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25. September 2023
Statistik: Fake-President-Betrugsfälle nehmen zu

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Statistik: Fake-President-Betrugsfälle nehmen zu

Fake-President-Betrugsfälle kommen wieder in Mode und Fälle von Zahlungsbetrug nehmen deutlich zu. Dies sind zwei wichtige Ergebnisse aus der Allianz Trade Statistik. Weiterhin richten die meisten und größten Schäden aber die eigenen Mitarbeiter eines Unternehmens an. Was können Unternehmen tun?

Die Allianz Trade Statistik gibt Auskunft über die Ausmaße der Wirtschaftskriminalität und welche Betrugsmaschen gerade in Umlauf sind. Das sogenannte „Social Engineering” bleibt bei Betrügern ein Kassenschlager, heißt es. Dabei nutzen sie auch die anhaltende Home-Office-Situation aus. Insgesamt zeigt die Statistik, dass besonders die Betrugsmasche Zahlungsbetrug (Payment Diversion), bei der Zahlungsströme umgeleitet werden, zugenommen hat. Mit +29% im Vergleich zum Vorjahr gibt es hier einen deutlichen Anstieg bei den Fallzahlen. Die Höhe der Schäden ist mit +33% sogar ein Drittel höher als noch 2021. Und auch für dieses Jahr verzeichnet Allianz Trade diesen Trend: Auf Basis des bisherigen Jahresverlaufs 2023 dürften sich die Fallzahlen nach Schätzungen des Unternehmens um weitere rund 15% erhöhen, bei den von Unternehmen gemeldeten Schäden werden es rund 21% sein.

„Meisten Fälle liefen nach klassischem Schema ab – aber sehr gut gemacht“

„Spannend ist, dass Fake-President-Betrugsfälle bei Wirtschaftskriminellen wieder in Mode kommen“, meint Rüdiger Kirsch, Betrugsexperte bei Allianz Trade. „In den letzten Jahren haben Fallzahlen stagniert und die durchschnittliche Schadenshöhe ist sukzessive gesunken.“ Nun deute sich hier eine Trendwende an: „2022 gab es 15% mehr Fälle als im Vorjahr und die gemeldeten Schäden stiegen sogar um 38%. 2023 zeichnet sich bisher ein ganz ähnliches Bild mit +17% bei den Fallzahlen und +24% bei den gemeldeten Schäden der Unternehmen. Die meisten Fälle liefen nach dem ganz klassischen Schema ab – waren aber sehr gut gemacht. Und das war noch vor ChatGPT. Mit neuen KI-Anwendungen dürfte es für Betrüger noch leichter werden, den richtigen Ton zu treffen und die Mitarbeitenden so zu manipulieren, dass sie entsprechende Zahlungen anweisen“, so der Allianz-Trade-Betrugsexperte.

„Innentäter“ verursachen größten Schaden

Allerdings werden weiterhin die meisten und größten Schäden von „Innentätern“, also den eigenen Mitarbeitenden eines Unternehmens, verursacht. Hier habe sich Allianz Trade zufolge aber das Verhältnis verschoben: 2022 haben Innentäter rund 57% der Fälle verursacht und waren für zwei Drittel (73%) der Schäden verantwortlich. 2023 waren es im bisherigen Jahresverlauf mit 51% nur noch gut die Hälfte der Fälle, aber weiterhin 69% der gemeldeten Schäden. Gut ausgebildete männliche Führungskräfte, etwa Mitte 40, die seit mindestens zehn Jahren im Unternehmen sind, richten laut der Statistik die höchsten Schäden an.

Wirtschaftsstraftäter sind „Latecomer to crime“

Wirtschaftsstraftäter seien „Latecomer to crime“, also Spätzünder bei der kriminellen Karriere, sagt Prof. Dr. Hendrik Schneider, Rechtswissenschaftler und Kriminologe. Das habe mehrere Gründe: „Ein Uni-Absolvent hätte zum Beispiel gar nicht die Befugnisse, Transaktionen mit hohen Geldbeträgen anzuweisen. Ein Manager mit langer Betriebszugehörigkeit weiß hingegen, wie der Hase läuft, wo Nischen und Kontrolldefizite sind, und hat die notwendigen Befugnisse. Da ist bei dem einen oder anderen die Verlockung groß, eine günstige Gelegenheit auszunutzen. In eine solche Führungsposition kommen allerdings nur selten Menschen, deren polizeiliches Führungszeugnis Eintragungen aufweist. Das heißt: Eine bis dato weiße Weste ist für die Weiße-Kragen-Täter die Grundvoraussetzung“, so Schneider.

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