz Rating-Agentur Assekurata, vor. Auch für die nächsten zwei Jahre erwartet Assekurata ZZR-Zuführungen in ähnlicher Höhe. Der Reservebestand führe dazu, dass die Zinsanforderungen in den Beständen bereits deutlich gesunken seien. Sollten sich die Kapitalmarktzinsen nicht wesentlich ändern, prognostiziert Assekurata bis 2030 einen ZZR-Bestand von mehr als 150 Mrd. Euro. Dieser Wert entspricht der letzten Hochrechnung vor der 2018 eingeführten Korridormethode. Die Effekte aus der Methodenänderung und den weiter gefallenen Marktzinsen heben sich damit in den aktuellen Hochrechnungen gegenseitig auf. Dies teilt Assekurata im Zusammenhang mit der Veröffentlichung ihrer aktuellen Marktstudie zu Überschussbeteiligungen und Garantien von Lebensversicherern mit, die am 13.02.2020 veröffentlicht wurde (AssCompact berichtete).

Knapp 80% der Bestände in der Nachreservierung

Demnach sank der Referenzzins, der den brancheneinheitlichen Maßstab für die Dotierung der ZZR darstellt, im vergangenen Jahr um 17 Basispunkte auf 1,92%, womit sich laut Heermann alle Tarifgenerationen mit einem Garantiezins von 2,25% und höher in der Nachreservierung befinden. Auf die Studie bezogen seien also fast 80% der Bestände von der Nachreservierung betroffen, wenngleich es zwischen den Lebensversicherern große strukturelle Unterschiede gebe.

Drei verschiedene Zinsszenarien

Trotz der Berechnungsweise der Korridormethode, die gegenüber der vorherigen Methodik zu einem langsameren Absinken des Referenzzinses führt, wird dieser in kommenden Jahren weiter zurückgehen. Die Intensität hängt dabei vom Zinsverlauf ab. Dies verdeutlicht folgende Abbildung, in der Assekurata den Referenzzins für verschiedene Zinsszenarien (Basis-Szenario, Negativ-Szenario, Positiv-Szenario) in die Zukunft projiziert hat.

 

 Effekte heben sich gegenseitig auf

 

Im Fall des Basis-Szenarios, das ein seitwärtsverlaufendes Zinsniveau unterstellt, sinkt der Referenzzins sukzessive weiter und unterschreitet 2028 erstmals das Niveau von 0,90%. Dies hätte zur Folge, dass dann bereits die aktuell gültige Höchstrechnungszinsgeneration nachreservierungspflichtig würde. Im Negativ-Szenario, in dem ein bis 2030 kontinuierlich auf –1,00% sinkendes Zinsniveau angenommen wird, wäre dies sogar schon im Jahr 2025 der Fall. Selbst im Positiv-Szenario, in dem sich das Zinsniveau langsam erholen und auf 1,50% ansteigen würde, sinkt der Basiszins in den kommenden Jahren noch auf 1,42% ab, würde sich dann aber stabilisieren.

„Ausgedrückt in Euro müsste die Branche im Basis-Szenario bis 2030 mehr als 150 Mrd. Euro an ZZR-Mitteln aufbauen, was unseren Hochrechnungen vor Einführung der Korridormethode zum damaligen Zinsniveau entspricht“, erläutert Lars Heermann. Nach alter ZZR-Methodik läge in diesem Szenario der künftige Höchstbedarf im aktuellen Zinsumfeld sogar bei über 200 Mrd. Euro, ähnlich wie aktuell im Negativ-Szenario. Besser sehe es im Positiv-Szenario aus, bei dem die ZZR bereits bei gut 100 Mrd. Euro ihren Gipfel erreiche und ab 2026 schon wieder abgebaut würde. „Dann hätte die Branche heute bereits drei Viertel der insgesamt erforderlichen ZZR gestemmt, was unter unseren derzeitigen Zinsprognosen allerdings unwahrscheinlich ist“, so Heermann.

Mindestzuführungsverordnung soll geändert werden

Wie viel und bis wann jeder einzelne Anbieter noch Reserven aufbauen muss, hängt dabei nicht nur vom Zinsverlauf, sondern auch von der Bestandszusammensetzung und dem aktuellen Ausfinanzierungsgrad ab. Um die Mittel aufzubringen, müssen viele Unternehmen weiterhin Teile ihrer Bewertungsreserven auflösen, zumal es für externe Kapitalgeber unter den bestehenden Regelungen unattraktiv ist, einem Lebensversicherer zusätzliches Kapital zur ZZR-Finanzierung zur Verfügung zu stellen. Hier soll eine aktuelle Gesetzesinitiative Abhilfe schaffen. Ein entsprechender Referentenentwurf des Bundesfinanzministeriums (BMF) sieht vor, die Mindestzuführungsverordnung so zu ändern, dass Kapitalgeber ihren Finanzierungsbeitrag sukzessive zurückerhalten können, falls dieser schlussendlich nicht benötigt werden sollte.

