Ein Artikel von Ulrike Germann, Head of Communications & Engagement, Employee Experience WTW Germany, und Ariane Köhler, Head of Work and Rewards WTW Germany and Austria
Arbeitgeber sind heute nicht nur wegen Fach- und Arbeitskräftemangel gefordert, Maßnahmen zur besseren Positionierung und Arbeitsatmosphäre für Mitarbeitende zu ergreifen. Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit von Mitarbeitenden verringert sich ebenfalls. Beständige Teams werden immer seltener. Fluktuation und mangelnde Bindung kosten Unternehmen Millionen. Vor allem bei den Erwerbstätigen zwischen 30 und 39 Jahren ist die Wechselbereitschaft stark ausgeprägt, wie eine Langzeitstudie von forsa im Auftrag von XING (New Work SE) belegt. 40% der Befragten sind offen für eine neue Aufgabe, 9% – und damit fast doppelt so viele wie im Vorjahr – suchen aktiv nach einem neuen Job. Besonders ausgeprägt ist die Wechselbereitschaft mit 48% bei den 18- bis 29-Jährigen. Sie ist im Vergleich zum Vorjahr um 8 Prozentpunkte gestiegen und Beobachter rechnen mit einem weiteren Anstieg.
Ein „Place to be“
Zum Aufbau beständiger Teams kommt es auf eine gute Arbeitsumgebung an. Fachleute sprechen hier von einer Employee Experience. Dazu gehören auch Diversität und Inklusion (D&I), sie sind für Unternehmen jeder Größe und Branche entscheidende Erfolgsfaktoren geworden. Ein integratives Arbeitsumfeld, in dem jeder gehört, respektiert und für das, was er ist, geschätzt wird, ist für viele Arbeitnehmende ein „Place to be“. Ein Ort, an dem sie Leistungen in Ruhe und damit einhergehend mit hohem Engagement und Sorgfalt erbringen können, das erhöht die Leistungserbringung in Qualität und Quantität.
Obwohl D&I oft mit größeren Unternehmen in Verbindung gebracht werden, erstrecken sich die Vorteile von Vielfalt und einer inklusiven Kultur auch auf kleinere Unternehmen, etwa Maklerbüros und -agenturen. Ein vielfältiger und inklusiver Arbeitsplatz fördert ein Gefühl der Zugehörigkeit und Motivation bei Mitarbeitenden. Wenn Individuen sich wertgeschätzt und respektiert fühlen, sind sie motiviert, produktiv und engagiert. Sie identifizieren sich mit dem Arbeitgeber und setzen sich für den Erfolg des Unternehmens ein. Dies steigert nicht nur die Leistung, sondern reduziert gleichzeitig die Fluktuationsrate und die damit verbundenen Kosten für Rekrutierung und Einarbeitung. Auch Ausfallzeiten durch Personalwechsel werden seltener.
D&I-Kultur schafft viele Vorteile
Doch es gibt noch viele weitere Vorteile einer D&I-Kultur. Diverse Teams bringen zum Beispiel eine Vielzahl von Perspektiven, Erfahrungen und Fachkenntnissen mit. In der Finanz- und Versicherungsberatungsbranche, in der komplexe Probleme innovative und nachvollziehbare Lösungen erfordern, können diverse Teams alternative Ansätze und Kommunikationsideen bieten. Durch die Integration unterschiedlicher Standpunkte können kleine Unternehmen fundiertere Entscheidungen treffen und Produkte verständlich präsentieren, was zu einem besseren Service und einem ertragreicheren Ergebnis führt.
Inklusion fördert Innovation in Unternehmen
Ein weiterer positiver Aspekt ist eine mögliche Steigerung von Kreativität und Innovation. Inklusive Umgebungen fördern diese Skills, indem sie Mitarbeitende ermutigen, ihre Ideen und Perspektiven ohne Angst vor Bewertung oder Ausgrenzung zu teilen. Wenn sich Individuen wertgeschätzt und einbezogen fühlen, sind sie eher bereit, ihre einzigartigen Einsichten einzubringen und Risiken einzugehen, was zur Entwicklung innovativer Lösungen und Dienstleistungen führt. Unternehmen, die keine inklusiven Teams haben und keine generelle Wertschätzung leben, müssen unglaubliche Nachteile verbuchen, weil Mitarbeitende aus Angst vor Häme nicht wagen, Verbesserungsvorschläge und neue Ideen einzubringen.
In zahlreichen Untersuchungen und Analysen wurde nachgewiesen, dass Diversität und Inklusion auch kleinen Unternehmen helfen, erfolgreicher zu sein, neue Märkte zu erschließen und eine breitere Kundenbasis anzuziehen. In der Finanz- und Versicherungsberatungsbranche stammen Kunden aus unterschiedlichen Bereichen und haben individuelle Bedürfnisse. Eine vielfältige Belegschaft, die die Kundenbasis widerspiegelt, kann Anforderungen einer breiten Kundenbasis besser verstehen und erfüllen. Das führt zu einer höheren Kundenzufriedenheit und -bindung.
Diversität und Inklusion in bestehende Teams zu integrieren, ist kein schwieriges Unterfangen. Die meisten Mitarbeitenden sind heute offen gegenüber Personen, die sich von der Masse unterscheiden. Eine aktive Rekrutierung und Einstellung von Mitarbeitenden aus verschiedenen Kulturen und Ethnien sowie mit unterschiedlichen Bildungs- und Berufserfahrungen ist in vielen Teams eine willkommene Maßnahme. Geschlechtervielfalt und die Einstellung von Menschen mit Behinderungen sind weitere Schritte.
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