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Sachwerte
10. Februar 2017
Das neue Liquiditätsproblem der offenen Immobilienfonds

Das neue Liquiditätsproblem der offenen Immobilienfonds

Aus Liquiditätsmangel mussten vor wenigen Jahren noch mehrere offene Immobilienfonds geschlossen wurden. Liquidität bereitet den Fondsmanagern derzeit laut einer Studie von Scope Analysis erneut Kopfzerbrechen –allerdings herrscht heute kein Mangel, sondern vielmehr ein Übermaß an Liquidität.

Scope Analysis hat die Entwicklung der Liquiditätsquoten sämtlicher für Privatanleger offenen Immobilienfonds untersucht. Insgesamt wurden 18 Fonds mit einem aggregierten Fondsvermögen von 77,7 Mrd. Euro betrachtet. Das Ergebnis: Im vergangenen Jahr ist die durchschnittliche Bruttoliquiditätsquote von 21,0% auf 22,9% angestiegen. Das entspricht einem absoluten Liquiditätszuwachs von 3,0 Mrd. Euro.

Bis zu 28,4% Liquidität

Von den großen und etablierten Fonds weisen laut Scope aktuell der UniImmo: Deutschland (28,4%) und der hausInvest (25,4%) die höchsten Liquiditätsquoten auf. Der hausInvest ist zugleich der Fonds mit der stärksten Zunahme im vergangenen Jahr: Die Liquiditätsquote schwoll von 11,8% auf 25,4% an – und hat sich damit mehr als verdoppelt. Die durchschnittliche Performance der Fonds liegt aktuell zwar nur bei durchschnittlich 2,3% p.a. Damit liegt sie aber deutlich über dem Niveau, das sich derzeit mit Rentenpapieren von Emittenten hoher Bonität erzielen lässt. Scope macht darin einen wesentlichen Grund für die Rekordzuflüsse aus. Sie summierte sich 2016 netto auf fast als 7 Mrd. Euro.

Zwei Begrenzungsmöglichkeiten

Da es den meisten Fonds nicht möglich ist, Objekte im Umfang der Mittelzuflüsse anzukaufen, bleiben ihnen nur zwei weitere Möglichkeiten, um Liquidität zu begrenzen. Die erste ist die Tilgung ausstehender Kredite. Der Trend zu niedrigen Kreditquoten habe sich folgerichtig 2016 fortgesetzt. Die durchschnittliche Kreditquote der 18 Fonds ist Scope zufolge nochmals um mehr als 1,5 Prozentpunkte auf nunmehr 15% gefallen. Die zweite Möglichkeit zur Begrenzung der Liquidität ist ein Stopp für neue Anlegergelder. Derzeit würden nahezu alle Fondsmanager die Mittelzuflüsse in ihre Fonds reglementieren. Lediglich hausInvest und grundbesitz global nehmen noch uneingeschränkt Mittel an.

Ausblick 2017

Scope erwartet auch für 2017 ungebrochenes Anlegerinteresse an offenen Immobilienfonds. Fondsmanager dürften daher auch in diesem Jahr vor der Herausforderung stehen, Mittelzuflüsse zu begrenzen und Liquidität effektiv zu steuern. Ein Ende der hohen Nachfrage nach offenen Immobilienfonds erwartet Scope erst, sobald das Zinsniveau spürbar ansteigt und Rentenpapiere wieder auskömmliche Renditen ermöglichen. An diesem Punkt würden auch Anleger, die offene Immobilienfonds derzeit als Termingeldersatz verwenden, wieder ausstiegen. (mh)