Gleichzeitig liegt die Verzinsung damit deutlich unterhalb der Verzinsung bei laufenden Rentenbezügen oder Policen gegen laufenden Beitrag. Als weitere regulatorische Änderung ist eine erneute Absenkung des Höchstrechnungszinses absehbar. Alle Studienteilnehmer erwarten diese zum 01.01.2021. Mehrheitlich gehen die Versicherer dann von einer Absenkung auf 0,50% aus, was dem aktuellen Vorschlag der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) entspricht, wobei die endgültige Festlegung durch das BMF erfolgt. (ad)

Bild: © vadim yerofeyev – stock.adobe.com

Lesen Sie auch: Lebensversicherung: Assekurata beleuchtet Überschussbeteiligungen 2020

 

SIGNAL IDUNA stärkt weiter den Maklervertrieb

Die SIGNAL IDUNA setzt sich ambitionierte Wachstumsziele. Im Jahr 2023 sollen die Beitragseinnahmen mehr als 7 Mrd. Euro betragen. Um das zu erreichen, will die Gruppe neben der Verstetigung des KV-Absatzes das Gewerbe-, Biometrie- und bAV-Geschäft forcieren, die Zielgruppenfokussierung ausbauen und neue Partner im freien Vertrieb für sich gewinnen. Interview mit Torsten Uhlig, Vorstand Vertrieb und Marketing, und Ulrich Scheele, Generalbevollmächtigter der SIGNAL IDUNA Gruppe.

Herr Uhlig, wie lief zuletzt das Geschäft Ihres Hauses?

Torsten Uhlig: Wir blicken auf das zweitbeste Vertriebsjahr seit Bestehen des Gleichordnungskonzerns SIGNAL IDUNA zurück. Lediglich 2004 haben wir das Vertriebsergebnis aus 2019 überschritten. Damals sorgte allerdings das Abschaffen der Steuerfreiheit in der Lebensversicherung für einen großen Sondereffekt. Man kann also für 2019 von einem organischen Absatzrekord der SIGNAL IDUNA sprechen. Im Vorjahresvergleich konnten wir unseren Absatz um 13% steigern. Einen Großteil dazu beigetragen haben unsere Vertriebspartner aus den freien Vertrieben.

Ulrich Scheele: Makler haben uns in der Vergangenheit meistens als Krankenversicherer wahrgenommen. Unsere guten Ergebnisse im Komposit-Geschäft zeigen, dass sich unsere Bemühungen um mehr Breite im Markt auszahlen. Im gewerblichen Kompositgeschäft konnten wir so unseren Anteil am Gesamtabsatz unseres Konzerns von 30% auf nahezu 50% steigern, und das bei insgesamt deutlich steigenden Absatzzahlen. Diese Entwicklung werden wir nun auch in der Biometrie fortführen.

Die Vollversicherung gehört aber ja nun auch nicht mehr gerade zu den Wachstumssparten ...

TU: Wir sind als einer der größten privaten Krankenversicherer auch weiterhin vom dualen Krankenversicherungssystem in Deutschland überzeugt. Wir konnten im vergangenen Vertriebsjahr den KV-Gesamtabsatz auf hohem Niveau stabil halten. Zudem sind wir eine der wenigen Gesellschaften, die die Anzahl der versicherten Personen in der Krankenvollversicherung in den letzten Jahren steigern konnten. Selbstredend wollen wir auch in unserer größten Sparte weiterhin wachsen. Wir sehen in der privaten Krankenvollversicherung insbesondere Steigerungsmöglichkeiten im Beihilfebereich.

In der Zusatzversicherung konnten Sie aber kaum zulegen. Woran liegt’s?

US: Die Tatsache, dass wir als Marke in dem Krankenvollversicherungsmarkt hochanerkannt sind, wirkt sich nicht automatisch auf das Wachstum in der Zusatzversicherung aus – hier haben wir eine echte Wachstumsverpflichtung, an der wir mit Hochdruck arbeiten.

Sie wollen nun das Maklersegment stärken. Was hat Makler denn bisher bewogen, mit Ihnen zusammenzuarbeiten?

US: In der Krankenversicherung ist dies im Besonderen unsere Produkt- und Prozessstärke. Wir haben uns als Hochleistungskrankenversicherer mit sehr guten Services positioniert, und das weiß die Maklerschaft zu schätzen. In Komposit sind es unsere hochqualifizierten Spezialisten im Betrieb und Vertrieb.

Warum suchen Sie jetzt eine stärkere Nähe zum Maklermarkt?

TU: Mit unserer Wachstumsstrategie im Transformationsprogramm VISION2023 haben wir uns ganz bewusst ambitionierte Ziele gesetzt. Um diese Ziele zu erreichen, müssen wir unsere bisherigen Vertriebswege weiterentwickeln und noch nicht ausgeschöpfte Potenziale nutzen. SIGNAL IDUNA hat traditionell einen großen und außergewöhnlich produktiven Ausschließlichkeitsvertrieb, den wir selbstverständlich auch weiterentwickeln werden. Wesentliche vertriebliche Potenziale liegen für uns aber auch im digitalen Vertrieb und im Maklergeschäft. Wir haben uns vorgenommen, dass 50% unseres Neugeschäfts aus unseren fokussierten Zielgruppen kommen werden. Hierbei bauen wir auf unsere Wurzeln im Mittelstand und intensivieren unsere Partnerschaft zum Handwerk, zum Handel und zu Teilen des öffentlichen Dienstes. Wir werden kontinuierlich auch im freien Vertrieb mit zielgruppenorientierten Vertriebspartnern arbeiten, die diesen Weg gemeinsam mit uns gehen.

US: Letztlich geben wir dem Makler die Chance, seinen Kunden unsere speziellen Produkte und Lösungen anzubieten, und treiben ihn nicht in die Arme unserer Mitbewerber.

Im Gewerbebereich bedeutet dies aber eine enge Fokussierung auf Makler, die genau in dieser Zielgruppe tätig sind.

TU: Mit unserem neuen Ansatz der Zielgruppenbearbeitung analysieren wir sehr spitz Fokus-Segmente. Ziel ist es, die Kunden in unseren fokussierten Zielgruppen noch besser zu verstehen und ihnen mehr Lebensqualität zu bieten. Hier suchen wir Vertriebspartner, die sich ebenfalls auf eine der zehn von uns definierten Zielgruppen spezialisiert haben und die mit uns partnerschaftlich den Weg zu noch mehr vertrieblichem Erfolg gehen wollen. Wir werden hier nicht mehr ausschließlich mit Versicherungsprodukten punkten, sondern „echte“ Probleme unserer Zielgruppen lösen. Diese Lösungen werden unter anderem über die Mittelstandsplattform „Pylot“ angeboten, die wir gemeinsam mit dem FinTech-Builder Finleap in Berlin aufbauen. Damit schaffen wir für unsere Vertriebspartner völlig neue Ansprachekonzepte.

Was ist mit Maklern, die außerhalb Ihrer definierten Zielgruppen erfolgreich tätig sind?

US: Wir sind davon überzeugt, dass sich die Ergebnisse aus unseren Projekten skalieren lassen, sodass wir ganzheitlich von den Lösungen profitieren werden und die Erkenntnisse in unser klassisches Breitengeschäft übertragen.

Wir werden auch interessierten Maklern helfen, ihre Beratungsqualität in den definierten Zielgruppen zu verbessern. Dabei denke ich etwa auch an das Hotel- und Gaststättengewerbe, wo wir der Umsetzungspartner des Tarifvertrags zwischen DEHOGA und NGG in der bAV sind.

Seit Dezember sind Sie mit einer BU- und einer Grundfähigkeitenversicherung am Markt. Was erwarten Sie sich in dem umkämpften Biometrie-Markt?

TU: Das bisherige Feedback zur Produktserie stimmt uns absolut optimistisch. Gerade im Maklervertrieb haben wir durch die gute Wettbewerbsfähigkeit große Erwartungen an das Absatzergebnis. Unterstützt wird die gute Wettbewerbsfähigkeit des Produktes durch den Aufbau von guten Services – etwa der Risikoprüfung direkt am Point of Sale oder klaren marktfähigen Service-Level-Agreements.

US: Wir haben Endkunden und Vertriebspartner in die Produktentwicklung miteinbezogen. Daraus ist eine Produktkombination entstanden, welche etwa innerhalb der Grundfähigkeitenversicherung eine Option beinhaltet, um später in die BU zu wechseln. Ein gutes Beispiel für Kundenorientierung.

Sie hatten noch den digitalen Vertrieb angesprochen. Was ist damit gemeint?

TU: Wir sind bereits seit einigen Jahren davon überzeugt, dass uns die Zukunft nicht den reinen Online-Kunden bringen wird, sondern die Kunden zunehmend hybrider werden. Das bedeutet, dass die Kunden den Interaktionskanal mit dem Finanzdienstleister in der Zukunft selbst auswählen. Dieser Ansatz hat aber nicht nur den Fokus auf den Aufbau von digitalen Kanälen, sondern wir müssen unsere stationären Vertriebe mit auf die Reise nehmen und diese befähigen, alle Kanäle für sich zu nutzen. So schaffen wir einen hybriden oder besser einen digitalen Vertrieb.

Was sind die nächsten Schritte?

TU: Bereits in diesem Jahr wird SIGNAL IDUNA die Schallmauer von 6 Mrd. Euro Beitragseinnahmen durchbrechen. Wir werden weitere Produkte und Lösungen für unsere Kunden und unsere Vertriebspartner entwickeln und so echten Mehrwert liefern. Alle Maßnahmen werden dazu beitragen, unsere Position im Maklermarkt weiter zu verbessern. Wir freuen uns auf ein hochinteressantes und erfolgreiches Jahr 2020.

Bild: Ulrich Scheele (l.) und Torsten Uhlig (r.) © SIGNAL IDUNA

 

Überschussbeteiligungen drehen 2020 wieder nach unten

2019 konnten die deutschen Lebensversicherer die Überschussbeteiligungen erstmals seit 2008 stabil halten. 2020 müssen sich Vermittler und ihre Kunden aber wieder auf sinkende Verzinsungen einstellen. Das zeigt eine aktuelle Analyse des Hamburger Abendblatts.

Das Hamburger Abendblatt hat 40 führende Versicherungsgesellschaften in Deutschland nach ihren Überschussbeteiligungen für 2020 befragt. Nach einem Jahr der Stabilisierung dürften die Verzinsungen der Analyse zufolge 2020 wieder an den Abwärtstrend der Vorjahre anschließen. 2019 hatte sich der Wert noch auf dem Vorjahresniveau von 2,37% stabilisiert. Zudem hatten 85% der 40 größten Lebensversicherer ihre Überschussbeteiligung stabil gehalten.

Durchschnittliche Überschussbeteiligung sinkt auf 2,23%

2020 ist dagegen davon auszugehen, dass die durchschnittlichen Verzinsungen bei den 40 führenden Gesellschaften im Vorjahresvergleich wieder sinken. Im Schnitt fällt die Überschussbeteiligung laut der Analyse um 0,14 Prozentpunkte auf 2,23%. Selbst große Anbieter wie Allianz oder R+V senken demnach die Überschussbeteiligung im Vergleich zu 2019 um 0,3 Prozentpunkte.

Teilweise nur noch 1,25% Überschussbeteiligung

Teilweise dürfte die Verzinsung sogar 0,5 Prozentpunkte niedriger ausfallen als im Vorjahr. Mit 1,25% bietet das Generali-Run-off Proxalto eine der niedrigsten Überschussbeteiligungen am Markt an. Das hat nicht zuletzt beim Bund der Versicherten für lautstarke Kritik gesorgt. Hier dürften allerdings auch besonders viele Altverträge mit Garantiezinsen von 3% oder mehr vorliegen.

Diese Versicherer bieten 2020 überdurchschnittliche Verzinsungen

Die höchste Verzinsung der bisher bekannten und geplanten Überschussbeteiligungen bietet Ideal Leben mit einer geplanten Ausschüttung von 3,3%. Ebenfalls überdurchschnittlich fällt die Verzinsung auch bei Axa (2,90%), Europa (2,60%), Provinzial Rheinland (2,60%), Deutsche Ärzteversicherung (2,90%), Ergo Vorsorge (2,55%) und DEVK a. G. (2,70%) aus.

Unverändert starker Fokus auf Anleihen

Ideal Leben profitiert unter anderem von einem ungewöhnlich hohen Anteil an Immobilien in Höhe von 24%. Branchenweit beträgt der Immobilienanteil an den Portfolios der deutschen Lebensversicherer nur 3,3%. Sie sind stattdessen weiter stark von Anleihen geprägt. Im Schnitt machen sie fast 85% der Kapitalanlagen der Lebensversicherer aus. Dass das Zinsniveau im vergangenen Jahr neue Tiefststände erreicht und sich daran vermutlich auch in diesem Jahr nicht viel ändern wird, macht vielen Gesellschaften daher vergleichsweise stark zu schaffen. (mh)

Eine Übersicht zu den Überschussdeklarationen gibt es auf den Webseiten von Assekurata und bei Policen Direkt

Bild: © MQ-Illustrations – stock.adobe.com

 

Lifetime-Partner: Die SDK und ihre Pläne für Makler und Kunden

Die SDK entwickelt ihr Angebot weiter. Zunächst wird es neue Zusatzversicherungen geben. Es soll aber nicht nur bei Versicherungsprodukten bleiben. Wie die SDK dabei Makler mitnimmt, beantworten im AssCompact-Interview Olaf Engemann, Vorstand Vertrieb und Marketing, und Eric Sievert, Leiter Maklervertrieb der SDK.

Herr Engemann, die SDK hat sich trotz schwieriger Rahmenbedingungen immer für die Vollkostenversicherung eingesetzt. Ist das weiter Ihre Strategie?

Olaf Engemann: Wir sind von Krankenkostenvollversicherungen überzeugt, sonst hätten wir nicht die leistungsstarke Vollversicherung entwickelt, die wir 2017 auf den Markt gebracht haben. Wir glauben daran und werden diese künftig noch fokussierter in unseren Zielgruppen vermarkten.

Herr Sievert, stoßen Sie damit bei Maklern noch auf offene Ohren?

Eric Sievert: Letztendlich muss man sich darüber im Klaren sein, dass das PKV-Geschäft ein Spezialgeschäft ist. Versicherungsmakler, die in dem Feld arbeiten, werden weiter ein gutes und leistungsstarkes Portfolio benötigen, aus dem sie wählen können. Da begleiten wir sie natürlich. Für uns als Gesundheitsversicherer ist die Voll-KV ein ganz wesentliches Element. Am Ende sind alle Dienstleistungen, die wir heute schon anbieten und zukünftig weiter ausbauen werden, eine Ergänzung genau dieser Vollversicherung.

Vor diesem Hintergrund wollen Sie nun aber auch das Angebot in der Krankenzusatzversicherung ausbauen ...

OE: ... Ja, wir bringen eine neue Produktpalette an Zusatzversicherungen auf den Markt für den ambulanten, stationären und Zahnbereich mit einigen neuen Features und kalkuliert nach Art einer Schadenversicherung. Hier sehen wir für uns zusätzliches Wachstum.

Das bedeutet dann auch, dass die Tarife günstiger sind?

OE: Da sie keine Beitragsanteile für das Alter enthalten, sind sie günstiger. Auch in der bKV bieten wir neue Zusatztarife. Zu den Produkten werden wir dann auch Online-Abschlusstrecken bauen. Makler und Maklerpools können dann genauso darauf zugreifen wie unsere anderen Vertriebswege Bank und AO.

ES: Vielleicht darf ich ergänzen, dass wir in dem Zusammenhang ja vom hybriden Kunden sprechen. Dieser geht heute mal zum Makler, dann mal zu einer Bank, mal schließt er online ab. Darauf müssen wir uns einstellen, damit der Kunde selbst entscheiden kann, wo er welches Produkt abschließen will und hier wollen wir unsere Vertriebswege ganzheitlich unterstützen.

Das kleinere Geschäft läuft dann online, große Erwartungen ruhen aber auch auf der bKV. Diese wird aber nur eine kleinere Anzahl an Maklern ansprechen.

OE: Es ist schon so, dass sich die bKV auf einige wenige Makler konzentriert. Wir wollen neben Maklern, die sich dem bAV-Geschäft widmen auch auf Gewerbemakler zugehen, die den Zugang zu Unternehmen haben und denen wollen wir das Thema näherbringen. Wenn das Interesse geschaffen wurde, können wir von der SDK mit dem Makler zum Kunden und ihn unterstützen. In den Gesprächen geht es ja auch darum, das Gesundheitspaket der SDK anzubieten, das sich neben der bKV auch aus dem betrieblichen Gesundheitsmanagement und Gesundheitsdienstleistungen zusammensetzt.

Ein Beispiel: Wir bieten dem Arbeitgeber einen Baustein „Gesunder Schlaf“ an. Die Mitarbeiter beantworten auf freiwilliger Basis online Fragen und erhalten dann im Ergebnis Informationen, wie sie den eigenen Schlaf fördern können. Und davon profitieren alle, der Arbeitgeber, der gesunde, ausgeschlafene Mitarbeiter benötigt, und der Mitarbeiter selbst.

ES: Wir wollen hier letztendlich „Lifetime-Partner“ des Kunden sein. Das geht weit über das eigentliche Versicherungsprodukt hinaus. Bis hin zur Unterstützung bei der Facharztwahl oder auch zur Patientenverfügung. Da sind wir natürlich noch lange nicht am Ende.

Sie sprechen das Thema Ökosysteme an?

OE: Wir machen hier alle die ersten Gehversuche. Wir bieten beispielsweise als Gesundheitsexperte Ergonomie-Programme an, schulen ein besseres und aktiveres Sitzen. Warum sollten wir nicht mit Produzenten von Bürostühlen zusammenarbeiten? Der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt.

Sind aber die Vermittler nicht noch weit weg von diesen Themen?

OE: In der Tat ist der Makler oft noch etwas weiter weg von den Themen. Unsere Ausschließlichkeitsorganisation und natürlich vor allem unsere Spezialistenorganisation ist schon etwas näher dran. Gerade deshalb wollen wir die Makler dabei unterstützen und ihnen aufzeigen, welche Potenziale sich hierbei bieten.

ES: Aber ich finde das ganz normal und das ist auch jetzt nicht so disruptiv. Versicherungen und Zusatzprogramme gab es immer schon, jetzt entwickeln wir uns nur weiter in diese Richtung. Der Reifegrad wird sich daher immer weiterentwickeln und Kooperationen werden eine größere und wichtigere Rolle einnehmen.

Auch in der Pflegeversicherung ist das ein Thema. Welche Entwicklungen sehen Sie da?

OE: Pflege ist natürlich ist ein riesiges Thema und letztlich für uns ein gesellschaftlicher Auftrag. Wir kümmern uns darum und finden die Ideen unseres Gesundheitsministers gut, was den Aufbau von Personal, Gehaltsstrukturen usw. angeht. Aber das bringt natürlich auch Kosten mit sich. Und so kommt es unumgänglich zu Beitragsanpassungen in GKV und PKV. Umso wichtiger ist es daher, das Bewusstsein der Menschen für eine mögliche Pflegebedürftigkeit im Alter zu schärfen.

Sind die Beteiligten bei dem Thema nicht auch desillusioniert?

OE: Nein, das kann man so nicht sagen. Es gibt einige positive Entwicklungen. Es werden bereits Pflegeversicherungen online angeboten und sind auch online abschließbar. Es gibt auch Tarifverträge, bei denen eine betriebliche Pflegeversicherung festgeschrieben wurde. Wir finden den Ansatz gut und es ist doch auch eine gute Sache, wenn sich auch Arbeitgeber des Themas annehmen.

ES: Wir dürfen da auch nicht nachlassen. Wir wissen, dass sich Leute lieber ein Smartphone kaufen als eine Pflegeversicherung abzuschließen. Wir müssen deshalb das Thema immer weiterspielen und in die Köpfe der Bevölkerung bringen, um hier Aufklärung zu schaffen und zu sensibilisieren.

Wie gehen Sie denn mit Vergleichsportalen um?

OE: Wir werden uns hiermit sicherlich stärker auseinandersetzen müssen. Gerade bei der neuen Zusatzversicherungsproduktpalette stellen wir diesbezüglich Überlegungen an.

ES: Wir sind offen für alle Vertriebswege und müssen das als Mittelständler auch sein. Wir werden natürlich schauen, wie wir wen prozessual am besten unterstützen können. Wir müssen daher in eine offene Systemarchitektur kommen, sodass wir jeden, der den künftigen Weg mitgehen will, unterstützen können – das gilt für Vergleichsportale, Pools und auch Einzelmakler.

Wohin geht es denn in Ihrem Haus sonst noch in Sachen Digitalisierung?

OE: Wir haben im letzten Jahr eine Kunden-App gestartet, die SDK-App. Der erste Baustein war eigentlich nur die Pflicht, nämlich das Einreichen von Leistungsabrechnungen. Aber sie ist für uns nicht nur eine reine Schaden-App, sondern eine echte Kunden-App. Sie kann inzwischen bereits den Bearbeitungszustand anzeigen. In der Weiterentwicklung sind Gesundheitstipps und Vertragsauskünfte geplant. Vielleicht können wir die App auch vertrieblich nutzen und den Kunden über die App mit Spezialangeboten ansprechen. Wir werden sie auf jeden Fall stetig weiterentwickeln und neue Funktionen hinzufügen.

Gibt es aber nicht auch schon Zurückhaltung bei den normalen Schaden-Apps?

OE: Beim Einreichen von Leistungen? Das läuft super! Wir hatten nach dem ersten Launch rein über die Ansprache unserer Vermittler innerhalb von ein paar Wochen 7.000 Nutzer auf der App. Danach gab es einen offiziellen Launch, bei dem die Kunden direkt informiert wurden, dass sie Rechnungen per App einreichen können. Wir hatten am Ende des Jahres ungefähr 30.000 Nutzer.

Bild: © ASDF – stock.adobe.com

 

So verändert sich der deutsche Versicherungsmarkt

Die Unternehmensberatung Bain & Company hat eine Studie zum deutschen Versicherungsmarkt vorgestellt. Darin zeigt sie unter anderem, wie sich die Kundenerwartungen an die Sach- und Lebensversicherer verändern – und wie Versicherer darauf reagieren müssen, um gegen die zunehmende Konkurrenz branchenfremder Unternehmen zu bestehen.

Stagnierende Prämieneinnahmen, steigende Wechselbereitschaft und neue digitale Wettbewerber – in diesem Spannungsfeld suchen sich Versicherer laut Bain & Company weltweit nach neuen Wegen, um sich von der Konkurrenz abzusetzen – auch in Deutschland. In der Studie „Deutscher Versicherungsreport: Wer vernetzt, gewinnt“ zeigt das Beratungsunternehmen zugleich auf, wie Versicherer hierzulande mit vernetzten Services und Ökosystemen die Loyalität ihrer Kunden steigern und deren Erwartungen im digitalen Zeitalter erfüllen können.

Überzeugende Interaktion bleibt der Schüssel zum Kunden

Für die Studie wurden weltweit 167.000 Versicherungsnehmer befragt, davon allein 14.000 in Deutschland. „Überzeugende Interaktionen sind und bleiben der Schlüssel für loyale Kunden“, erläutert Bain-Partner und Studienautor Dr. Christian Kinder, die Kernerkenntnis der Studie. Ökosysteme wie die Werkstattnetze zahlreicher Kfz-Versicherer können in dieser Hinsicht nach Ansicht der Experten viele neue Anknüpfungspunkte schaffen. „Immer mehr Kunden wollen eine Versicherung, die Lösungen anbietet, statt nur Policen zu verkaufen und Schäden zu regulieren“, so Kinder weiter. „Dafür braucht die Assekuranz Partner. Ökosysteme sind die richtige Antwort auf die veränderten Kundenwünsche.“

Kunden sind offen für Branchenfremde

Noch schaffen es die deutschen Versicherungsunternehmen laut Bain & Company vergleichsweise gut, die Erwartungen ihrer Kunden zu erfüllen. Die höchsten mit dem Net Promoter Score® (NPS®) gemessenen Loyalitätswerte erzielt 2019 sowohl in der Sach- als auch in der Lebensversicherung einmal mehr die HUK Coburg. Dahinter folgen in der Sachversicherung HUK24 und LVM. In der Lebensversicherung belegen CosmosDirect und ERGO Direkt die Plätze 2 und 3.

Offenheit für branchenfremde Anbieter steigt

Allerdings gehen die Zeiten, in denen die Versicherer in ihrem Kerngeschäft unter sich sind, der Studie zufolge allmählich zu Ende. 38% der Deutschen sind bereit, sich bei einem Dienstleister oder Hersteller wie etwa einem Automobilkonzern zu versichern. 36% sind offen für Angebote etablierter Technologiekonzerne und 32% stehen Offerten von InsurTechs aufgeschlossen gegenüber.

Zwei entscheidende Vorteile für Versicherer

Im Wettbewerb mit Branchenneulingen sieht Bain & Company zwei entscheidende Vorteile für etablierte Versicherungsunternehmen. Zum einen würden die Kunden ihnen Vertrauen. Zum anderen würden sich viele Kunden in entscheidenden Momenten nach wie vor den persönlichen oder telefonischen Kontakt wünschen.

Die Achillesferse der Versicherer

Gerade das Thema Interaktion ist Bain & Company zufolge aber die Achillesferse vieler Versicherungsunternehmen. Der Austausch mit ihren Kunden beschränkt sich in der Regel auf ein- oder zweimal pro Jahr. 42% der Befragten geben an, in den vergangenen zwölf Monaten keinen einzigen Kontakt zu ihrem Versicherer gehabt zu haben. Wesentlich häufiger kommt es dagegen zum Kontakt, wenn Kunden über ein vernetztes Gerät in ein Ökosystem ihres Anbieters eingebunden sind. In diesem Fall steigt die Zahl der Interaktionen um den Faktor 6.

Kundenkontakte erhöhen die Loyalität

Die nur sporadische Interaktion vieler Versicherungsnehmer hat unmittelbare Auswirkungen auf die Loyalität. Gibt es keine Interaktion, liegt der Loyalitätswert in Form des NPS® in der Sachversicherung branchenweit bei 1%, in der Lebensversicherung sogar bei minus 15%. Schon bei zwei Interaktionen im Jahr steigen die Werte auf 26 beziehungsweise 14%.

Vernetzte Angebote werden immer wichtiger

Vernetzte Angebote gewinnen derweil an Bedeutung. Ein Drittel der Deutschen erwartet von ihrem Versicherer in den Sparten Kfz, Gebäude und Gesundheit vernetzte Angebote. „Das ist eine Steilvorlage für die Branche“, meint Bain-Partner Kinder. Denn über vernetzte Services würden die Unternehmen kontinuierlich Informationen über das tatsächliche Verhalten ihrer Kunden erhalten, was die personalisierte Ansprache erleichtere. Das schaffe die Basis für eine langfristige Kundenbindung sowie Up- und Cross-Selling.

Versicherer sollten schnell handeln

Für die Versicherer ist laut Bain & Company schnelles Handeln angesagt. „Positionieren sich Versicherer nicht als Partner für ein sicheres Eigenheim oder unfallfreies Fahren, werden es branchenfremde Anbieter tun“, so Kinder. Tatsächlich würden sich die Kfz-Hersteller in Deutschland bereits in diese Richtung bewegen und die traditionellen Versicherer dazu zwingen, ihre Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln. Fünf Themen stehen dabei der Studie zufolge besonders im Fokus:

  1. Aufbau eines Ökosystems
  2. Entwicklung einer Datenstrategie
  3. Weiterentwicklung des Vertriebs
  4. Optimierung von Produkten und Prozessen
  5. Zweigleisiger Strategieansatz für die Entwicklung einer langfristigen Vision

Je früher die Unternehmen die neue Realität akzeptieren und entsprechende Ökosysteme aufbauen, desto größer sieht Bain & Company die Chancen, im Wettbewerb mit Branchenfremden zu bestehen. (mh)

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Liechtenstein-Life-Umfrage: Massenhaftes Vermittlersterben?

Während der DKM im Oktober 2019 hat die Liechtenstein Life unter den Messebesuchern in Dortmund eine Befragung rund um die Konsequenzen eines Provisionsverbotes nach UK-Vorbild befragt: Massenhaftes Vermittlersterben oder Herausforderung für die Branche?

Jeder zweite hält ein massenhaftes Vermittlersterben im Falle der Einführung eines Provisionsverbotes nach UK-Vorbild für möglich. Doch registriert die Branche auch Optimismus: 40,3% würden in einem Provisionsverbot sogar eine Herausforderung für die Branche sehen, während immerhin 7,7% der Auffassung sind, dass ein Provisionsverbot zu einer qualitativen Verbesserung der Versicherungsprodukte führen würde. Dies ergab eine Umfrage, die die Liechtenstein Life Assurance AG während der DKM Ende Oktober 2019 in Dortmund durchgeführt hat.

Honorarberatung wird gestärkt, Kosten steigen an anderer Stelle

Auf mögliche Konsequenzen eines Provisionsverbotes angesprochen, ist sich eine Mehrheit von 45,5% sicher, dass die Honorarberatung gestärkt daraus hervorgehen werde. Allerdings geben 44,2% der Befragten zu bedenken, dass die Kosten an anderer Stelle steigen würden. Auf die mögliche Einführung eines Provisionsdeckels antworteten 44,2%, dass sie in der Nettopolice eine geeignete Antwort darauf sähen. Allerdings schätzen nur 29,9% der Befragten, dass sich deutsche Verbraucherschutzverbände mit einer flächendeckenden Einführung der Nettopolice zufriedengeben würden. 23,4% der Befragten gehen davon aus, dass Nettopolicen das Ansehen der Versicherungsvermittler verbessern würden.

Bei den Vergütungsmodellen für Nettopolicen zeichnen sich in der Umfrage drei in etwa gleich große Lager ab: 15,5% sehen sich als Berater mit Vergütung über Stundensätze, 10,4% setzen auf das Factoringverfahren, das Abschlussvergütungen der Kunden durch Banken vorfinanzieren lässt, und 13% bedienen sich dafür der Nettoplattformen wie Nettowelt.de.

Über die Umfrage

An der Befragung, die Liechtenstein Life während der DKM am 23. und 24.10.2019 in Dortmund durchgeführt hat, nahmen 77 Experten teil, darunter 57,1% Makler, 10,4% sonstige Mitarbeiter von Versicherungsunternehmen, 5,1% Ausschließlichkeitsvertreter und 1,3% Honorarberater. (ad)

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Fitch senkt den Daumen für deutsche Lebensversicherer

Die Ratingagentur Fitch hat ihre Einschätzungen zur Lage der deutschen Lebensversicherer aktualisiert – und dabei den Ausblick für die Branche insgesamt von stabil auf negativ gesenkt. Bei einigen Unternehmen verbesserte Fitch das Rating im Vergleich zum Vorjahr allerdings auch.

Fitch Ratings hat den Ausblick für die deutsche Lebensversicherungsindustrie von „stabil“ auf „negativ“ gesenkt. Der Schritt ist die Folge fortschreitend sinkender Marktzinsen und ihres Dominoeffekts auf Investmentmargen und -kapital. Die Lebensversicherer passen ihr Geschäft laut Fitch zunehmend an, indem sie auf weniger zinsabhängige Produkte setzen. Das könne den Effekt der sinkenden Renditen in der Kapitalanlage aber nur abschwächen. Kunden müssten zudem noch immer stärker mit den neuen Produkten vertraut werden.

Auswirkungen der ZZR-Reform

Der Gesetzgeber habe auf das veränderte Umfeld im Jahr 2018 mit einer Reform der Zinszusatzreserve (ZZR) reagiert. Diese gibt den Lebensversicherern laut Fitch mehr Freiheit bei der Asset-Allokation. Dennoch blieben die Vorgaben für die Lebensversicherungsindustrie 2019 und 2020 beträchtlich und herausfordernd. Insgesamt geht Fitch davon aus, die durchschnittlichen effektiven Garantien deutscher Lebensversicherungen Ende 2019 bei 1,8% liegen werden. Die durchschnittliche laufende Rendite auf der Investmentseite dürfte bei 2,7% liegen und damit stärker sinken als die Garantien. Die Investmentmarge schrumpft damit zwar, ist aber weiterhin positiv.

Rating-Ausblick

Insgesamt seien die aktuellen Herausforderungen handhabbar. Den Ausblick in Bezug auf die Finanzratings der deutschen Lebensversicherer hält Fitch daher stabil. Die Unternehmen würden ihre Geschäftsmodelle zunehmend diversifizieren, signifikante Erträge aus Quellen erwirtschaften, die nicht zinsabhängig sind, und über starke Kapitalpositionen verfügen.

Fitch senkt den Daumen für deutsche Lebensversicherer
Mehrheit weiter auf „High Investment Grade“

Die Mehrheit der deutschen Lebensversicherer wird folgerichtig weiterhin mit „High Investment Grade“ eingestuft (siehe Grafik). Einige erhalten sogar ein „AA“-Rating. Diese Unternehmen profitieren laut Fitch davon, Teil internationaler Versicherungs- oder Allfinanzgruppen zu sein. Bei 92% der gerateten Lebensversicherer ist der Ausblick zudem stabil. AachenMuenchener Lebensversicherung AG, Cosmos Lebensversicherungs-AG, Dialog Lebensversicherungs-AG, Generali Deutschland Pensionskasse AG haben ihr Rating im Vergleich zu Ende 2018 zudem sogar leicht von „A–“ auf „A“ verbessert. Nur einen Lebenversicherer stuft Fitch dagegen unterhalb von „A“ ein. (mh)

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Canada Life: Neuerungen im Vertriebstool „Flyer Generator“

Das Vertriebstool „Flyer Generator“ der Canada Life, mit dem Vermittler ihren Kunden zielgruppengenaue Vorschläge zur Arbeitskraftabsicherung unterbreiten können, wurde um neue Berufe ergänzt. Außerdem gibt es einen Feedback-Button für Wünsche und Anregungen an den Versicherer.

Im Canada-Life-Vertriebstool „Flyer Generator“ steht nun ein Feedback-Button zur Verfügung, mit dem Vermittler ihre Wünsche und Anregungen an Canada Life weitergeben können. Zudem können sie Push-Nachrichten per Knopfdruck aktivieren, um künftig alle Neuerungen automatisch zu erhalten. Vermittler, die auf Facebook aktiv sind, können die generierten Flyer auch dort posten und so gezielt mit ihrer Beraterkompetenz werben.

Neue Berufe integriert

Zudem wurden neue Berufe in den „Flyer Generator“ mit aufgenommen: Feuerwehrleute, Verkäufer, Musiker, Erzieher, Grafiker, Reiseverkehrskaufleute sowie Heilerzieherische Pfleger können Vermittler nun als Zielgruppe in dem Tool anwählen und ihnen Vorschläge zur Absicherung der Arbeitskraft unterbreiten. Der „Flyer-Generator“ erstellt dann eine genau auf die Zielgruppe passende Ansprache per Flyer, die der Vermittler ausdrucken oder per E-Mail verschicken kann.

P.S.: Aus aktuellem Anlass hat Canada Life auch den Weihnachtsmann als Beruf in den „Flyer-Generator“ integriert. Denn: „Der Weihnachtsmann hat einen Knochenjob: Lange Schlittenfahrten, sich um die Wünsche der Kinder kümmern, Geschenke verteilen. Das kann ganz schön stressig werden und bringt körperliche und mentale Belastungen mit sich“, erläutert Bernhard Rapp, Direktor Marketing und Produktmanagement Canada Life. „Wie jeder andere Mensch braucht deshalb auch ein Weihnachtsmann eine vernünftige Absicherung, die ihn im Ernstfall auffängt!“

Zum Canada-Life-Flyer-Generator geht es hier. (ad)

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